Cottage-GartenA.) Cottage-Garten, eine ideale Vorstellung.
A.) Cottage-Garten, eine ideale Vorstellung.

Die Tradition der Cottage Gardens finden wir in England. Gemeint sind damit die kleinen Gärten der Cottages, der Häuschen ehemaliger Landarbeiter. Im Ursprung dienten die 400 bis 500qm großen Anlagen der Selbstversorgung mit Obst, Gemüse und Kräutern. Oft wurden auch Kaninchen und Hühner gehalten und manchmal gab es einen Teich für Enten und Gänse.

Neben den Kulturpflanzen blühten überwiegend in den Vorgärten aber auch üppig Blumen, jeder freie Fleck wurde genutzt. An den Wänden der Cottages wuchsen Spalierobstbäume, Rosen und andere Kletterpflanzen. Selbst Geräteschuppen und Mauern wurden in malerisches Grün gehüllt.

Cottagegarten mit StockrosenB.) Stockrosen und Kletterrosen finden immer einen Platz.Die Blumen stehen im klassischen Cottage-Garten bunt durcheinander und selten in großen Gruppen. Doch dort, wo sie sich selber aussäen können, erobern sie in lockeren Trupps das Gartenland (z.B. Lupinen). Die Blumen mussten widerstandsfähig sein, da früher die meisten Cottage-Gärtner wenig Zeit für die Pflege hatten.

Pflanzen wurden zum Teil aus der Natur genommen (wie bspw. Lupinen, Fingerhut, Königskerze) oder mit dem Nachbarn getauscht. Somit setzten sich meist diejenigen Blumen in den Cottage-Gärten durch, welche durch Teilung leicht zu vermehren sind – Phlox, Pfingstrosen, Irisarten – oder welche sich leicht von selber aussähen, dazu gehören Stockrosen, Ringelblumen, Kapuzinerkresse, Malven, Cosmea und Lupinen. Viele der oben genannten Blumen wurden ursprünglich als Heil- oder Küchenkräuter angebaut.

Garten am CottageC.) Das Haus ist Teil der Natur geworden ..."Der Cottage-Garten, so wie er sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat, zeichnet sich durch eine wohlgeformte Zwanglosigkeit aus. Er ist ein Produkt des gesunden Menschenverstandes, verbindet Nützliches mit Erfreulichem und ist gestalterisch eher unaufdringlich." *

Zur Gestaltung

Bei der Gestaltung eines Cottage-Gartens sollten wir bedenken, dass dieses Bild, welches ich hier eben zeichnete, natürlich eine sehr idealisierte Darstellung dieser kleinen Landarbeitergärtchen ist. Das ist insofern egal, da man sich bei der Realisierung seiner Träume immer am Ideal orientiert, selbst wenn es in der Umsetzung dann nicht immer zu 100 % gelingt. Wichtig ist nur, dass man die alte Gestaltungregel in Anwendung bringt, die da besagt: "Gestalte Zweckmäßiges schön". Das heißt, man soll bei seiner Gestaltungsidee auch die praktischen Dinge im Auge behalten. Selbst wenn man ausschließlich einen Ziergarten anlegen möchte, kann man Stauden und Blumen wählen, die auch für einen Blumenstrauß Verwendung finden können.

Typische Blumen

Wie oben bereits erwähnt, wird das Bild des klassischen Cottage-Gartens durch natürliche Blumen und Stauden geprägt. Und einige Pflanzungen erfüllten dabei auch einen ganz praktischen Zweck: Viele der Blumen wurden früher als Heilkräuter angepflanz.

  • Stockrosen und ein Weinspalier im Bauerngarten.Stockrosen und ein Weinspalier. Beide verbrauchen wenig Platz.Madonnen-Lilie: Der Aufguss der Lilien-Zwiebel wirkt harntreibend und wurde gegen Wechselfieber angewandt. Heute gilt die Lilie allerdings als giftig. Trotzdem im echten Cottage-Garten ein Muss!
  • Stockrosen gehören zu den ältesten Gartenblumen Europas. Sie wurden immer nahe an das Cottage gepflanzt. Die ungefüllten Sorten sollen gegenüber den gefüllten Sorten resistenter gegen Pilzkrankheiten sein.
  • Die schlanken, hochwachsenden Blumenarten, die wenig Platz brauchen, wie die Lupinen, Stockrosen, Fingerhut und Königskerzen (oder ähnliche Arten) wurden ebenfalls nahe an das Haus gepflanzt und sie gaben und geben erst die besondere, verzaubernde Atmosphäre.

Außerdem: Der Cottage-Gärtner hatte neben den einfachen, grazil wachsenden Blumen immer eine heimliche Vorliebe für gefüllte Blumensorten.

Formschnitte an Hecken

Cottagegarten Chris LoftyD.) Gehölze im Formschnitt vor einem Cottage.Auch wenn sonst in ihrer Art sehr natürlich haben Cottage-Gärten durchaus Charakterformen der Architekturgärten übernommen, wie etwa schnurgerade Wege oder in Form und Figuren geschnittener Buchsbaume oder Eibe.

Was es im Cottage-Garten ursprünglich nicht gab:

  • Man hatte keinen Rasen. Zum Aufenthalt im Freien baute man maximal eine geräumige Laube.
  • Blütensträucher wurden nur sehr wenige angepflanzt (eventuell Flieder).
  • Es gab keine Buchsbaumeinfassungen der Beete.
  • Es gab keine bogenförmigen Wege rein aus gestalterischen Gründen.

Gertrude Jekyll

Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Besitzer der Cottages nach und nach wohlhabender. Die reinen Selbstversorgergärten wurden mehr und mehr zu Ziergärten. Die bis dahin überwiegenden Nutzgärten wandelten sich oft ganz in kleine Blumenparadiese, welche je nach Bewohner recht individuell geprägt waren. Auch bedeutende Gartenplaner wie William Robinson (1838-1935) oder die Engländerin Gertrude Jekyll (1843-1932) ließen sich von den Cottage-Gärten inspirieren und entwickelten den ländlichen Stil weiter.

Bilder: Englische Gartenanlage nach Motiven des Cottage Garden von Gertrude Jekyll.

Stockrosen und Phlox in roten ...
Blumenfülle in einem eigentlic...
Herbstfarben in einem Cottageg...

Literatur & Quellen:

  • * Christopher Lloyd, Richard Bird: Kleine Gartenparadiese, Köln 1990.

Bildrechte:

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