Ohne Frage sind Wisterien (eigentlich Wistarien) die schönsten der Schlingpflanzen (Lianen, Kletterpflanzen). Benannt sind sie nach Caspar Wistar, Professor der Anatomie in Pennsylvania (1761 – 1818). Von den 9 Arten dieser Schmetterlingsblütler (Leguminosae), von denen einige aus Nordamerika und andere aus Ostasien stammen, werden nur die beiden mit der höchsten Zierwirkung im Garten verwendet. Diese sommergrünen Blütengehölze sind frosthart und robust.
Unterschiede der Gartenformen
Wisteria floribunda. Sie ist die japanische Art und wird auch Langtraubige Wistarie oder Japanischer Blauregen genannt. Im Handel ist sie unter dem Namen Glyzinie oder Edelglyzinie erhältlich.
Ihr Wuchs kann eine Höhe von bis zu 8 m erreichen. Die Farben der Blüten der gehen je nach Sorte von himmelblau über lila bis hin zu weiß. Sie haben die längsten Blütentrauben (Infloreszensen) im Vergleich zu anderen Arten. Im Schnitt kommen sie auf Längen von 30 cm bis zu 70 cm bei Wisteria floribunda 'Macrobotrytis' werden sie sogar bis 100 cm! lang. Diese Auslese hat lila Blüten mit weißer Mitte.
Die bekanntesten alten Sorten von Wisteria floribunda sind: 'Alba' (weiß), 'Carnea' (pastell-fleischfarben), 'Rosea' (kräftig rosa) und ' Violaceo-Plena' (violett gefüllt). Neuere Sorten gibt es sehr, sehr viele. Die Triebe von W. floribunda sind linkswindend. Die Art ist ist sehr frosthart und blühsicher! Sie wurde um 1816 aus China bei uns eingeführt.
Wisteria sinensis: Sie ist die chinesische Art und wird auch Blauregen, Glyzinie oder Chinesische Wistarie genannt. Sie erreicht eine Höhe von bis zu 10 Metern und hat graublaue Blüten. Als Sorte sind mir momentan nur 'Prolific' (super-blau) bekannt und die weiße Form: 'Alba'. Als Besonderheit kann man dessen zeitige Blüte, die schon im April/Mai erscheint und leicht duftet, nennen. Man nimmt W. sinensis gern für die Fassadenbegrünung, wobei das Klettergehölz zum Schlingen Haltedrähte benötigt. Ein interessantes Zusammenspiel der Blüten können sich mit dem Flor des Goldregens ergeben, wenn man beide entsprechend zusammen platziert. Wisteria sinensis windet sich rechts herum und ist sehr starkwüchsig.
Wisteria x formosa: Der Hybrid von W. florib. x W. sin. wird so bezeichnet. Es gibt davon auch Sorten, doch sie sind eher eine verbessere Form von W. sinensis, z. B. Wisteria formosa 'Issai' ('Issai Perfect'). Eine weitere Hybridsorte ist 'Praecox'. Sie hat 25 cm lange, dunkel-violettblaue Blüten mit gelber Markierung in der Mitte. Ein weitere Handelsname dieser Liebhabersorte ist 'Prematura'.
Wisteria venuata: Sie ist ähnlich der W. sinensis und eine weitere Liebhabersorte und etwas für Raritätensammler. Ihre jungen Triebe sind behaart. Die Blütentrauben sind relativ kurz, dafür sind die Einzelblüten sehr groß.
Wisteria frutescens: Sie ist die Amerikanische Wisterie. Sie hat relativ kleine, eher rundliche Blütentrauben von 5 bis 15 cm Länge. W. frutescens windet sich zwar gut 15 m hoch doch besonders langsam wachsend. Man nimmt sie deshalb gern für die Bonsaikultur. 'Longwood Purple' ist eine violette und 'Nivea' eine weiße Sorte. Die Blüten erscheinen im Mai/Juni.
Standortansprüche, Pflege, Schnitt
Die Pflanzen wachsen auf jedem Boden und je nahrhafter dieser ist, desto üpiger ist der Blütenflor. Durch zusätzliche Düngung kann die Blütenpracht verbessert werden. Das kann mit einem Phoshatdünger, der im April gegeben wird erreicht werden. Wichtiger als Dünger ist für die Blüte jedoch ausreichend feuchter Boden im Sommer. Man beachte aber, dass dabei keine stauende Nässe entsteht, welche die Wurzeln wiederum schädigt.
Am besten wachsen und blühen Glyzinien in der Sonne. Die Südseite von Fassaden wäre optimal. Letztlich scheint mir der Standort ähnlich wie beim Clematis zu sein: Füße feucht und kühl aber die Blätter in voller Sonne.An Häuserwänden benötigt der Blauregen eine Kletterhilfe. Das können ein stabiles Rankgitter aus Holz oder gespannte Drähte sein.
Etwas aufwendig ist der Schnitt des Blauregens (hier genauer erklärt). Dieser ist vergleichbar mit dem Schnitt von Weinreben. Über die Jahre baut man ein Grundgerüst von Trieben auf, auf die dann der Jahresaustrieb auf wenige Augen zurückgeschnitten wird. Durch systematischen Schnitt (und mit einem unauffälligen Metallgerüst) kann man die Glyzinen auch zu blühenden kleinen Bäumen formen.
Selber vermehren
Glyzinien kannst du durch Ableger leicht selbst vermehren, indem Triebe in den Boden gelegt und mit Erde bedeckt werden. Solche Triebe hat man meist im September zur Verfügung und lässt sie dann bedeckt bis zum September des folgenden Jahres bewurzeln.
Giftig?
Beide Arten sind giftig. In den Zweigen der Gehölze befinden sich Harze und Glykoside, die beim Menschen Magenbeschwerden, Durchfall und einen Kreislaufkollaps hervorrufen können. Vergiftungen sind jedoch sehr selten, und so ist das Gartengehölz mit dem entsprechenden Wissen, dass es nicht zum Verzehr geeignet ist, im Garten verwendbar. Nur in Kindergärten und ähnlichen Einrichtungen sollen wir auf dessen Pflanzung verzichten. [TJ.27.6] I