Eines der schönsten Weihnachtsgedichte mit Tiefsinnigkeit. Der in Wurzen (Sachsen) geborene Dichter Joachim Ringelnatz (1883 – 1934) hieß mit bürgerlichem Namen Hans Gustav Bötticher und war eher als Schriftsteller, Kabarettist und vor allem für seine humoristische Verse bekannt. Um so mehr ist dieses Gedicht von acht Zeilen als eine Besonderheit zu sehen, welche das Christfest fast in mystischer Manier interpretiert.
Liebeläutend zieht durch Kerzenhelle,
mild, wie Wälderduft, die Weihnachtszeit.
Und ein schlichtes Glück streut auf die Schwelle
schöne Blumen der Vergangenheit.
Hand schmiegt sich an Hand im engen Kreise,
und das alte Lied von Gott und Christ
bebt durch Seelen und verkündet leise,
dass die kleinste Welt die größte ist.
Joachim Ringelnatz
Das Unendliche im Kleinsten zu finden, ist die Botschaft dieser Verse.