RomanescoRomanesco ist eine üppig wachsende Kohlstaude, die dem Blumenkohl ähnelt.
Romanesco ist eine üppig wachsende Kohlstaude, die dem Blumenkohl ähnelt.

Der Romanesco, auch Italienischer oder Römischer Blumenkohl oder Romanesco-Brokkoli genannt, hat jeweils die besten Eigenschaften von Blumenkohl und Brokkoli geerbt und ist ein wirklich edles Gemüse. Auch was den Ertrag betrifft, lohnt sich der Anbau durchaus. Zudem habe ich die Erfahrung gemacht, dass die späte Kultur mit der Ernte Ende Oktober bis Anfang November am besten gelingt. Für diese Zwecke ziehe ich die Pflanzen selber vor und pflanze sie dann als Nachkultur der Frühkartoffeln, Zwiebeln oder Erdbeeren. Die Kultur ähnelt der des Brokkoli. Für den Spätanbau säe ich beide Kohlarten Ende Mai, Anfang Juni aus, pikiere sie und pflanze sie Anfang Juli nach der Frühsommerernte auf die freigewordenen Flächen. Sowohl die Aussaat als auch das Pikieren der Jungpflanzen kann auf ein Beet oder in Saatgefäße erfolgen.

Romanesco Brokkoli HabitusDie Blätter sind auch nützliches Kaninchenfutter. Bevor die untersten absterben, verwenden wir sie dafür.

Herkunft, Botanisches und Geschmackliches

Der Römische Blumenkohl, der mit seinen merkwürdig strukturierten, fraktalen Blütenständen nicht nur Gärtner, sondern auch Mathematiker [1] begeistert, ist ein interessantes Gemüse, welches in seiner Heimat (im Umland von Rom) mindestens seit dem 16. Jahrhundert angebaut wird [2]. Der botanische Name lautet: Brassica oleracea convar. botrytis var. botrytis und wird von den Botanikern als Variation des Blumenkohls (Brassica oleracea var. botrytis L.) gesehen. Der Unterschied zum Blumenkohl ist der, dass er "statt Blütenanlagen Blütensprossanlagen" [3] ausbildet. Es kann aber auch sein, dass es sich nicht um eine Blumenkohlvarietät handelt, sondern um eine des Brokkoli [4]. Auf jeden Fall ist der Römische Blumenkohl für den Feinschmecker von völlig anderer Natur, und damit ist die geschmackliche Komponente gemeint. Weniger vom Blumenkohl, besitzt der Romanesco mehr Geschmacksnoten vom Brokkoli und hat zudem noch ein nussartiges Bou­quet, welches je nach Sorte und örtlicher Gegebenheiten etwas variiert. Es ist ein Edelgemüse und in seiner Wertigkeit durchaus mit Spargel und Schwarzwurzel vergleichbar.

Nochmals kurz zur botanischen Systematik: Brassica oleracea convar. botrytis var. botrytis (Romanesco) ist also eine Variation von Brassica oleracea var. silvestris (Blumekohl), der wiederum eine Varietät von Brassica oleracea var. silvestris (Brokkoli) darstellt. Dieser ist eine Varietät bzw. Unterart des außerordentlich formenreichen Brassica oleracea (Gemüsekohls). Die Pflanzenart Brassica oleracea fügt sich in die Gattung Brassica und diese in die Tribus (Unterfamilie) Brassiceae. Diese wiederum gehört zur Pflanzenfamilie der Kreuzblütler (Brassicaceae) und die ist Teil der Ordnung der Kreuzblütlerartigen (Brassicales).

Anbaupause einhalten

Für den Gartenfreund ist die botanische Herkunft seiner Gemüse insofern von Bedeutung, dass er den Fruchtfolgewechsel beachten muss, was in diesem Fall heißt, der Nacheinander-Anbau von Kohl (auch von Kreuzblütlern allgemein) sollte generell vermieden werden. Besonders bei solch ambitionierten Gemüsen wie Brokkoli, Blumenkohl und Romanesco ist das besonders wichtig, weil durch den Nacheinander-Anbau Schädlinge wie die Kohlhernie (ein Schadpilz) eingeschleppt werden können.

Anbau-Anleitung

Lage und Bodenvorbereitung

Romanesco ist nicht so anspruchsvoll wie Blumenkohl und stellt deshalb auch eine Alternative zu dem etwas empfindlicheren Gemüse dar. Er braucht einen sonnigen Standort. Leicht überschattete Beete werden aber ebenfalls toleriert. Der Boden sollte, wenn möglich, in doppelter Spatentiefe gegraben und etwas mit Kalk gedüngt sein, was den Befall mit der oben erwähnten Kohlhernie verhindert. An Stelle von Düngekalk ist auch das Einbringen von Holzasche (5-Liter-Eimer Holzasche auf etwa 15 Quadratmeter) möglich.

Eine Stallmistdüngung vor der Pflanzung ist förderlich, doch ist es sinnvoll, den Tiermist vorher, zusätzlich mit Kompost vermischt, reifen zu lassen. Bei einer tiefen Bodenlockerung (Tiefbeetkultur) und eines Bodens in gutem Kulturzustand (ein über mindestens 10 Jahre lang mit  organischer Bodendüngung wie Gründüngung, Kompost, Tierdung verbesserter Boden) genügt auch die einfache Kompostdüngung.

Aussaat, Jungpflanzen, Pflanzung, Zwischenkultur mit Kohlrabi

Für die Pflanzung, die ab April möglich ist, kaufen wir die nötigen Jungpflanzen in einer Gärtnerei. Allerdings gehören sie nicht immer zum gängigen Sortiment. Da kann eigene Aussaat die Alternative sein. Der erste mögliche Aussaatzeitpunkt direkt im Freiland auf ein Saatbeet oder in eine Saatkiste ist Mitte April. Für die späte Kultur, zu der ich rate, um nach den Frühkartoffeln die Anbaufläche nutzen zu können, sät man zwischen dem 20. und 31. Mai. [5]

Die Saattiefe beträgt fünf bis zehn Millimeter, also nicht wesentlich tiefer als einen Zentimeter säen! Bereits nach sechs bis acht Tagen gehen die Samen auf. Zuerst finden wir rundliche Keimblätter, danach treiben die eigentlichen Laubblätter aus. Haben sich von diesen zwei Blätter ausgebildet, pikieren (verpflanzen) wir mit einem Abstand von vier bis fünf Zentimetern. Das kann auf ein Anzuchtbeet oder in einen Pflanzkasten erfolgen. In der folgenden Zeit muss darauf geachtet werden, die Setzlinge gleichmäßig mit Wasser zu versorgen. Sie sollten niemals trocken stehen aber auch nicht zu viel Feuchtigkeit bekommen.

Von der Aussaat bis zur endgültigen Auspflanzung braucht es etwa 30 bis 40 Tage. Allgemein wird dabei der Abstand von 50 x 50 Zentimetern empfohlen. Wurde der Boden tiefgründig gegraben (siehe oben), genügen 40 x 40 Zentimeter. Die Jungpflanzen werden etwa fünf Zentimeter tiefer gesetzten, als sie zuvor gestanden haben.

Um den Platz auf unserer Anbaufläche auf optimale Weise zu nutzen, setzen wir Kohlrabi zwischen die Romanesco-Setzlinge als sogenannte Zwischenkultur. Diese braucht nur kurze Zeit bis zur Ernte, die ab September erfolgt. Bis dahin beengen sich beide Kulturen kaum, weil der Romanesco erst Ende September in seine volle Wachstumsphase übergeht. Die Kohlrabi-Jungpflanzen kaufen wir möglichst in einer Gärtnerei, weil die Sommeraufzucht schwierig ist, sie aber für die Mischpflanzung in optimaler Größe und hochwertiger Sorte (ich rate zu F1-Hybriden) zur Verfügung stehen sollten. Gepflanzt werden Kohlrabi-Spätsorten ab 15. Juli und bis spätestens Anfang August.

Pflege, Düngung

Anfangs wird wiederholt durchdringend gegossen. Später, wenn die Pflanzen angewachsen sind, gilt der Grundsatz, bei Trockenheit selten aber gründlich gießen statt oft und wenig. Allerdings muss bei der Mischpflanzung mit Kohlrabi auf einen gleichmäßige Wasserversorgung geachtet werden, da Kohlrabi bei großen Schwankungen der Bodenfeuchte zum Aufplatzen neigt.

Regelmäßiges Häckeln ist von Vorteil, da die Wurzeln und nützlichen Bodenbakterien stets Sauerstoff benötigen. Besonders nach dem Gießen, wenn die Oberfläche des Bodens nach dem Abtrocknen verhärtet, sollte sie aufgelockert werden, damit sie nicht verkrustet. Eine weitere Möglichkeit, die Erde vor zu raschem Austrocknen zu bewahren, ist, den Boden mit einer Mulchschicht zu bedecken.

Wurde im Juli gepflanzt, können wir im August mit einer Stallmist- oder nährstoffreichen Pflanzenjauche düngen, doch möglichst nicht bei Trockenheit und Hitze. Weitere Jauchegüsse können im September und Anfang Oktober erfolgen. Wird die Witterung kühler, bringt die Düngung nichts mehr, weil dann die Nährstoffe nicht mehr zureichend aufgeschlossen werden. An Stelle von biologischen Düngemitteln kann natürlich auch ein Kunstdünger (Mehrnährstoffdünger, z.B. Blaukorn) zum Einsatz kommen. Die Dosierung erfolgt nach Anleitung. Damit dieser nicht zu scharf wirkt, sollten wir ihn vorher mit etwas Blumen- oder Komposterde vermischen und dieses Erde-Dünger-Gemisch einen Tag später streuen. Das Blaukorn löst sich bei dieser Vorbehandlung schon ein wenig im Boden auf und wirkt weniger konzentriert.

Ernte und Verwendung in der Küche

Nach der zeitigen Pflanzung im April kann die Ernte bereits im Juli erfolgen; und bei der hier geratenen Spätkultur von Ende Oktober bis weit in den November hinein. Im Bild sieht man, wie weit die Blume eines Romanesco Ende Oktober ausgebildet ist.

Romanesco Blütenform Ende OktoberBlütenkopf Ende Oktober

Man bereitet ihn wie Blumenkohl oder Brokkoli zu. Beispiel: Gemüse-Gratain.

Romanesco und Broccoli 'Calbrese'Romanesco und Broccoli 'Calbrese'

Die schnellste und wohl auch leckerste Zubereitung ist die mit anderen frisch geernteten Spät-Gemüsen wie z.B. Möhren, Knollenfenchel, Herbstrübchen oder auch mit Kartoffeln zu Ofengemüse. Dafür wird das Gemüse in Stücke geschnitten, mit Salz und Pfeffer gewürzt und mit etwas Öl vermengt. Anschließend kommt es je nach Menge in eine Auflaufform oder auf ein Backblech und wird bei 180°C etwa für eine halbe Stunde im Backofen gegart.

Romanesco kann zerkleinert und blanchiert eingefroren werden.

Übrigens:

Selbst wenn dieser Kohl erst Ende Juni gepflanzt wird, wächst er zu einer fast einen Meter hohen Staude heran und bekommt riesige Blätter. Auch für den Halter von Kaninchen und Co., der Futter für Kleintiere benötigt, ist Romanesco deshalb ein guter Tipp.


  • [1] Blütenstand des Romanesco mit fraktalen Strukturen und Fibonacci-Spiralen: siehe "Selbstählichkeit" z.B.: https://de.wikipedia.org/wiki/Selbst%C3%A4hnlichkeit (Juni 2021)
  • [2] https://en.wikipedia.org/wiki/Romanesco_broccoli (Juni 2021)
  • [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Blumenkohl (Juni 2021)

[4] Der Begriff der Varietät, also einer Art-Variante ist sicher nicht ganz korrekt. Die Ausbildung der "Blumen" stellt eher eine Missbildung der Pflanzen dar, die dem Menschen zugute kommt. Auf natürlichem Wege wären diese Pflanzen niemals fortpflanzungsfähig.

[5] Mein Rat zur Spätkultur: Ich bin der Meinung, dass der Romanesco in der frühen Kultur die Beetflächen zu lange in Beschlag nimmt. Für ein entsprechend ähnliches, frühes Gemüse pflanze ich lieber Broccoli (F1-Sorte) oder eine Frühsorte des Blumenkohls und habe damit für die Zweitbestellung meiner Anbaufläche die Beete zwei bis drei Wochen eher frei, welche dann für eine zweite Vollernte im Jahr zur Verfügung steht.