Koriander (Coriandrum sativum), auch bekannt als Cilantro oder Asiatische Petersilie, ist ein vielseitiges Kraut – in der Küche geschätzt, im Garten allerdings nicht immer geliebt. Der Grund: Der Geruch eines ausgewachsenen Korianderbuschs ist … sagen wir’s freundlich … gewöhnungsbedürftig.
Trotzdem lohnt sich der Anbau unbedingt. Denn Koriander bringt viel Würze und Aroma in die Selbstversorgerküche – und das auf ganz unterschiedliche Weise. Besonders für die vegane Küche ist er ein echter Geheimtipp: ob frisch, getrocknet oder als Samen – mit ihm lassen sich Gerichte auf natürliche Weise geschmacklich abrunden.
Was ist Koriander?
Bevor wir uns um Aussaat und Ernte kümmern, eine kurze botanische Einordnung.
Botanische Klassifikation von Koriander:
- Reich: Plantae (Pflanzen)
- Abteilung: Tracheophyta (Gefäßpflanzen)
- Klasse: Magnoliopsida (Bedecktsamer)
- Ordnung: Apiales
- Familie: Apiaceae (Doldenblütler)
- Gattung: Coriandrum
- Art: Coriandrum sativum
Diese Pflanzenfamilie bringt viele aromatische Küchenkräuter hervor, so zum Beispiel auch Dill, Petersilie und Kümmel. Typisch sind hohle Stängel, gefiederte Blätter und kleine, doldenartige Blüten.
Koriander ist zweijährig (wird aber oft einjährig angebaut), wächst buschig und liefert zwei ganz verschiedene Gewürze: Blätter und Samen.
Koriander im Garten: So gelingt der Anbau
Standort und Boden
Koriander mag es hell und sonnig, kommt aber auch mit Halbschatten zurecht. Der Boden sollte locker, humos und gut durchlässig sein und nicht zu Staunässe neigen. Am besten eignet sich ein leichter, kalkhaltiger, sandig-lehmiger Gartenboden alter Kultur. Bei sehr schweren oder sandigen Böden hilft eine gute Portion Kompost, um ihn auszugleichen.
Die Bodenaufbesserung durch Kompost bedeutet aber nicht, dass Koriander einen nährstoffreichen Boden benötigt. Das Gegenteil ist der Fall. Die Kultur möchte einen nährstoffarmen Boden, was in alten Gartenbüchern mit "Koriander gedeiht in dritter Tracht" [1] beschrieben wurde.
Aussaat und Pflege
Gesät wird im März/April oder um den 1. August (Spätsommeraussaat) direkt ins Freiland. Für mich hat sich die späte Aussaat als praktisch erwiesen, da ich zu diesem Zeitpunkt Beete aus dem Frühanbau wieder frei habe.
Gesät kann sowohl in Reihensaat werden als auch in Breitsaat. Zur effektiven Ausnutzung des Gartenlandes, und weil es besonders schnell geht, praktiziere ich die Breitsaat.
Reihensaat: Die Samen etwa 1–2 Zentimeter tief in Reihen mit 20–30 Zentimeter Abstand legen [2].
Breitsaat: Beispielsweise einen Quadratmeter gleichmäßig mit Samen in etwa drei bis fünf Zentimeter Abstand streuen, leicht einharken und den Boden gut andrücken.
Wichtig: In der Keimphase, die je nach Witterung zwischen ein und drei Wochen dauern kann, muss der Boden gleichmäßig feucht gehalten werden, darf aber auch nicht zu nass sein.
Blühfreudig oder wintergrün? Zwei Varianten im Anbau
Koriander neigt dazu, bei Hitze rasch in die Blüte zu gehen. Das nennt sich "schießen" und macht die Blätter schnell bitter. Um das zu vermeiden, gibt es zwei Möglichkeiten.
Laufende Nachsaat, wenn sich für die zeitige Aussaat entschieden wurde. Dafür bis Ende April alle zwei Wochen säen. Will man verhindern, dass der Koriander in die Blüte geht, wird er bei entsprechenden Anzeichen zurückgeschnitten.
Die Samen werden im August und September reif
Spätsommer-Aussaat: Wenn die jungen Pflanzen herangewachsen sind, ist meistens die größte Sommerhitze vorüber, und es muss nicht mehr damit gerechnet werden, dass sie schießen. Sie liefern nun bis in den Winter hinein frisches Laub.
Zudem sind die Jungpflanzen frosthart und treiben im Frühjahr noch einmal kräftig aus. Bis sie im April in die Blüte gehen und Samen bilden, können sie noch beerntet werden. Der Samen kann noch im selben Jahr wieder zum Einsatz kommen.
Ernte: In der Küche verwenden wir sowohl die Blätter als auch die Samen zum Würzen.
Etwa vier bis sechs Wochen nach der Aussaat können bereits die ersten Blätter geerntet werden. Die Pflanze sollte dann ungefähr zwölf Zentimeter hoch gewachsen sein. Es werden immer nur die äußeren Blätter geerntet, damit die Pflanze weiterwächst.
Die Samen werden geerntet, sobald die Dolden trocken und die kugelrunden Körnchen, die etwa doppelt so groß sind wie Stecknadelköpfe, braun sind. Die Dolden reifen recht unterschiedlich, sodass mehrere Male geerntet werden muss.
Nach der Ernte werden die Dolden auf eine geeignte Unterlage gelegt, damit Restfeuchte entweichen kann. Der Ertrag liegt bei 100 bis 200 Gramm pro Quadratmeter [4].
Die Samen können sofort, frisch gemahlen als Würze verwendet werden. Gut getrocknet sind sie auch das Saatgut für die kommende Saison.
2) In der Blüte riecht das Kraut ausgesprochen derb.
Koriander in der Selbstversorgerküche
Koriander spielt in den meisten Küchen eine recht untergeordnete Rolle. Das mag, wie bei den meisten Gewürzen daran liegen, dass der Geschmack nicht jedermans Sache ist. Die einen mögen die intensive Frische des Krautes, andere wiederum empfinden einen seifigen Nachgeschmack.
Ich empfehle darum, zu kosten und danach zu entscheiden, ob ich das Kraut in mein Gewürzrepertoire aufnehme oder nicht. Die Samen wiederum haben ein warmes, nussiges Aroma.
Verwendung der Blätter und Stiele
Aus der asiatischen, lateinamerikanischen und indischen Küche ist Koriander nicht wegzudenken. Neben den unzähligen regionalen Gerichten passt er besonders zu:
- Currys und Suppen – besonders Thai- und Linsengerichte
- Salsas und Dips – z. B. Guacamole, Tomatensalsa
- Sommerliche Salate und Bowls – für frische Würze
Frisch oder getrocknet?
Häufig hört man den Satz "Korianderblätter sollten immer frisch verwendet werden, weil sie beim Trocknen ihr Aroma verlieren", und so landet oft übrig gebliebenes Korinderkraut im Biomüll. Und auch die Stängel sind zu schade zum Wegwerfen. Entweder gleich mit zum Würzen genommen oder anschließend getrocknet sind sie kein Fall für den Kompost.
Und da es getrockneten Koriander auch im Handel gibt, meist fein gemahlen, können wir uns diese Würze durchaus selbst herstellen. Das Kraut schmeckt im getrockneten Zustand zurückhaltender, mit durchaus angenehmem Aroma, auf jeden Fall anders als die frischen Blätter.
Das ultimative Gewürz für Veganer
Und genau dieses sanfte, fast würzig-umamiartige Aroma kann in viele Gerichte einen wunderbaren Tiefgang bringen, und das ganz ohne unerwünschte Geschmacksverstärker.
Ein gutes Beispiel ist die Aubergine. Mit nur ganz geringem Eigengeschmack kann sie, in Scheiben geschnitten, in gutem Öl angebraten und mit etwas getrocknetem Koriander gewürzt, zu einem erstaunlich deftigen Fleischersatz werden. Veganer, die ihren Appetit auf Fleisch bisher nur mit industriell hergestellten Ersatzprodukten, die viele künstliche Zusatzstoffe enthalten, gestillt haben, sollten das Rezept unbedingt ausprobieren. Und so gehört getrocknetes Korianderkraut unbedingt in jede pflanzenbasierte Küche.
Mein Tipp: Nur nicht zu sparsam damit umgehen! Es kommt selten vor, dass ein Gericht durch getrockneten Koriander „ver-würzt“ wird. Deshalb, wer den Geschmack von Koriander mag, setze das Kraut mutig ein.
3) Ob Aubergine oder Fisch, Koriander passt zu vielen Gerichten.
P.S. Meerrettich
An dieser Stelle sei ein Einschub gestattet. Weitgehend unbekannt aber in der veganen Küche überaus wertvoll, ist die Verwendung von Meerrettichwurzeln. Wir geben sie, frisch oder getrocknet, in Gemüsebrühen und Suppen, wo sie ihr feines, scharf-würziges Aroma entfalten.
Besonders praktisch: Die Wurzel lässt sich auch in Halbzentimeter-Würfel geschnitten und getrocknet oder fein gemahlen auf Vorrat halten – ein unterschätztes, heimisches, durchaus wertvolles Gewürzpulver.
Verwendung der Koriandersamen
Als wahre Küchenklassiker haben sie sich bewährt:
- In Gewürzmischungen: z. B. Currypulver, Garam Masala
- Beim Einlegen: Gurken, Zwiebeln, Sauerkraut
- Im Brot: besonders gut zu Roggen und Sauerteig
Rezeptidee: Koriander-Pesto
Ein schnelles, würziges Pesto, das ideal zu Pasta, aufs Brot oder zu gegrilltem Gemüse passt.
Zutaten:
- 50 g frische Korianderblätter
- 30 g geröstete Pinienkerne
- 1 Knoblauchzehe
- 50 g Parmesan (oder Hefeflocken für die vegane Variante)
- 100 ml Olivenöl
- Saft einer halben Zitrone
- Salz und Pfeffer nach Geschmack
Alles im Mixer pürieren, bis eine cremige Konsistenz entsteht. In einem Schraubglas im Kühlschrank hält sich das Pesto mehrere Tage.
4) Auf einer luftdurchlässigen Unterlage ist das Trocken kinderleicht.
Fazit: Koriander ist mehr als nur Geschmackssache
Ja, der Geruch der Pflanze ist nicht jedermanns Sache. Aber wer Koriander einmal sinnvoll in der Küche eingesetzt und vielleich sogar im Winter frisch vom Beet geerntet hat, wird ihn nicht mehr missen wollen. Das Würzkraut ist pflegeleicht, aromatisch und erstaunlich vielseitig – ein echtes Muss im Selbstversorgergarten.
Und gerade in der veganen Küche entfaltet Koriander sein volles Potenzial: ob frisch, getrocknet oder als nussiger Samen – er verleiht pflanzlichen Gerichten Tiefe und Charakter, ganz ohne weitere künstliche Zusätze. Wer ihn selbst anbaut, hat ihn immer griffbereit und kann ganz nebenbei neue Geschmackswelten entdecken.
Quellen und weitere Hinweise
Die Hauptquelle des Beitrags beruht auf eigenen Erfahrungen. Es findet sich wenig Literatur.
[1] LANGE, Theodor; Allgemeines Gartenbuch II; Berlin 1926; Seite 207, 208
[2] Kleine Enzyklopädie – Land-Forst-Garten; Leipzig 1959; Seite 100; für den Feldbau wird hier die Sorte 'Thüriger' vorgeschlagen; "Drillsaaat, 200 bis 250 g/ha, Reihenabstand 30 cm"
[3] KOEHLER, Horst; Das praktische Gartenbuch; Hannover 1952; Seit 438: "Ein Würzkraut für Liebhaber. Verwendung als Pfefferkuchen- und Lebkuchengewürz. Der Tee dient der Magenstärkung."
[4] Buro/Meißner/Reinhold/Vaniceck; Freude am Garten; Berlin 1978; Seite 258
[5] Anwendung als Heilpflanze: https://heilkraeuter.de/lexikon/koriander.htm
▶️ Auf inhortas.de: Koriander im Hochsommer säen – Geheimtipp für Selbstversorger
[GJ.4.20] I Text und Bilder G. Jacob 22.7.2025