Die Kartoffeln, die heute bei uns im mittleren Europa in Kultur sind, haben in ihren Eigenschaften bezüglich Klima und Tageslichtzeiten nichts mehr mit denjenigen gemeinsam, die in den ältesten Anbaugebieten zum Einsatz kamen. In den Anden, der Heimat der Kartoffel, findet man ein tropisch feuchtes, aber durch die Höhe auch kühles Klima (Páramo Vegetation) vor. Die Anden-Sorten, von denen es heute noch an die 3.000 gibt, würden bei uns kaum gedeihen und es zeigt sich, dass diese segensreiche Kulturpflanze zu großer Anpassung fähig ist, natürlich mit der entsprechenden Zucht und Eingewöhnungszeit.
Die Hauptursache für eine spärliche Ernte sind fehlende Nährstoffe. Kartoffeln benötigen viel Nahrung und davon besonders viel Stickstoff. Letzterer darf natürlich, etwa durch Kunstdünger, auch nicht im Übermaß gegeben werden, denn das befördert die Krankheitsanfälligkeit der Knollen und mindert den Geschmack. Aber ein Minimum an Qualität und Nährstoffen muss der Boden schon haben.
Dass Kartoffelstauden im Frühsommer blühen, ist völlig normal. Die Blühte zeigt an, dass die Kartoffelpflanze nun kleine tomatenähnliche Früchte und darinnen Samen ausbilden. Danach stirbt das Laub ab. Es ist allerdings auch so, dass nicht alle Kartoffelsorten blühen. Der Grund ist in diesem Fall die Überzüchtung derselben.
Für den Landwirt oder Gärtner zeigt der Flor der Knollenfrüchte aber auch den Stand der Reife an. Zum Zeitpunkt der Blüte haben sich unter der Erde schon viele Kartoffelknollen ausgebildet, die aber in den verbleibenden Tagen bis zur Vollreife noch kräftig im Wachsen zulegen.
Wer auf kleiner Fläche die beliebten Knollen anbauen möchte, der sollte der Düngung besondere Aufmerksamkeit schenken, damit die Erträge auch den Aufwand lohnen. Prinzipiell hofft man ja immer auf Höchsterträge und ist bei magere Ernten sehr enttäuscht, was einem die harte Gartenarbeit dann vergällt. Wer Pferde- oder anderen Stallmist und sei es nur der Kleintiermist von den Meerschweinchen zur Verfügung hat, der sollte ihn auf jeden Fall nutzen. Denn auch der ist Dünger. Das Wort ist übrigens von Dung, also von Stall-Dung abgeleitet und wurde erst in neuerer Zeit auf die Kunstdünger übertragen.
Wie lange kann ich meine Kartoffeln in der Erde lassen, wenn ich die Ernte nicht sofort schaffe? Diese Frage stellt sich oft, wenn wir für den Garten wenig Zeit haben und uns dafür entschieden haben, Kartoffeln anzubauen, die tatsächlich bezogen auf den Nutzen wenig Arbeit machen. Was die Problematik der Ernte betrifft, so ist es durchaus möglich, die Knollen in der Erde zu lassen, solange der Boden im Herbst nicht gefroren ist und es keine Anzeichen für Pilzbefall gibt. In der Regel können Kartoffeln auch einen Monat lang in der Erde bleiben, nachdem die Blätter abgestorben sind. So viel ist erst einmal prinzipiell zu sagen und wir sollten uns nicht zu viel Sorgen machen, ob da etwas schief gehen könnte. Trotzdem möchte ich die Sache noch etwas ausführlicher betrachten und natürlich auch auf mögliche Probleme hinweisen.
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