FliegenpilzFliegenpilz - Amanita muscaria
Fliegenpilz - Amanita muscaria

Der Fliegenpilz ist schon seit dem Altertum allgemein als Giftpilz bekannt. Es sind früher mehrfach schwere, aber sehr selten tödliche Vergiftungen durch ihn festgestellt worden, doch ist er weit weniger gefährlich, als seine Verwandten, die Knollenblätterpilze. Seine Giftwirkung ist weit schwächer, ja sie fehlt bei diesem rätselhaften Pilz mitunter ganz. Manche nordasiatische Völker versetzen sich durch den Genuss getrockneter Fliegenpilze* in einen rauschartigen Zustand. Mitunter wird der Pilz zum Vergiften von Fliegen benutzt, indem man ihn in Milch legt oder darin kocht.

Merkmale zum Bestimmen

Der bekannte prächtige Fliegenpilz, der zu den schönsten Zierden unserer Wälder gehört, hat einen leuchtend scharlachroten oder feuerroten, zuweilen auch gelbroten verblassenden Hut, der eine Breite von 8 bis 20 cm erreicht. Der junge Pilz bildet eine weißliche Knolle; sein Stiel ist in diesem Zustand dicker als der Hut (ähnlich beim Lila-Dickfuß, Steinpilz, den Schirm- und Knollenblätterpilzen). Er ist anfangs von einer äußeren, weißen, am Scheitel warzigen Hüllhaut umschlossen, die bei weiterem Wachstum platzt und in flockigen Fetzen oder dicken Warzen auf der klebrigen, roten Oberhaut des Hutes haften bleibt, nicht selten aber auch durch Regengüsse abgespühlt wird. Der Rand ist gewöhnlich gestrichelt.

Das weiche, zarte Fleisch ist unter der abziehbaren Oberhaut gelb oder rotgelb. Die frei stehenden, weißlichen oder gelblichen Lamellen sind breit und bauchig, die Sporen weiß.

Der weiße Stiel wird 8 bis 20, zuweilen gar 25 cm hoch und 1,5 bis 3 cm stark. Er ist oben meist gerieft (ebenso bei den verwandten Scheidenstreifling, Perlpilz oder Pantherpilz). Jung ist er voll, später meist hohl und mit einem weißen oder gelblichen, dünnen, hängenden Ring versehen. Dieser ist der Überrest der inneren Hülle, die die Blätter des jungen Hutes schützte. Unten verdickt sich der Stiel zu einer eiförmigen oder kugeligen Knolle. Sie ist mit dem Rest der äußeren Hülle verwachsen, die sie als schuppige, oft unterbrochene Ringe umschließen.

Geruch und Geschmack sind angenehm, der Nachgeschmack etwas widerlich.

Der schöne Pilz wächst im Sommer und Herbst gemein in lichten Wäldern, besonders in Nadelwäldern, in Birkenwäldchen, Gebüschen, auf Heiden und geht im Hochgebirge bis zur Baumgrenze empor. Er ist, den verschiedenen Standorten entsprechend, sehr veränderlich.

Genießbarkeit: giftig!

Synonyme:

Ähnlich:

Kaiserling auch Orangegelber Wulstling: Blätter, Fleisch, Stiel und Ring gelb; Hut orangerot oder goldgelb, mit wenigen, großen Hüllfetzen; Stiel am Grunde mit großer Scheide; ausgezeichneter Speisepilz; nur in Südeuropa und (selten) in Süddeutschland

Königs-Fliegenpilz: ein in der Farbe abweichende Form der Fliegenpilzes; Hut leberbraun, rotbraun oder gelbbraun mit weißen oder graugelben Flocken und Warzen; bis 20 cm breit; Fleisch weiß, unter der Oberhaut gelb; Stiel (auch innen) und Ring gelblich; Knolle mit mehreren Ringwülsten; selten; giftig

* Nordischer Fliegenp. unterscheidet sich jedoch (nach R. Kobert) von dem bei uns wachsenden bezüglich seiner Giftwirkung sehr erheblich.


Quelle: Die Pilze unserer Heimat von E. Gramberg, Leipzig 1913