Weiße Fliege im GrünkohlWeiße Fliege am Grünkohl.
Weiße Fliege am Grünkohl.

Wie das Bild hier zeigt, ist mir das Problem der weißen, kleinen Fliegen (es sind Läuse) gut bekannt. Ich habe sie etliche Jahre immer wieder an den Grünkohlblättern gefunden. Von oben her betrachtet, sehen die Pflanzen oft frisch und gesund aus und ohne Läusebefall, doch spätestens dann, wenn ich sie auf der Unterseite begutachtet habe, ist "plötzlich" alles weiß und schmierig von diesen nervigen Kleininsekten. Nach meinen Erfahrungen gibt es auch kein richtig funktionierendes Gegenmittel oder Hausmittel gegen die "Weiße Fliege"; abgesehen von chemischen Insektiziden, die wir im Kleingarten nicht verwenden sollten. Denn wenn wir beim Eigenanbau mit Chemie als Gegenmaßnahme arbeiten, dann können wir auch gleich den Kohl im Supermarkt kaufen – wo er sicher oft gespritzt, aus dem industriellen Anbau stammt. Der Sinn des Eigenanbaus besteht ja vor allem darin eigenes Bio-Gemüse produzieren zu können.

So viel erst einmal zu den Negativnachrichten. Die Lösung des Problems habe ich natürlich gefunden und unten im Text beschrieben. Da der Grünkohl ein absolut wichtiges und auch sehr gesundes Selbstversorger-Gemüse ist (z.B. sehr hoher Vitamin-C-Gehalt), sollten wir tatsächlich auch eine sinnvolle Lösung anstreben und nicht auf den Anbau verzichten. Daneben gibt es auch einen kulinarischen Aspekt, den ich ganz zum Schluss kurz erwähnen möchte.
Schauen wir aber zuerst einmal, mit wem wir es hier zu tun haben.

Die Kohlmottenschildlaus ist der Übeltäter

Bei dem Insekt handelt es sich um die Kohlmottenschildlaus (Aleyrodes proletella), die eine Art geflügelte Schlidlaus ist. Die weiße, mehlartige Bestäubung der Kohl-Blattunterseiten sind Gelege, woraus Larven schlüpfen, die später als Schildläuse an den Blättern sitzen, klebrigen Honigigtau ausscheiden und diesen an den Blättern hinterlassen. An den verklebten Stellen wiederum, bleibt Schmutz und Staub hängen und es siedeln sich sogenannte Schwärzepilze an, welche den Kohl verderben. Solche betroffenen Blätter sind zwar essbar – wie die Läuse und die Eigelege auch – doch halt unappetitlich. Zudem ist es für uns Europäer kulturlos Insekten zu essen. Es wäre eine kulturelle Aneignung dies zu tun...
Die Läuse sind etwa von Juni bis September aktiv und vermehren sich besonders in warmen und trockenen Witterungsperioden. Die Kohlgewächse stammen ja in ihrem Ursprung aus eher etwas feucht-kühleren, maritimen Klimaten. Heiße, trockene Sommer schwächen sie und machen sie anfällig für Schädlinge. Damit müssen wir irgendwie zurechtkommen. Allerdings ist nun ein Stichwort gefallen was besagt, dass vor allem geschwächte Pflanzen befallen werden. Andersherum ausgedrückt heißt das aber auch, dass wir die Pflanzengesundheit des Grünkohls stärken sollten. Dafür stehen uns etliche Möglichkeiten zur Verfügung.

Gegenmittel und Bekämpfung der Läuse

1. Stärkung der Immunität der Pflanze – optimalen Bedingungen für die Kultur schaffen

Die folgenden Tipps sind nicht nur so dahersagt, sondern wirklich wichtig! Jede Pflanze und auch jede Kulturpflanze besitzt natürliche Abwehrmechanismen gegen Schädlinge. Stärken wir die Pflanzengesundheit. Der Boden sollte gut mit Kali und Kalk versorgt werden, damit die Pflanzen natürliche Abwehrstoffe gegen die saugenden Insekten bilden können. Kali festigt beispielsweise die Blatthäute.
In alten Gartenbüchern ist immer wieder zu lesen, dass beim Anbau von Kohl der Boden doppelt tief gegraben ein sollte. Das ist also das Gegenteilvon dem heut beliebten "Gärtnern ohne Umzugraben". Allerdings ist es ein Missverständnis, wenn man glaubt, dass bei den alten Umgrabetechniken der Boden zwei Spaten gewendet wird. Das geschieht nur mit den oberen 20 Zentimetern. Der Untergrund wird gelockert und muss nicht gewendet werden. Zu diesem wichtigen Thema findet sich von mir eine umfangreiche Ausarbeitung über die Tiefbeetkultur und über die diesbezügliche Biointensive Gartenbaumethode nach John Jeavons, kurz: GROW BIOINTENSIVE® (GB-Gärtnerei).

Theoretisch ist es sinnvoll bei Hitze und Trockenheit niedrig gesteckte Sprüh-Regner laufen zu lassen, welche auf dem Grünkohlbeet und auf den Battunterseiten ein feuchtes Mikroklima entstehen lassen. Das mögen diese Weißen Fliegen und auch andere Schadinsekten nicht, wie die etwas größere (aber ähnliche Kohllaus). Vermutlich wirkt bei empfohlenen Hausmitteln, wie das Sprühen von Rainfarn-Tee (als alternatives Spritzmittel) das Sprühen des Wassers mehr, als der Stärkungs-Tee...
Allerdings kann das Wasser sprühen auch kontraproduktiv sein und zwar, wenn es kalt ist, also aus der Wasserleitung oder aus einem Brunnen kommt. Kaltes Wasser schwächt! Angewärmtes Wasser hingegen stärkt die Gemüsepflanzen! Also kann es vielleicht schon ein kleines Wunder wirken, wenn wir eine gefüllte Zinkgießkanne am Beet stehen haben und täglich mit dieser am späten Nachmittag einmal gießen.

2. So klappt es! Grünkohl spät anbauen.

Die beste Methode, die Läuse vom Grünkohl fernzuhalten ist, dass wir für dessen Anbau das Zeitfenster so legen, dass sein Hauptwachstum nicht in den Hochsommer fällt. Wir sollten uns für den späten Anbau des Kohls entscheiden, der im Klein- und Selbstversorger-Garten überhaupt am sinnvollsten ist.
Das hat ohnehin den Vorteil, dass wir unser Grünkohlbeet zuerst einmal mit Frühkartoffeln oder Zuckerschoten bestellen. Sind diese abgeerntet, was Ende Juni der Fall ist, pflanzen wir vorgezogene Grünkohlsetzlinge. Dies werden Ende Mai auf ein kleines Saatbeet ausgesät und die jungen Pflänzchen zwischendurch noch einmal auf ein nicht zu sonniges Aufzuchtbeet zwischengepflanzt, bis sie ihren endgültigen Standort bekommen. Hier kommt uns nämlich der merkwürdige Umstand entgegen, dass Kohlpflanzen allgemein kräftiger und gesünder wachsen, wenn sie in der Jugend ein oder zweimal versetzt werden.
Das Einpflanzen des Grünkohls Ende Juni geschieht dann zudem noch so, dass er in eine flache Senke gesetzt und später angehäufelt wird, was wiederum die Pflanzengesundheit stärkt und fördert. Der Kohl wird dann wie gewöhnlich gepflegt und moderat gedüngt – dabei darf er nicht mit Stickstoff überdüngt werden und auch nicht mit frischem Stallmist oder frischer Jauche. Letztere eigentlich guten Naturdünger, locken frisch und stinkend, jedoch Schadinsekten an! Die Weiße Fliege ist ja nicht der einzige Kohlschädling. Da gibt es noch die Kleine Kohlfliege (Delia radicum), den Kohlgallenrüßler (Ceuthorrhynchus pleurostigma Marsham), den Kohltriebrüssler (Ceutorhynchus pallidactylus) und die Kohldrehherzmücke (Contarinia nasturtii). Es wäre aussichtslos zur Bekämpfung all dieser Tierchen spezielle Gegenmittel zu besorgen. Das beste Gegenmittel ist die Stärkung der Pflanze als solches.

Das kulinarische Argument für den Spätanbau

Man konzentriere sich also auf den Herbstanbau des Grünkohls und auf die späte Ernte, weil ab Ende September der Fliegenbefall merklich nachlässt. Werden über den Sommer stark befallene Blätter entfernt und entsorgt (Hühner, Kaninchen, Meerschweinchen), regt dies die Grünkohlpflanzen zum Wachstum an und wir sollten ohnehin die älteren Blätter von untern her regelmäßig abernten, bevor sie gelb werden. Wir ernten dann bis in den Winter hinein und nach der Frotsperiode ab März weiter. Definitiv schmecken Oktober die nach dem Frost geernteten Blätter um vieles angenehmer, als Ernten aus dem Hochsommer. Im März machen wir dann noch mal eine Ernte der Blätter, die wir geschnitten und ohne zu blanchieren einfrosten können und haben damit dann auch unseren Grünkohl im Sommer (etwa als Beilage zur Bratwurst).
Dann gibt es aber im April nochmals eine kulinarische Besonderheit. Das ist die Ernte der im April treibenden Blütensprossen, als eines der besten Gartengemüse überhaupt. Damit schließen wir dann die "späte" und läusefreie Anbausaison des Kohls, der uns von der Pflanzung an, bis Anfang April immerhin zehn Monate beschäftigte!


P.S. Die Weiße Fliege finden wir nicht nur am Grünkohl, sondern an allen Kohlarten, wie Markstamm-, Wirsing-, Blumenkohl, Brokkoli und Kohlrabi. Nur wird sie dort nicht so störend empfunden. Am Rosenkohl und Wirsingkohl ist sie ebenfalls problematisch.
Eine Recherche konnte ich noch nicht verifizieren. Vorgeblich sollen Grünkohlsorten mit roter Einfärbung (z.B. Braunkohl 'Rote Palme') weniger von der Kohlmottenschildlaus befallen werden. Das kann durchaus sein, da es vergleichsweise Rosenkohlsorten gibt, die ebenfalls Resistenzen zeigen.

[TJ.19.5] Zählpixel I ©Bildrechte und Text: Thomas Jacob (2013), 5.2.2024

hoher roter Krauskohl