Natursteinmauern bauen. Worauf kommt es an?

Hohe Natursteinmauer Schichtung

Wer mit unbehauenen Natursteinen eine Gartenmauer baut, der kann ohne Bedenken von einer gewissen Strenge des Bauwerkes absehen. Mit Blocksteinen und gesägten Materialien ist es allerdings zwingend, gerade Fluchten schaffen. Hier soll es aber nur um das Arbeiten mit Bruch- oder Feldsteinen gehen. Dabei dürfen die Mauern lebendiger gesetzt werden. Die folgenden Bilder aus verschiedenen Perspektiven zeigen diese Bauweise.

Aus meiner Sicht ist dieses Bauwerk perfekt, weil es beinahe wie eine historische Trockenmauer aussieht. Die entstandenen Fugen wurden jedoch früher mit kleineren Steinen ausgefüllt, um dem Ganzen Stabilität zu  verleihen. Fugenmörtel kam nur sehr sparsam zum Einsatz. Im vorliegenden Beispiel wurden die Steine im Inneren mit Betonmörtel verbunden, was die erforderliche Stabilität bringt und ein zusätzliches Verfugen überflüssig macht. Das gibt dem Ganzen ein historisch wirkendes, rustikales Aussehen, lässt es aber nicht kitschig wirken. Zudem ist es den Landschaftsbauern gelungen, durch einen waagerechten und geraden Abschluss, die Optik zu retten. Denn jede Natursteinmauer braucht eine Abdeckung - technisch, damit kein Wasser eindringt und optisch, weil der Abschluss wie ein Rahmen wirkt. Ohne diesen sehen Bruch- oder Feldsteinmauern klödrig aus.
Da die vorliegende Grundstückseinfassung zugleich als Lärmschutz fungiert, muss sie eine gewisse Höhe* aufweisen.

Nutzgarten
Nutzgarten

Schichtmauerwerk. Fugenbild soll stimmig sein.

Bei dieser Bauweise kommen Steine zum Einsatz, die von Natur aus eine flache Grundform besitzen. Im vorliegenden Beispiel sind es Sandsteinpläner. Sie sollten lediglich waagerecht geschichtet werden, sodass im Ganzen auch ein optisch waagerechtes Fugenbild entsteht. An alten Mauerwerken sieht man oft recht gut, dass ein oder zwei Schichten mit größeren Steinen gesetzt und dann mit kleineren, flachen Stücken das Werk auf Waage gebracht wurde. Auf die so nivellierte Fläche kam dann wieder die nächste Schichtung**. Wo das nicht immer möglich war, wie beispielsweise an Ecken, seitlichen Abschlüssen oder Tordurchgängen, wurden meistens größere, behauene Steine (oder auch Backstein) verwendet.
Wichtig für die Optik ist auch hierbei ein gerader, gleichmäßiger Abschluss, der mit einer Abdeckung, wie oben bereits erwähnt, erreicht werden kann.

Natursteinmauer aus SchiefergesteinSchiefergestein wird mitunter auch vertikal geschichtet.

Eine weitere Art, den wilden Naturstein zu schichten (aber heute kaum noch anzutreffen), findet man auf dem Lande als Böschungsbefestigungen hier und da noch bei der Verwendung von Schiefergestein. Dieser wird vertikal geschichtet und ergibt eine ganz andere Struktur.

Natursteinverband mit Fugenbild?

Da ich hier mehr die gestalterische Seite solcher Bauprojekte beleuchte, will ich die traditionelle Bauart von diesen Naturstein- und Feldsteinmauern kurz erläutern, damit beim Selbstbau oder auch beim Ausbesserten alter Grundstückseinfriedungen keine stilistischen Fehler gemacht werden. Mehr liest du darüber hier: Bruchsteinmauer bauen, weitere Anleitung.

Prinzipiell waren die Mauern in der Dicke (Tiefe), wenn sie nicht aus Blöcken errichtet wurden, quasi "doppelwandig" gesetzt und innen mit unbrauchbaren Steinabfällen, vermischt mit Lehm, verfüllt. Das sparte Kalkmörtel und wertvolles Steinmaterial. Als Abschluss nach oben erhielt das Bauwerk eine Abdeckung aus Steinplatten oder Dachziegeln, damit keine Nässe in das Innere eindringen konnte.
In den meisten Fällen wurde dann noch verputzt, oder wenigstens wurde noch einmal Mörtel aufgeworfen und anschließend mit einem nassen Pinsel in die Fugen gestrichen. Mitunter bekam solch ein Bauwerk noch aller 3 bis 5 Jahre einen Kalkanstrich.

Genau genommen gab es in historischer Bauart solche Natursteinmauern, wie sie eingangs gezeigt sind, gar nicht, und meist war nicht einmal der Steinverband sichtbar. Was wir heute in dieser romantisierten Form sehen, sind  Mauern, bei denen über die Jahr der Putz abgefallen ist.
So eine alt wirkende Wand kann und soll Rustikalität ausstrahlen, und im Garten- und Landschaftsbau (GaLaBau) ist beim Neubau durchaus das "Auf-alt-trimmen" erlaubt.

Ich will mit diesen Darlegungen des weiteren darauf hinweisen, dass man heutzutage auch mit modernen Materialien (Zement, Bruchgestein aus dem Steinbruch) durchaus interessante Natursteinmauern anlegen kann. Doch dort, wo auf die Historie Rücksicht genommen werden muss, sollte man sich die alten Bautechniken aneignen, was durchaus nicht schwierig ist. Auf dem Lande war oft nur ein begabter Knecht der Baumeister für derartige Einfriedungen. Und was dieser damals konnte, das kannst du auch.

*Das Interessante an der hohen Konstruktion ist die Wellenform des Grundrisses Sie verleiht der Wand eine bessere Statik, als bei einem geraden Verlauf. So steht sie gegen Windlast stabil und benötigt keine Pfeiler als zusätzliche Stützen.

** Anders ist das bei Zyklopen- oder Findlingsmauern (Friesenwälle), wo Steine auch vertikal, bzw. ohne durchgehende Lagerfuge versetzt werden können oder bei Blocksteinmauerwerken.