GoldparmäneGoldparmäne als Leseobst von einem alten Straßenobstbaum.
Goldparmäne als Leseobst von einem alten Straßenobstbaum.

Folgende Liste von Apfelsorten, die besonders für die Herstellung von Apfelwein geeignet sind, hat der Autor dem Buch "Hampels Gartenbuch für Gärtner und Gartenliebhaber", Berlin 1929 entnommen. Herausgegeben ist diese Liste in der 6. Auflage durch F. Kunert, dem staatlichen Gartendirektor zu Sanssouci-Potsdam und erschienen in der Verlagsbuchhandlung Paul Parey (ein traditioneller Gartenbuchverlag). Der Autor ergänzte die Sortenliste mit kurzen Beschreibungen zur Wuchsform, Erntezeit und zum Geschmack der Früchte.

Diese durchweg alten Apfelsorten sind geeignet, um auf sogenannte Streuobstwiesen gepflanzt zu werden. Zum Teil eignen sie sich aber auch für kleine Gärten. Leider hat der Autor noch keine genauen Erkenntnisse darüber, welche dieser Sorten als Leseobst geeignet sind. Heutzutage fehlt meist die Zeit, die Ernte der Hochstammapfelbäume einer Obstbaumwiese komplett durch Pflücken mittels einer Leiter zu bewerkstelligen. Es wäre wirklich interessant, Sorten zu kennen, deren Früchte lediglich als Leseobst eingebracht werden – also nur vom Boden aufgelesen werden. (Zu dieser Thematik wird der Autor noch recherchieren.)

Hier nun die Liste der speziellen Apfelweinsorten, die ebenso auch für die Herstellung von Apfelsaft (Most) geeignet sind.

  • Champagner-Renette (Glasrenette, Loskrieger, Reinette de Versailles, Reinette de Champagne, Herrenapfel, Käsapfel) – erst mittelstark und dann schwach wachsend; sehr windfest; kleiner Straßenobstbaum; pflückreif Ende Oktober; genussreif ab Januar bis Juni; Geschmack saftig und angenehm weinsäuerlich
  • Englische Spital-Renette (Spitalrenette, Reinette des Hospitaux, Syke- House Russet, Mennoniten Renette, Roussette de Sykehouse) – schwach bis mittelstark wachsend; mit kugeliger Krone; für Spaliere geeignet; Pflückreife Anfang Oktober; Genussreife November bis Februar; Weingeschmack
  • Gaesdonker Renette (Geasdonker Goldrenette) – anspruchsloser, reich tragender und gut lagerfähiger Winterapfel; pflückreif ab Ende Oktober; genussreif ab Januar bis Mai, knackiger würziger Apfel
  • Graue französische Renette – sehr alte französische Sorte; kräftiger, gesunder Wuchs; Pflückreife Mitte bis Ende Oktober; Genussreife Januar bis März; fruchtigwürziger aber auch variabler Geschmack je nach Standort
  • Großer Bohnnapfel (Großer Rheinischer Bohnapfel) – anspruchsloser, starkwachsender Baum; auch für Straßen oder Wege; pflückreif Ende Oktober bis Anfang November; genussreif ab Januar bis Mai (Anfang Juni), saftig aber ohne besonderes Aroma
  • Grünling von Rhode Island – aus Amerika stammende, sehr alte Sorte; starkwüchsig; rundliche Krone; Straßenobstbaum; Pflückreif Oktober; Genussreife November bis März/April; fein säuerlich und gewürzter Geschmack
  • Karmeliter-Renette – starker Wuchs; Straßenobstbaum; Pflückreife Oktober/November; Genussreife Dezember bis März; würziger Winterapfel
  • Königlicher Kurzstiel – sehr alte, holländische Sorte; mittelstarker Wuchs mit breitkugeliger Baumkrone; ertragreich, aber anspruchsvoll; pflückreif im Oktober; genussreif  ab Dezember bis April; knackiger, süßer und dabei würziger Apfel mit etwas Säure
  • Muskat-Renette – sehr alte Sorte aus der Normandie; schwachwüchsig mit flachkugeliger kleiner Krone; braucht nährstoffreiche, feuchte Böden und gute Düngung; Pflückreife Ende Oktober; Genussreife ab Mitte November bis Februar/März; stark würziger muskatähnlicher Zuckergeschmack
  • Orleans-Renette (Orleansrenette) – mittelstarker Wuchs; bereite Krone; pflückreif ab ?; genussreif von Dezember bis April; süßaromatischer Geschmack
  • Pariser-Rambour-Renette – mit unüberschauber vielen Synonymen vermutlich die Kanaderenette
  • Parkers Pepping (Rabau) – Schwach bis mittelstarker Wuchs mit breitrunder Krone; windfeste Früchte; Pflückreife Mitte bis Ende Oktober; Genussreife Dezember bis April, würziger Geschmack und ausgewogen an Zucker und Säure
  • Renette von Breda (vermutlich auch die Sorte Nelguin) – wächst kräftig; bildet eine breite Krone, ist sehr fruchtbar; pflückreif ab November; genussreif sofort bis Februar; die Früchte sind erst etwas süß und ohne Säure und erst ab Januar mit säuerlichem Geschmack
  • Ribson Pepping (Goldrabau, Englische Granatrenette, Travers Renette, Glory of York; Nonpareille d’Angleterre) – mittelstarker Wuchs mit breiter Kronen; Pflückreife Ende Oktober; Genussreife Dezember bis Februar/März; anfangs knackiger Apfel, später mürbe aber saftig und süß-aromatisch
  • Rötliche Renette (Queen of the Pippins, Reine des Reinettes, Kronenreinette) – starkwüchsig; mit breiter, kugeliger Baumkrone; pflückreif im  ?; genussreif ab Dezember bis März.
  • Weidners Renette (Weidners Goldreinette, Reinette Weidner, Haffner's Goldreinette , Renet Zolotoi Vaidnera) – unempfindlicher Baum mit starkem Wuchs; bildet flachkugelförmige Kronen aus und ist sehr fruchtbar; Pflückreife Oktober; Genussreife November bis März; Apfel mit hohem Zuckergehalt, aber auch mit angenehmer Säure; saftig, würzig-weinartiger Geschmack und würziger Geruch
  • Wintergoldparmäne (Goldparmäne, Hampshire yellow; Jones Southampton Pippin; King of the Peppins, Reine de Reinettes) – eine Sorte aus Martin Luthers Zeiten; mittelstark bis stark wachsend mit einer pyramidenartigen Baumkrone und deshalb auch als Straßenobstbaum geeignet; früh ertragreich; pflückreif Ende September; genussreif ab Ende Oktober bis Januar; knackige, saftreiche Früchte mit eigentümlich nussigem Geschmack, relativ säurearm
  • Winter-Quittenapfel (d'Assiette, Coing d'hiver, Englischer Quittenapfel, Lemon Pippin, Kirke's Lemon Pippin, Quince, identisch mit Königin Sophienapfel) – hoher Baum mit breiter, überhängende Krone; alle zwei Jahre sehr fruchtbar; Straßenobstbaum; Pflückreife November; Genussreife Dezember bis April (sogar Juni angegeben); Früchte sind mürbe, saftreich mit sehr viel Zucker, doch auch mit ausreichend viel Säure; von angenehm süßweinigem Geschmack; gilt als ein guter Tafel-, Markt- und explizit als Weinapfel

WintergoldparmäneDieser alte Apfelbaum am Straßenrand bringt immer noch überreiche Ernten.