Städtchen bei NachtSchlafendes Städchen.
Schlafendes Städchen.

Heut war mir bis zum jungen Tag der Schlummer abgebrochen... Ein Liebesgedicht des bekannten Dichters Conrad Ferdinand Meyer, erstmals erschienen in seinem Band "Gedichte" im Jahre 1882.

∼ Unruhige Nacht ∼

Heut war mir bis zum jungen Tag
Der Schlummer abgebrochen,
Im Herzen ging es Schlag auf Schlag
Mit Hämmern und mit Pochen,

Als trieb sich eine Bubenschar
Wild um in beiden Kammern,
Gewährt hat, bis es Morgen war,
Das Klopfen und das Hammern.

Nun weist es sich bei Tagesschein,
Was drin geschafft die Rangen,
sie haben mir im Herzensschrein
Dein Bildnis aufgehangen!

C. F. Meyer (1882)

Das berühmteste Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer ist wohl  "Der Römische Brunnen". Doch habe ich in seinem kleinen Sammelband an die 370 lesenswerte Gedichte gefunden. Allerdings sind leider speziell die Liebesgedichte recht mager vertreten.
Hier noch ein bemerkenswertes Kurzgedicht:

Schillers Bestattung

Ein ärmlich düster brennend Fackelpaar, das Sturm
Und Regen jeden Augenblick zu löschen droht.
Ein flatternd Bahrtuch. Ein gemeiner Tannensarg
Mit keinem Kranz, dem kargsten nicht, und kein Geleit!
Als brächte eilig einen Frevel man zu Grab.
Die Träger hasteten. Ein Unbekannter nur,
Von eines weiten Mantels kühnem Schwung umweht,
Schritt dieser Bahre nach. Der Menschheit Genius war's.