ApfelbaumschnittZuerst die Mitte freischneiden, also Äste die nach innen wachsen.
Zuerst die Mitte freischneiden, also Äste die nach innen wachsen.

Beim Apfelbaum schneiden kannst du weniger falsch machen, als du vielleicht befürchten magst. Wenn der richtige Schnitt kompliziert ist, dann nur aus dem Grund, weil Fachleute häufig eine Wissenschaft daraus machen, und manche Literatur für den Laien unverständlich ist. Erlernen kann man das Schneiden nur beim Tun. Und wenn man den Baum dabei am Anfang auch nicht so "perfekt" hinbekommt, dann ist das nicht schlimm; er wir trotzdem Äpfel tragen. Wichtig für den Anfänger ist vor allem beherzt loszuschneiden. Und vorweg gesagt, wenn wir darüber Nachdenken, was zuerst gemacht werden soll, so gilt die alte Gärtner-Regel: Zuerst herausschneiden was in der Baumkrone nach innen wächst und dann was sich an Ästen "kreuzt und reibt." Damit machen wir einen Anfang und merken schnell, dass der Apfelbaumschnitt doch recht simpel ist.

Vorüberlegungen. Spindel, Halbstamm oder Hochstamm?

Überlege weiterhin am Anfang (nach ersten Auflichtungen der Baumkrone, sie oben), ob du eine niedrige Form haben möchtest (Spindel) oder einen sogenannten Halb- oder Hochstamm. Bei letzteren beiden höheren Varianten ziehen wir erst einen Stamm und in ca. 1,50 bis 1,80 Meter Höhe die Verzweigungen der Krone. Diese Baumformen erhalten mehr eine runde Baumkrone, die sogar etwas in die Breite gehen kann. Der Halbstamm, wie der Apfel-Hochstamm müssen später mit der Leiter abgeerntet werden. Solche Baumformen wählen wir eher für Streuobstwiesen. Im Hausgarten sind klein gehaltene Apfelbäume (Spindeln) empfehlenswerter. Sie erhalten eine mehr oder weniger strenge Kegelform, oder man lässt sie in die Breite wachsen, was allerdings im Garten recht viel Platz verbraucht. Bleiben wir also besser bei einem Grundgerüst, welches aus der Ferne betrachtet eine nicht zu spitze Kegelform aufweist.

Weitere Anfänger-Tipps

Für Anfänger ist es sinnvoll die Astformen einfach nur in zwei verschiedene Kategorien einzuteilen. Der Apfelbaum besteht aus zwei verschieden Arten von Geäst:
1. aus einem Grundgerüst (Gerüst-Äste), welches bei einem Säulenapfel nur aus einem einzigen Ast besteht; in der Regel haben wir aber eine Baumkrone aus zwei oder drei Etagen von Seitenästen, die zueinander nicht zu dicht stehen sollen (nächstes Bild unten); dieses Holz wird mit den Jahren armstark und stärker
2. aus Fruchtholz (Fruchtästen), welches das Grundgerüst möglichst gleichmäßig mit eher schwachtriebigen Fruchtästen bewächst (siehe Bilder unten); doch diese Seitenäste bilden sich oft erst nach einem regelmäßigen Schnitt aus und fehlen jetzt noch am Baum

Zuerst nur auf das Grundgerüst...
So nicht!
So sieht Fruchtholz aus. An di...

So beginnst du mit den Schnittarbeiten:

1. Herausschneiden, was nach innen wächst (Krone ausschneiden)

Wie eingangs bereits erwähnt, werden zu Beginn der Schnittarbeiten zuerst immer die Äste herausgenommen, die nach innen wachsen und die andere Äste kreuzen oder reiben. Zugleich werden abgestorbene Zweige entfernt. Danach werden die sogenannten Wasserreiser* (Peitschentriebe, Wasserschosser = Bild unten B) gewissenhaft herausgeschnitten. Dabei handelt es sich um die kräftig durchgetriebenen, peitschenartigen Gerten, die steil nach oben wachsen (manchmal treiben sie auch am Stammansatz aus der Erde). Alle Äste, welche über die Waagerechte hinaus nach unten wachsen, sollten ebenfalls ausgeschnitten werden, denn diese Astpartien werden ungenügend mit Saft versorgt und Äpfel wachsen hier schlechter. Man kann sie aber auch nur kürzen und zwar so weit, bis sie nicht mehr überhängen.
*Soll an der Stelle des Wasserreisers ein Fruchtast wachsen, dann wird dieser so gekürzt, dass ein Stummel von 1 cm stehen bleibt, der später wieder schwächer wachsend Blütenholz austreibt. (unten letztes Bild C)

2. Auf die Gerüst-Äste konzentrieren

SaftwaageIdealisierte Form des Grundgerüstes. Sogenannte Spindelform. Abweichungen sind nicht schlimm.Das Apfelbaum schneiden erfolgt nach dem hier skizzierten Prinzip und zwar so, dass der Baum eine ordentliche Form erhält (je nachdem ob Spindel oder Hochstamm rund oder pyramidenförmig).
Es sollte die sogenannte Saftwaage entstehen, d.h. gleichrangige Äste sollten in gleicher Höhe abschließen.
Bei großen Bäumen wird dieses Prinzip auf alle Astbereiche, die zum Grundgerüst gehören sollen, angewandt.
Bei der sogenannten Spindel hat das gesamte Gehölz diese Grundform (s. Bild).

3. Fruchtholz – wie schneiden?

Das sogenannte Fruchtholz (Bild unten A), also das kleine Nebengeäst, bringt letztlich Blüten und Früchte. An ihm wird nicht allzuviel herumgeschnitten. Die Gerüstäste sollten möglichst gleichmäßig mit diesen Gezweig besetzt sein. Diese Seitentriebe an dem später die Äpfel wachsen, sollen nicht zu schmächtig, aber auch nicht zu lange Peitschenäste sein:

  • Es werden nur diejenigen Äste stark gekürzt, die stark nach unten wachsen
  • Will man sehr alte Fruchtäste verjüngen, dann kann man sie auf einen Stummel von 1 cm zurücksetzten, von dem dann eine schlafende Knospe austreibt, bildet sich hier also neues Fruchtholz. (Bild unten C)
  • Sollen alte Äste komplett entfernt werden, schneidet man sie fast bis auf den Gerüstast (auf Astring) zurück. (Bild unten B)
  • Wenn einzelne Triebe kräftig, lang und peitschenartig gewachsen sind (geile Triebe), werden diese ebenfalls kurz über der Basis abgeschnitten, damit sie nicht mehr austreiben. (Bild unten B)
  • Die übrigen jungen, unverzweigten Seitentriebe (am Gerüstast stehend), welche stehen bleiben sollen, werden nicht gekürzt, denn das würde sie nur zum erneuten Längenwachstum anregen. (Bild unten A)
  • Weiter verfährst du, wie es hier beschrieben wird: Mehr Infos - Fruchtholz-Schnitt (am Säulenobst).

Fruchtholz Skizze

Bis wann kann ich einen Apfelbaum schneiden?

Meist wird der Monat März als optimaler Zeitpunkt angegeben, in dem wir unseren Apfelbaum scheiden sollen. Doch das Zeitfenster für diese Arbeiten ist um einiges größer, als wir meinen. Wer will und wer die Zeit hat, der kann sofort nach der Ernte im Herbst mit den Schnittarbeiten beginnen, selbst wenn noch Laub an den Ästen ist. Oft findet sich noch ein milder Spätsommer- oder Herbsttag, an dem sich dieses bei angenehmer Witterung durchführen lässt. Das hat den Vorteil, dass wir dann über den Winter mehr Zeit haben, das angefallene Schnittgut zu entsorgen, verbrennen oder zu häkseln. Sonst steht uns der ganze Winter und das Frühjahr zur Verfügung, wenn kein starker Frost herrscht. Bis Mitte April kann der Apfelbaumschnitt problemlos erfolgen, doch dann haben wir schon fast ausgebildete Blüten am Geäst, die Anfang Mai voll aufblühen. Eigentlich schneiden wir dann im Mai nicht mehr, um die Blütenknospen nicht zu beschädigen. Notfalls geht das aber auch.
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