Vollmondnacht

"Ich liebe Dich", "Nachts" und "Ich bin mir meiner Seele" – Drei sehr hübsche, kurze Liebesgedichte aus der Feder des bekannten deutschen Juristen, Dichters und Novellisten Theodor Storm (1817-1888).

∼ Ich liebe dich ∼

Ich liebe dich, ich treibe Kinderpossen,
Du lächelst nur, was dir so reizend lässt;
Ist denn das Märchenreich, das uns umschlossen,
Der Kindheit letzter, wunderbarer Rest?

Dieses, wie auch zahlreiche andere Gedichte, widmete Storm in einem Brief seinem "braunen Reh" (diesen Kosenamen gab er seiner damals noch Verlobten Constanze Esmarch) im August des Jahres 1845.

∼ Nachts ∼

Wie sanft die Nacht dich zwingt zur Ruh!
Leiser werden des Herzens Schläge;
Die lieben Augen fallen dir zu,
Heimlich nur ist die Sehnsucht rege –
Halbe Worte von süßem Bedeuten
Träumerisch über die Lippen gleiten.

Nun waltet still die süße Nacht,
Nun gib dem Schlummer dich,
Geliebte!
Nur draußen hält der Himmel Wacht
Für Schlummerlose und Betrübte.
Am Himmel brennen tausend Kerzen
Wie schlägt mein Herz nach deinem
Herzen!

Wie sanft die Nacht dich zwingt zur Ruh!... Diese Verse schrieb Storm in einer Nacht im September 1885 an seine geliebte Constanze.

∼ Ich bin mir meiner Seele ∼

Ich bin mir meiner Seele
In deiner nur bewusst,
Mein Herz kann nimmer ruhen
Als nur an deiner Brust!
Mein Herz kann nimmer schlagen
Als nur für dich allein.
Ich bin so ganz dein eigen,
So ganz auf immer dein. – –

Und auch dieses letzte Gedicht – schlicht ein Meisterwerk der Poesie. Und wer würde sich nicht darüber freuen, solche Zeilen in einem Brieflein von seinem Liebsten zu lesen.