Heilpflanze Brennnessel

Brennnessel, Urtica dioica: Mit der schmerzhaften Berührung der Brennnessel hat wohl schon jeder einmal Bekanntschaft gemacht. Grund für die Wehrhaftigkeit des Heilkrautes ist die in den Nesselhaaren enthaltene Ameisensäure. Die Brennnessel ist eine bis 150 cm hohe, ausdauernde Pflanze. Ihr vierkantiger Stängel und die am Rand grob gesägten Blätter sind mit Nesselhaaren bedeckt.

Die Blüten sind unscheinbar und grün, sie wachsen an Rispen in den Blattachseln.

Die Brennnessel ist sehr anspruchslos und wächst praktisch überall. Oft findet man sie zum Beispiel an Zäunen und Hecken, auf Auen und Brachland oder in Gärten. Von April bis August sammelt man die ganze Pflanze mit Wurzel. Für den Wintervorrat sollte am Besten im Mai gesammelt werden. Den Samen der Pflanze sammelt man im Frühherbst.

Die unangenehme Berührung der Brennnessel führte zur Verbannung aus den Gärten und zur Degradierung zum ungeliebten Unkraut. Doch stecken in dieser unscheinbaren Pflanze Kräfte, die bei der nächsten Unkrautentfernungsaktion zum Überlegen sollten, ob man der Brennnessel nicht doch einen Platz im Garten widmet.

Volksnamen: Saunessel, Donnernessel, Große Nessel, Dudelkolbe, Gichtrute, Feuerkraut, Scharfnessel

Heilwirkung

1924 analysierte die Wissenschaft ein beachtliches Spektrum an Inhaltsstoffen. Die enthaltenen Vitamine und Spurenelemente beugen Krebs und Herz- und Kreislauferkrankungen vor, stärken die Knochen, das Knorpel- und Bindegewebe. Unterstützen das Immunsystem, festigen Haut, Haare und Nägel. Besonders die jungen Pflanzen enthalten viel Vitamin C, welches wiederum die Aufnahme von Eisen (in hohen Mengen in der Brennnessel enthalten) begünstigt. Eisen fördert die Blutbildung und Frauen in der Schwangerschaft oder während der Menstruation sollten die gesunde Eisenquelle nicht verachten, die zudem (im Gegenteil zu Eisenpräparaten) nicht zu Verstopfung führt. Magnesium, das als "Anti-Stress-Mineral" gilt und in unseren Kulturpflanzen nur noch spärlich vorhanden ist, ist in der Brennnessel reichlich enthalten.

Die Brennnessel wirkt zudem blutstillend, blutreinigend, stoffwechselanregend, stuhlfördernd, auswurffördernd und schleimlösend. Sie hilft gegen Blasenleiden, Rheuma, Gicht, zu wenig Milchbildung beim Stillen, Haarausfall, Wassersucht, Nasenbluten, Blutharn, Ekzemen, Hautausschlägen, Heuschnupfen, Neurodermitis, Allergien, Erkältungen, Konzentrations- und Lernproblemen, Osteoporose und Wechseljahrsbeschwerden, Erschöpfung und Anämie, Depressionen, Alzheimer-Erkrankung und bei der Demenz.

Für einen Tee übergieße man ein bis zwei Teelöffel des frischen oder getrockneten Krautes mit einem Viertelliter kochendem Wasser. Nach fünf bis zehn Minuten seihe man das Ganze ab. Von diesem Tee sollten zwei bis drei Tassen am Tag getrunken werden.

Hinweis: Bei Wasseransammlungen (Ödemen) infolge einer eingeschränkten Herz- und Nierentätigkeit sollte die Brennnessel nicht angewandt werden. Ältere Pflanzen sollen angeblich Magenreizungen verursachen, was ich aber noch nicht festgestellt habe.

Weitere nützliche Verwendungsmöglichkeiten

Der Absud soll sich auch zur Schädlingsbekämpfung im Garten eignen. Als Spülung nach dem Haarwaschen bringt er Glanz ins Haar und fördert die Durchblutung der Kopfhaut. Auch frischer Presssaft (zwei Teelöffel davon auf eine Tasse Wasser) eignet sich hervorragend.

Die Brennnessel kann man ähnlich wie Spinat zubereiten. (Mein Tipp! Sehr lecker.) Das Blanchieren der Blätter eliminiert die gefürchteten Brennhaare. (So lassen sie sich auch als Salat genießen.) Die getrockneten Brennnesselsamen sind sehr proteinreich und nahrhaft und können zum Verfeinern von Speisen genutzt werden.

Früher war das sogenannte Peitschen des Rückens mit Brennnesseln weit verbreitet, was ein lang anhaltendes Wärmegefühl zur Folge hat und bei Ischiasbeschwerden und Hexenschuss helfen sollte.

Brennnessel geschnittene BlätterFrisch geschnittenes Kraut

Literatur & Quellen: Bild nach historischer Buchvorlage: Brunnfels, O. / Pfeffermann / Gleitsmann, E.: Das Buch der Kräuter, Verlag Urbania-Gesellschaft, Dresden, um 1920