Wurzelgemüse und Zwiebelgemüse
23.11.2023, Fachbeitrag von Thomas Jacob, Arbeitstitel: "Die verborgenen Facetten eines Pflanzen-Chamäleons"
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Ich bin mir ziemlich sicher, dass kein anderes Gemüse den Begriff "Metamorphose" so maßgeblich verdient wie der Perllauch (Allium ampeloprasum ampeloprasum Pearl-Onion Group), der auch unter dem Namen Perlzwiebel bekannt ist. Bevor wir in das Hauptthema des Beitrags einsteigen, sei aber noch der Hinweis gegeben, dass die Perlzwiebel (neben dem Perllauch) vermutlich eine eigene Species darstellt, die in der Regel den botanischen Namen Allium porrum var. sectivum LUEDER trägt oder auch Allium ampeloprasum subsp. sectivum. Beide Varianten dürfen nicht in einen Topf geworfen werden.
Und nun begeben wir uns auf einen kurzen Tauchgang in die erstaunlichen Transformationen dieser Wunderpflanze, denn der Perllauch ist eines der merkwürdigsten Gartengewächse überhaupt!
Für den vorliegenden Fachartikel kann ich durchaus höchste Spannung versprechen, denn er beinhaltet eine ziemlich in Vergessenheit geratene Form der Porreekultur. Vielleicht ist das sogar die ursprüngliche Art, den Lauch zu kultivieren – zumindest im selbstversorgenden Gartenbau. Zunächst deshalb kurz zur Anbaumethode, bei der der Lauch in mehreren Etappen geerntet werden kann. Von der Pflanzung (Juni/Juli) an bleibt er bis zum Frühjahr des kommenden Jahres auf dem Beet stehen und kann mehrmals beerntet werden, das erste Mal bereits nach wenigen Woche (August), sobald er reichlich Blattwerk treibt. Unter günstigen Wachstumsbedingungen können da schon respektable Porreestangen entstanden sein, wie im Bild 2) zu sehen ist.
Mit der genaueren Beschreibung der wichtigsten Zwiebel- und Lauchgemüse wurde mir bald klar, dass bezüglich der Namen und allgemein vermuteten botanischen Zuordnung ein heilloses Durcheinander herrscht. Da das Entwirren der vielen kleinen Missverständnisse in den einzelnen Beiträgen nicht immer möglich ist, möchte ich das hier an zentraler Stelle einmal versuchen. Dabei genügt es aber nicht, allein die botanische Zugehörigkeit aufzulisten. Wir sind nämlich bei unseren alltäglichen Bezeichnungen und der daraus resultierenden Verständlichkeit sowohl auf die Anbauform, als auch auf die Verwendung in der Küche fixiert. Dabei kann es zu recht kuriosen Zuordnungen kommen, wie zum Beispiel bei der Frühlingszwiebel, die auch eine Winterzwiebel sein und zudem noch unterschiedlichen Arten angehören kann.
In regelmäßigen Abständen kommen immer wieder einmal weniger bekannte Gemüsearten in den Fokus der Gärtner. Meist lohnt dieser Anbau aber nicht, weil die seltenen Gemüse einfach zu außergewöhnliche Geschmäcker besitzen, im Anbau zu kompliziert sind oder in unserem Klima geringe Erträge bringen. Die hier vorgestellte Knollen-Kapuzinerkresse wird aus diesen Gründen in unseren Gärten sicher nie in nennenswerten Mengen angebaut werden, doch die Pflanzen gedeihen auch im Halbschatten recht gut und sie sind sehr anspruchslos. So findet sich für diese Kultur im Garten immer ein Platz und auch wenige Pflanzen liefern schon reichlich der begehrten Liebhaber-Knollen. Roh komplettieren sie Salate und gekocht finden sie wie Kartoffeln Verwendung.
Der sogenannte Solo-Knoblauch [1] erfreut sich immer größerer Beliebtheit, da er nur aus einer einzigen, kugelrunden "Zehe", dem sogenannten Rundling besteht. Dadurch ist er schnell geschält und kann in der Küche rasch verarbeitet werden; zudem gilt er als besonders aromatisch. Das trifft vor allem auf die Sorten zu, welche aus dem sogenannten Rocambole-Knoblauch (Allium sativum var. ophioscorodon) gezogen wurden. Die Rundlinge, die eine Größe von 25 bis 35 Millimeter haben, finden wir in fast allen Supermärkten in der Gemüseabteilung. Weitaus seltener und damit auch weniger bekannt ist eine weitere Art des Soloknoblauchs, die größere (bis 55 Millimeter) und zudem weiße Rundlinge, im Bild 1) zu sehen, hervorbringt. Der botanische Name dieser Art ist Allium ampeloprasum var. Holmense, den man bei uns auf Grund seiner Größe auch als Elefanten-Knoblauch bezeichnet.
Da in Mitteleuropa der Rocambole als Mono-Variante nur unrentabel zu kultivieren [2] ist, empfehle ich, im Kleingarten den Elefanten-Knoblauch zu verwenden. Was im industriellen Gartenbau schwer umsetzbar, weil maschinell nicht durchführbar, ist, sollte für uns kein Problem sein. Es handelt sich um die Gewinnung von Brutzwiebeln. Da wir für die Vermehrung nur selten ausreichend Pflanzzehen zur Verfügung haben, der Elefanten-Knoblauch aber massenweise Brutzwiebeln produziert, habe ich alle wichtigen Informationen für die Anbauanleitung mit dieser Vermehrungsmethode hier zusammengestellt.
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