Esskastanie FruchtansatzFür den stacheligen Fruchtansatz müssen mehrere Exemplare gepflanzt sein (Fremdbestäuber)
Für den stacheligen Fruchtansatz müssen mehrere Exemplare gepflanzt sein (Fremdbestäuber)

Es gibt etwa zwölf Arten der Edelkastanie (Castanea, Pflanzenfamilie Fagáceae), deren Heimat sich in der gemäßigten Zone auf der nördlichen Erdhalbkugel befindet. Mit wenigen Ausnahmen werden es große Bäume, wie auch Castanea sativa, die Esskastanie. Diese ist sommergrün, wächst rasch bis 30 m hoch und kann mindestens 500 Jahre alt werden. In Castagno dei Cento Cavalli (Sizilien) steht ein 2000 Jahre altes Exemplar.

Weitere Beschreibung

Die Esskastanie besitzt ein markantes, oberseits sattgrünes, glänzendes Laub. Die Blätter werden bis 20 cm lang, sind elliptisch bis schmal elliptisch oder schwach herzförmig, grob gezähnt und fest ledrig. Die Rinde junger Triebe ist rotbraun oder olivgrün. Die Borke ist dunkelgrau und im Alter ähnelt sie der, der Eiche. Die duftenden grünlichweißen Blüten erscheinen im Mai. Die männlichen Ähren sind sehr lang, vier davon stehen beieinander. Die Früchte sind Nüsse, meist drei Stück in einer stacheligen Hülle. In unseren Breiten bildet sich oft nur eine Nuss pro Hülle aus.

Reife- und Erntezeit, Wildobst

Die Nüsse der Esskastanie, die Maroni, sind essbar und beliebt. Sie werden in Parkanlagen und Wäldern (wo auch einige aufgeforstet wurden) gern gesammelt. Die Reife beginnt bei uns Mitte September bis in den Oktober hinein. In größeren Mengen kann man sie meist erst in den ersten Oktobertagen auflesen, doch dann heißt es "wer zuerst kommt, mahlt zu erst"*  Wer Erfolg haben möchte, der sollte sich schon im Voraus die entsprechenden Bäume ausmachen und nicht erst zur Reifezeit Esskastanienbäume suchen. Am Morgen einer stürmischen Nacht hat man die besten Sammelergebnisse. Bäume, die gänzlich allein stehen bilden keine Früchte aus (siehe unten, Fremdbestäubung).
Die Maronen werden übrigens auch zu Mehl (glutenfrei) verarbeitet und sogar zu Bier verbraut. In spanischen und süditalienischen Kastanienwäldern und vor allem auf Korsika ist die, früher auch bei uns in Eichenwäldern übliche, Waldweide von Schweinen eine Einkommensmöglichkeit. Die Schinken und Salami dieser Tiere gelten als Delikatessen.

Maroni Nüsse Esskastanien

Wildobstsorten sind:

  • 'Bouche de Betizac' – starkwüchsig; große schmackhafte Früchte ab Ende September
  • 'Großfrüchtige von Lyon' – mittelstarker Wuchs; Reife Oktober
  • 'Marigoule' – franz. Sorte
  • 'Marlhac' – große/sehr große, süßaromatische Nüsse; Reife September bis November
  • 'Marsol' – aromatisches Wildobst; Ernte Ende September bis Anfang Oktober
  • 'Tisenser' – Maronensorte aus Südtirol

Castanea sativa als Parkbaum

Esskastanie HabitusIn Parkanlagen findet man mitunter sehr schöne, alte und stattliche Exemplare. Nicht selten haben sie einen Drehwuchs im Stamm. Es sind herrliche Soliärgehölze. Aber warm sollte der Standort sein. Dort toleriert er alle Böden von sauer bis neutral, wobei aber das saure Milieu bevorzugt wird. In der Heimat wächst die Marone oft in grasreichen Eichenwäldern auf mäßig trockenen Böden (alkalisch bis sauer) sowie humosen Stein- und Lehmböden. Diese Kastanie hat ein tiefes und weit verzweigtes Wurzelsystem, welches sie für die Verwendung in kleineren Gärten, auf Friedhöfen und als Straßenbaum unbrauchbar macht. Eine Ausnahme mag die Sorte Castanea sativa 'Annys Summer Red' sein. Sie ist eine schwachwüchsige "Zwergform", die aber gut 3 bis 4 m hoch wird und eine Alternative für Gärten oder als Kübelbepflanzungen sein kann. Man beachte aber, dass die Edelkastanie selbstinkompatibel ist. Sie kann sich nicht selbst bestäuben und braucht, um Früchte auszubilden, weitere Exemplare in der Nähe. Vermehrt werden die Gehölze durch Aussaat, doch es gibt auch veredelte Sorten wie:

  • 'Asplenifolia' – Ziersorte; oft verschiedene Blattformen an einem Baum; Blätter breit, zum Teil fadenförmig schmal; großbuschiger Baum
  • 'Argenteovariegata' syn. 'Variegata' – Ziersorte mit schmalen, grünen Blättern, welche einen gelblich-weißen Rand besitzen

Nutzholz

Als Nutzholz ist die Edelkastanie bei uns weniger bekannt, doch in südlicheren Ländern wird sie forstwirtschaftlich angebaut und verarbeitet. Das Kastanienholz ist hart und sehr haltbar und wird deshalb beispielsweise für den Schiffsbau verwendet, doch auch für Möbel, Fenster, Türen usw. Auch für den Garten werden gute Produkte aus dem sehr dauerhaften Hartholz angeboten. Es sind sogenannte Rollzäune, die sehr einfach zu montieren sind (ohne Querriegel). Zaunpfähle (angespitzte Einschlagpfosten) und Gartentore werden aus geschältem oder gespaltenem Kastanienholz verkauft (Höhe von 0,5 m bis 1,5 m) Diese Zäune sind wirklich empfehlenswert (ich habe sie selber als Grundstückseinfriedung) und eignen sich vor allem dort, wo im ländlichen Stil gestaltet wird (Landhausgärten, Cottagegärten). 

Rollzaun BauerngartenKastanien-Rollzaun in einem Bauerngärtchen

Zum Bild oben (Bauerngärtchen) gibt es auf meinem Youtube-Kanal ein kurzes Video.

* das alte Sprichwort bezieht sich auf das Mahlen des Korns in den Mühlen - es ging dort streng der Reihe nach

Literatur: Eiselt/Schröder – Laubgehölze, Radebeul 1977; Bildrechte 1. und 2. Foto: © Hans - Pixabay.com; © steinchen - Pixabay.com