Die klassische Hauspflaume ist die sogenannte Zwetsche, Prunus oeconomica. Die oft benutzte Bezeichnung "Zwetschge" ist eigentlich nicht richtig, doch gebräuchlich. Das Steinobstgehölz ist robust und trägt fast jedes Jahr reich und das auch auf Wiesenstandorten. Somit ist sie die ideale Sorte für Streuobstwiesen. Ohnehin ist es vorteilhaft, die Zwetschen auf einer Wiese zu pflanzen, da man die Früchte vom Baum schütteln kann. Es ist das klassische Schüttelobst. Damit spart man sich das aufwändige Pflücken mit der Leiter. Zudem hat man beim Schütteln automatisch nur die vollreifen Früchte geerntet.
Selbstverständlich sind die Bäume auch für Selbstversorgergärten bestens geeignet. Ist nur wenig Platz vorhanden, sind schwach wachsende Sorten eine gute Wahl. Diese Bäume wachsen von Natur aus nicht so hoch. Man nimmt oft an, dass Pflaumenbäume Tiefwurzler sind, also Pfahlwurzeln ausbilden, doch das ist so nicht ganz richtig. Sie wurzeln sowohl tief, als auch flach und treiben mitunter sogar Wurzelausläufer.
Die Früchte kann man frisch verzehren, doch meist verarbeitet man sie zu Mus, als Kuchenbelag (dafür werden sie auch eingeweckt) oder zu Trockenobst. Marmeladen macht man eher aus den saftigeren Edelpflaumen oder Renekloden.
Pflege und Schnitt
Die Bäume müssen relativ wenig geschnitten werden. In der Jugend wird meist nur ausgelichtet und in einer schönen Form gehalten. Die Krone sollte nur einen Mitteltrieb haben. Teilt sich dieser auf, wird der schwächere Trieb entfernt, ebenso aus dem Stamm wachsende peitschenartige Äste, die die Krone unnötig zuwuchern. Ab dem 7. Standjahr wird dann auch die Höhe begrenzt. Bei älteren Bäumen kann man überalterte Äste oder ganze Kronenteile bis zum Stamm zurücksetzen (Astring von etwa 1,5 cm stehen lassen und nicht ganz flach am Stamm absägen). Es bilden sich rasch neue Seitenäste, die nach und nach wieder in Form gebracht werden.
Vermehrung
Eine Besonderheit ist, dass sich Zwetschen durch Steckhölzer vermehren lassen. Dazu werden die Hölzer im Herbst geschnitten und in lockere Erde auf einem Aufzuchtbeet gesteckt.
Sorten
Die nachfolgenden Sorten mit ihren jeweiligen Eigenschaften sind nach ihrer Reifezeit sortiert.
EZ... Echte Zwetsche, HZ... Halbzwetsche
- 'Bühler Frühzwetsche' (1894) – Reife Anfang bis Ende August; kleine bis mittelgroße Früchte; ausgeglichenes Aroma (säuerliche Schale) für Obstbrand geeignet, steinlösend; hoher Ertrag; selten alternierend; starker Wuchs; geschützte Lagen
- 'Zimmers Frühzwetsche' (Findling aus dem Bühler Anbaugebiet, EZ) – Genussreife Anfang bis Mitte August; Früchte ähnlich der 'Bühler Frühzwetsche', doch größer; wohlschmeckend und steinlösend; schwächerer Wuchs, als 'Bühler Frühzwetsche'; auch für Höhenlagen geeignet;
- 'Lützelsachser' (Zufallssämling, EZ) – Reife Mitte Juli bis Anfang August; mittelgroß bis große Früchte, wohlschmeckend süßsäuerlich; stark bis mittelstark im Wuchs; nicht für Windlagen
- 'Schüles Frühzwetsche' (um 1930) – Genussreife Mitte August; mittelgroß bis große Früchte; bei Vollreife steinlösend; wohlschmeckend; sehr starker, schlanker Wuchs; für Höhen- und Tallagen
- 'Sandowsche Zwetsche' (alte Lokalsorte in Werder, EZ) – Reife Anfang bis Ende August; mittelgroße bis große steinlösende Früchte; würzig; nicht für schwere Böden, ideal für Sand; ideal zum Schütteln
- 'Hauspflaume/Hauszwetsche' (uralte etwas variierende Sorte) – Reife Ende August bis Anfang Oktober; klein bis mittelgroße Früchte deren Form variiert; ausgeglichener süßsaurer, aromatischer Geschmack; steinlösend; Ertrag hoch, mitunter alle zwei Jahre etwas geringer (alternierend); erfordert nährstoffreiche Böden!; mittelstarker Wuchs; beste Sorte für Selbstversorger, da sich die Früchte auch frisch gut halten
- 'Stanlay' (1926, EZ) – Reife Mitte bis Ende September; große Früchte! mit süßem würzigem Geschmack; erfordert warmen Standort mit möglichst warmem Herbst und geschützte Lage; teilweise steinlösend; hoher regelmäßiger Ertrag; in der Jugend stark wachsend
- 'Bluefre' (1947, HZ) – Reife Mitte bis Ende September; sehr große Früchte, steinlösend; süß und schwach aromatisch; hoher regelmäßiger Ertrag; anfangs stark wachsend; wird nicht sehr hoch
- 'Anna Späth' (1870, späte HZ) – Reife Ende September bis Anfang Oktober; mittelgroße, runde Früchte; würzig und ausgewogen mit Süße und Säure; nicht immer steinlösend; Ertrag nicht immer befriedigend, nur auf warmen Standorten; mittelstarker Wuchs; nur warme, sonnige Lagen; auch als Niederstamm
Literatur:
- Friedrich/Petzold, Handbuch der Obstsorten, Verlag Eugen Ulmer, Hohenheim 2005
- Dr. G. Friedrich, Der Obstbau, Neumann Verlag, Radebeul 1958
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