Frühkartoffelbeete VorkulturKleingarten: Frühkartoffeln sind ideal als Vorkultur.
Kleingarten: Frühkartoffeln sind ideal als Vorkultur.

Es ist wohl so, dass sich niemand so recht festlegen will, wie hoch der Ertrag von Kartoffeln beim Anbau im Kleingarten ist. Stehen die Richtwerte aus dem Bereich der Landwirtschaft relativ sicher fest, so sind sie für den Selbstversorgungs-Anbau sehr vage zu machen. Das beginnt bereits damit, das im Garten in der Regel nur Frühkartoffeln angebaut werden und diese drei, vier oder fünfmal weniger Ertrag bringen, als die späten Lagersorten der Landwirte. Wiederum sind die Erträge innerhalb der Frühkartoffeln je nach Reifetagen (60 bis 90 Tage) sehr unterschiedlich. In der folgenden Kalkulation gehe ich von Kartoffelsorten aus, die 90 Tage kultiviert werden.
Ein weiterer Grund sehr unterschiedlich festgestellter Ertragshöhen ist aber ganz einfach derjenige, ob während der Kultur Kunstdünger eingesetzt wurde oder auch Insektizide und vor allem Fungizide (Pilzbekämfungsmittel) oder halt gar keine Chemie, wie es im heute im Kleinegartenanbau üblicherweise der Fall ist.

Durchschnittliche Erträge im Kleingarten

Von den wenigen brauchbaren Statistiken im Kleingartenbereich nehme ich als Berechnungsgrundlage von Horst Koehler (1955), welche ich entsprechend meinen Erfahrungen auch genau so bestätigen kann: Ein sechs Meter langes normales Beet [1,2 m breit], mit zwei Reihen Frühkartoffeln bestellt, benötigt etwa 40 vorgekeimte Kartoffeln, also eine kleine Kiste voll. Wir ernten von dieser Fläche etwa 30 bis 40 Kilogramm. [1]
Davon müssen wir jedoch 40 bis 50% Ertragsgewinn abziehen, wenn wir ohne Kunstdünger und Fungizide wirtschaften, so wie es 1955 üblich war.
Das sind, dann statt ca 4,5 bis 6, also ca. 5 Kilogramm Kartoffeln pro Quadratmeter, letztlich nur noch: 2 bis 3 Kilogramm Kartoffeln pro Quadratmeter. Voraussetzung dafür ist natürlich ein erfolgreicher Anbau und nicht einmal den bekommen alle Gartenfreunde so leicht hin, weil viele Faktoren den Ertrag schmälern können, wie ungünstige Bodenverhältnisse, ein zu oft gemachter Nacheinander-Anbau, das Mikroklima, Pilzkrankheiten, Schädlinge usw.
Die Bedarfsberechnung von Pflanzkartoffeln und Kartoffelernte pro Person (und Jahr) habe ich auf einer separaten Seite vorgestellt.
Kurz gesagt, rechne ich mit einem Kartoffelbedarf pro Person und Jahr von 40–50 Kilogramm.

Mögliche, höhere Erträge

Im ersten Moment scheinen die zwei oder drei Kilo Kartoffeln pro Quadratmeter nicht viel zu sein, doch was speziell die Frühkartoffeln betrifft, so werden im Feldbau eher noch geringere Erträge eingefahren. Bei den Lagerkartoffeln, also bei den spät reifenden Sorten (sie benötigen bis 180 Tage bis zur Ernte) ist es genau umgekehrt. Da sind die Erträge in kleineren, beengten Gärten meist niedriger und im Feldbau sehr hoch und zwar von 2,5 bis zu 5 Kilo pro Quadratmeter. Das Hauptproblem beim Anbau der Spätsorten im Garten ist der Umstand, dass ihr Laub im laufe ihrer 180 Tage währenden Wachstumsphase so gut wie immer von Schadpilzen befallen werden. Die Frühkartoffeln haben zwar ein ähnliche Problem, doch sind sie dann meist schon fertig ausgereift und ihr Laub stirbt dadurch ohnehin ab.
Eine erste Möglichkeit, den Ertrag im Garten zu steigern, ist noch einmal im Juni oder Juli Frühkartoffeln zu legen, wenn eine vorangegangen Kultur (z.B. Erbsen, Dicke Bohnen, Erdbeeren) abgeerntet wurde. Über diese Thematik habe ich in einem Taschenbuch geschrieben, welches ich hier gern empfehle:
Jacob, Thomas: Immerwährender Gartenkalender – Herbstanbau von Gemüse

Eine andere Methode zur Ertragssteigerung habe ich bereits genannt. das ist die herkömmliche Düngung mit einem Kunstdünger. In diesem Fall wird 14 Tage vor der Legung ein stickstoffreicher Volldünger dem Beet zugegeben und noch moderat ein oder zwei Gaben von Stickstoff-Flüssigdünger bei Regenwetter. Bei Trockenheit wird gewässert. Mit solchen Kulturmaßnahmen kommen wir unter guten Bedingungen zu den besagten fünf Kilo pro Quadratmeter.
Natürlich gibt es auch alternative Anbaumethoden, die sich dazu eignen, hohe Erträge beim Kartoffelanbau im Selbstversorgungs-Bereich zu erreichen. Ein Methode ist diejenige von John Jeavons, einem bekannten Gärtner aus Kalifornien. Er praktiziert eine Form der sogenannten Tiefbeetkultur, welche ich auf einer weiteren Seite ausführlich beschrieben habe. Laut seiner Publikation kann man mit dieser Methode, welche auf übertief gelockerte Beete baut, mit einem Ertrag von 2,5 bis 7,5 kg/m² Kartoffeln rechnen, je nach Sorte und Bodenqualität. Das bedeutet, dass man bei einer Anbaufläche von 10 Quadratmetern mit einer Ernte von etwa 25 bis 75 kg Kartoffeln rechnen kann. Die bereite Spanne möglicher Erträge zeigt uns jedoch, dass der Kartoffelanbau im Garten prinzipiell sehr schwankend ist.


Literatur & Quellen:
[1] Koehler, Horst; Das praktische Gartenbuch; herausgegeben vom Kultusministerium NRW, 1955
–  https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/ackerbau/kartoffeln/anbau-pdf.pdf
– Jeavons, John; How to Grow More Vegetables; Kalifornien 2017 [TJ.6.8] Zählpixel