Gas mit Schnee

Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren... Winterliche Lyrik des deutschen Dichters Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770 – 1843). Sie stammt aus der Sammlung "Gedichte 1806 – 1843".

∼ Winter ∼

Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren,
So fällt das Weiß herunter auf die Thale,
Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrahle,
Es glänzt das Fest den Städten aus den Thoren.

Es ist die Ruhe der Natur, des Feldes Schweigen
Ist wie des Menschen Geistigkeit, und höher zeigen
Die Unterschiede sich, daß sich zu hohem Bilde
Sich zeiget die Natur, statt mit des Frühlings Milde.

Mit Untertänigkeit
Scardanelli.

d. 24 April 1849.

Den eigenen bürgerlichen Namen verleugnend, nannte sich Hölderlin in letzten Jahren seines Lebens Scardanelli. Mit diesem Namen – manchmal auch Buonarotti, Rosetti oder Killalusimeno – stellte er sich Besuchern vor, die ihn in seinem Turmstübchen aufsuchten, welches er bei dem Tübinger Schreinermeister Ernst Zimmer ab 1807 bis zu seinem Tode bewohnte. Und so signierte der Dichter auch unter dem Pseudonym Scardanelli seine spätesten Gedichte, häufig unter dem Zusatz "mit Untertänigkeit" und einem erfundenen Datum.