Jahundertsommer 1904 Elbe fast vollständig ausgetrocknet1904: Beinahe ausgetrocknete Elbe in Dresden.
1904: Beinahe ausgetrocknete Elbe in Dresden.

Es liegt in der Entwicklungsgeschichte des Menschen bedingt, dass er nicht in der Lage ist, sowohl größere katastrophale Ereignisse als auch kleinere negative Meldungen, die ihn aus unmittelbarer Umgebung erreichen, im Bewusstsein festzuhalten und für die Zukunft daraus zu lernen. Bereits in Märchen finden wir klassische Formulierungen wie "da kam eine Teuerung ins Land" (Hyperinflation) oder "da kam eine Dürre über das Land" (was nicht anderes, als eine Erinnerung an einen Extremsommer ohne Regen und mit großer Hitze ist). Solche Ereignisse mit katastrophalen Versorgungssituationen finden bei uns immerhin aller 250 Jahre statt. Doch in unserer gegenwärtigen Konsum- und Spaßgesellschaft werden solche Ereignisse rasch vergessen. Und so stellen die Menschen nach jeder Katastrophe die immer gleichen Fragen: "Wie konnte das passieren?" und "Wer ist schuld daran?" – Doch man hat sie vergessen.

So gab es beispielsweise eine "Megadürre" im Jahr 1540, als von März bis September kein Regen fiel. "Bäche trockneten aus, Flüsse wurden immer schmaler". Selbst große Ströme wie Elbe, Rhein und Seine "waren so klein, dass man zu Fuß durchging", notierten Zeitzeugen. Während im sogenannten Jahrhundertsommer 2003 durch die Elbe noch etwa die Hälfte der üblichen Wassermenge geflossen ist, war es 1540 gerade noch ein Zehntel gewesen." (nach www.spiegel.de)

Mega Dürre ausgetrocknete FelderDürren sind normaler Bestandteil des europäischen Klimas. - © ekina - Fotolia.comUnd wir müssen nicht einmal so weit zurückgehen. Im Sommer 1904 - also vor nur reichlich 3 Generationen - trocknete die Elbe ebenfalls fast komplett aus. Doch scheint die Erinnerung daran so ziemlich vollständig aus dem kollektiven Gedächtnis der Menschen gestrichen zu sein. Die von der Megadürre im Jahr 1904 verursachten Missernten trieb die Menschen von Mittel- und Osteuropa zu einer Rekordauswanderungswelle in die USA. Während uns die Auswirkungen der Weltkriege in den Medien fast täglich ins Gedächtnis gerufen werden, stehen mögliche Verhinderung von Katastrophen und Vorbereitung auf Notsituationen nicht in den Informationslisten.

Und so sind wir schon in der Jetztzeit und frischen unser kollektives Gedächtnis ein wenig auf: Eine Meldung aus dem Jahr 2010:

Atomkraftwerke haben keine Kühlung

Am Dienstag, den 13.07.2010 war auf der Spiegel-online-Seite zu lesen:
"Flusswasser zu warm: Atomkraftwerken droht der Hitzestopp. Deutschland stöhnt unter tropischen Temperaturen - und auch die Atomkraftwerke kämpfen mit den Folgen der Hitzewelle. Erwärmt sich das Kühlwasser aus Rhein, Neckar und Elbe noch weiter, droht am Wochenende die Zwangsabschaltung. Laut Umweltministerium ist die Lage angespannt." 2010 war das Flusswasser also lediglich zu warm. Was passiert aber, wenn gar kein Wasser mehr zur Kühlung der Kernreaktoren vorhanden ist? Im besten Falle wird der Strom abgestellt und es entsteht ein Stromausfall-Krisenszenario. Nur die wenigsten können und wollen sich die Konsequenzen daraus vorstellen, geschweige denn etwas zur Vorbereitung darauf tun.

Missernten sind etwas Natürliches

kleines Haus auf dem LandSind wir heute wirklich so fortschrittlich?Glücklicherweise sind wir im mittleren Europa seit Jahrzehnten von wirklichen Dürre-Katastrophen verschont geblieben. Ist ein Sommer mal zu heiß oder zu nass, kommt es natürlich zu Ernteausfällen. Ich schreibe absichtlich natürlich, weil wohl kaum eine Vegetationsperiode so ideal verläuft, dass alle Pflanzen optimale Wachstumsbedingungen haben. Häufig wird uns aber mit Begriffen wie Klimawandel und Klimaerwärmung sofort ein schlechtes Gewissen gemacht. Dabei ist das Klima, in großen Zusammenhängen gesehen, einem ständigen Wandel unterzogen. Veränderungen sind ein Bestandteil unserer Natur. Nur - und das ist unser eigentliches Problem - der Mensch hat sich mit seiner überwiegenden Lebensweise und mit seiner Wirtschaft weitestgehend von der Natur entfernt. 

Unsere Altvorderen konnten sich in solchen schlimmen Krisen dadurch behauptet, dass sie eine kleinteilige Wirtschaft unterhielten, ein gute Vorratswirtschaft betrieben und auf den Feldern und in den Gärten Vielfalt walten ließen. Dabei spielte der feste Verbund von Feldbau und Viehhaltung eine große Rolle. Zudem konnten sich Bauernhöfe und Rittergüter bis weit in das 19. Jahrhundert wirtschaftlich schnell wieder erhohlen, weil sie weitgehend aus der Geldwirtschaft ausgeklinkt waren und somit nicht dem Raub der Bankzinsen unterworfen waren. Auch der Raubanteil (Steuer) des Staates war damals außerordentlich gering.

GemüsegartenLerne unabhängig zu werden!Mittlerweile, und für viele fast unbemerkt bzw. unabänderlich, hat sich diese Situation gravierend verändert. Stetig steigende Steuern und Abgaben werden uns als zur Aufrechterhaltung staatlicher Aufgaben verkauft. Doch sind Bankenrettungen und Kriegsunterstützungen Aufgaben unseres Staate? Das Treiben der Konzern-Kartelle tut sein Übriges. Das wird natürlich kein gutes Ende nehmen.

Wenn wir auch im Großen keine Veränderungen bewirken können, so plädiere ich für Selbstversorgergärten (was nicht ohne einen gewissen Einsatz an Kraft und Zeit zu schaffen ist), in denen Vielfalt herrscht und regionalen Pflanzen der Vorzug gegeben wird. Auch die Kleintierhaltung, und da vor allem Hühner und Kaninchenzucht, können zu einem schönen und nützlichen Hobby werden. An dieser deiner Arbeitsleistung verdienen dabei weder die Banken, Konzerne und Spekulanten noch der Fiskus.

Feuersbrünste. Hier bei uns?

Waldbrand gilitukha© gilitukha - Fotolia.comWenn wir von Dürrekatastrophen hören oder lesen, dann denken die meisten (und ich ebenfalls) an ausgetrocknete, mit Rissen durchzogene Felder in Afrika. Doch wenn hier im mittleren Europa der Regen ausbleibt, dann folgt ein noch viel schlimmeres Krisenszenario.

Noch vor 500 Jahren gab es in Europa Sümpfe und feuchte Urwälder. Das gerodetet Kulturland machte einen viel geringeren Prozentsatz aus, als das heute der Fall ist. Erinnern wir uns wieder an das Jahr 1540: Die Ernte verdorrte. Bereits Anfang August verloren die Bäume ihre staubtrockenen Blätter "als ob schon Herbst wäre", protokollierte ein Zeitzeuge.

Dann kam das Feuer. Der trockene Boden entzündete sich, Wald- und Buschbrände loderten übers Land – und sie krochen in die mit Fachwerkhäuschen eng bebauten Städte. Mehr Gemeinden als je sonst zu Friedenszeiten im vergangenen Jahrtausend wurden von Flammen zerstört. Wochenlang verhüllte grauer Rauch den Kontinent, hinter dem Sonne und Mond als blassrote Schimmer fast verschwanden. (nach Spiegel vom 03.05.14)
Ganz sicher blieben 1540 die feuchten Wälder, die zudem meist einen gemischten Baumbestand besaßen, von dem Dürrefeuer verschont. Und heute?

Im 18. und 19. Jahrhundert wurden Sümpfe trockengelegt und Wälder gerodet bzw. Forstwälder angelegt, entwässert und zugänglich gemacht. Seit Mitte des 20. Jahrhundert nimmt zwar auch wieder die Waldfläche zu (wenigstens in Deutschland), doch sind es selten Baumbestände natürlichen Ursprungs, von nassen oder sumpfigen Gebieten ganz zu schweigen. Schon wenige Wochen ohne Regen und mit hohen Temperaturen führen zu einer erhöhten Waldbrandgefahr. Ein Kriesenszenario nach vielen Monaten ohne Regen will sich wohl niemand vorstellen. Nur die rechtzeitige Evakuierung exponierter Landstriche wäre eine sichere Sofortmaßnahme.