Baum Sambucus nigra Schwarze Holunder 1.) Sambucus nigra in einer modernen Grünanlage als hochstämmiger Baum
1.) Sambucus nigra in einer modernen Grünanlage als hochstämmiger Baum

Sambucus nigra, der Schwarze Holunder, ist ein schnell wachsender, sommergrüner Strauch und wird vier bis sechs Meter hoch. Er ist ein heimisches Gewächs, Flachwurzler und Pioniergehölz, welches wir oft an Straßen-, Feld- und Waldrändern finden können. Das Gehölz ist aber auch gärtnerisch von Bedeutung und zwar als Wildobst und für den Vogelschutz. Aber auch in der modernen Gartengestaltung und im städtischen Grün ist es zu finden und wird als Strauch oder kleiner Baum gepflanzt.

Sambucus nigra Beeren Fliederbeeren Holunder2.) Die sogenannten Fliederbeeren haben nichts mit dem Flieder zu tun.

Von der Pflanzengattung Sambucus gibt es etwa 20 Arten. Sambucus nigra, der schwarze Holunder, ist eine davon. Ursprünglich wurde das Gehölz der Familie der Geißblattgewächsen (Caprifoliáceae) zugeordnet; zu ihren gehören beispielsweise auch Heckenkirsche, Schneebeere und Weigelie. Nach neuen Erkenntnissen wird der schwarze Holunder jedoch zur Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) gezählt.

Synonyme: Das Gehölz finden wir unter zahlreichen Namen und wird u.a. Hollerbusch, Holderbusch, Holler/Höller, Eller, Fliederbusch, Ellhorn, Kissekenbaum oder Musflieder genannt. Viele der Namen haben einen ganz regionale Bezug.

Blüten und Beeren

Auffällig und markant ist der Schwarze Holunder durch seine flachen, schirm-/doldenartigen Blütenstände, welche von Mai bis Juni erscheinen. Die kleinen, creme-weißen Blüten duften angenehm würzig und können zu Limonade, Sirup, Likör, Gelee und getrocknet zu Tee (sog. "Fliedertee") verarbeitet werden.

Auch die Beeren (Steinfrüchte) sind ein schöner Fruchtschmuck; Sie sind schwarz glänzend und reifen von August bis September. Holunderbeeren sind übrigens roh giftig, doch gekocht zu Saft, Marmelade und Gellee und zubereitet zu Holundersuppe sehr gesund, denn sie enthalten viele Vitamine wie A, B, C dazu Invertzucker und Kalzium. Für viele sind sie eine Delikatesse, aber der Geschmack ist auch etwas speziell und nicht jedermans Sache. Der Saft kann zudem als Färbemittel für das Einfärben von Stoff benutzt werden.

Holundersekt3.) Mit Zucker, etwas Essig und Zitrone entsteht ein erfrischendes Limonadengetränk

Eigenschaften und Standortansprüche

Für den Garten- und Landschaftsbau ist das Gehölz deswegen interessant, weil es sowohl Schatten als auch volle Sonne verträgt und extrem regenerationsfähig ist. Es liebt nährstoffreichen Boden (Stickstoffzeiger) und verträgt Kalk. An einem solch günstigen Standort werden auch Trockenperioden vertragen. Wie schon erwähnt ist Sambucus nigra ein gebietsheimische Holz. Viele Bebauungspläne fordern heutzutage die Anpflanzung derartiger Gehölze wegen des Naturschutzes, denn in dem Strauch nisten nicht nur Singvögel, sondern er ist auch die Lebensgrundlage für verschiedene Insekten. Dazu gehört auch der Boden im Wurzelbereich. Der Holunderbaum gilt als guter Humusbildner.

Übrigens kann auch Laub und Boden, der unter dem Strauch entnommen wird, dem Kompost beigemischt werden. Dieser wird dadurch mit Bodenorganismen (Edaphonen) besiedelt, welche die Kompostierung befördern und dadurch am Ende das Spektrum der Bodenlebewesen im Garten bereichert, wenn die so behandelte Komposterde als Dünger ausgebracht wird. Der Strauch ist windfest und auch gegen salzige Luft resistent, weshalb er auf Helgoland und an der Nordseeküste als Küstenschutzgehölz infrage kommt.

Verwendung

Der Holunder ist also ein schönes und nützliches, heimisches Gehölz, welches schon in vorgeschichtlicher Zeit unsere Gärten schmückte. Heute wird von örtlichen Bauordnungen oft die Verwendung heimischer Pflanzen gefordert. Da kann er durchaus zum Einsatz kommen. Nur sollte er nicht unmittelbar neben die Terrasse oder anderem empfindlichen Untergrund gepflanzt werden, weil die herabfallenden, schwarzen Beeren, wenn sie im August reif werden, wirklich unschöne Flecken hinterlassen.

Sambucus nigra Laciniata Geschlitztblättriger Holunder4.) Die Sorte Sambucus nigra 'Laciniata' hat schmales, filigranes Laub und dadurch eine ganz andere optische Wirkung, als die Stammart.

Wer sich den Vorgaben von Bauordnungen beugen muss, aber den wilden Holunder nicht haben möchte, der hat die Möglichkeit, auf Ziersorten auszuweichen, die es mittlerweile zu kaufen gibt. Weniger Laubmasse als die Urform haben beispielsweise geschlitzblättrige Züchtungen (s.unten).

Der Hollerbusch im Volksglauben

Bekannt aus dem Volksglauben ist, dass Holunder der Baum von Frau Holle (Göttin Totenwelt) ist. Der "Hollerbusch" wurde als die Wohnung, die Behausung der Holle gesehen, und man nahm wohl sogar am Hausbaum den Hut ab, um der Göttin die nötige Ehrfurcht zu erweisen. Auch als Sippenbaum pflanzte man die Büsche um das Grundstück oder in die Nähe des Hauses, um böse Geister abzuwehren. Ebenfalls zur Geisterabwehr pflanzte man den Strauch auch auf Friedhöfe. Weißdorn hatte dieselbe Funktion. In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr steckten unsere Vorfahren Holunderzweige zum Schutz gegen Hexen auf Felder, in Gärten, vor das Haus und den Stall. Sicher nützte der Holunder aber auch auf ganz praktische Weise, denn auf dem Hühnerhof vertreibt er wohl Hühnerflöhe und anderes Ungeziefer. Allgemein hielt er vermutlich bestimmte Schädlinge auch von den Häusern ab, die man sich im Ursprung noch als einfachste Lehmhütten vorstellen muss. Übrigens steckt mancher Gärtner heute noch Holunderblätter in die Gänge von Wühlmäusen, um diese zu vertreiben.

Sambucus nigra Holunder Bäume5.) Selten: Verwendung als Stadtbaum (Hochstamm) in einer Grünanlage. Das Gehölz ist absolut Stadtklimafest.

Pflege, Schnitt und Vermehrung

Das Gehölz ist absolut winterhart, pflegeleicht und verträgt jeden Schnitt und auch mal einen starken Rückschnitt. Allerdings ist es nicht für formierte Hecken geeignet. Die Nutzsorten können aber zu frei wachsenden Wildobsthecken gepflanzt werden. Ich empfehle, die Pflanzung aller Arten und Sorten vorzugsweise im Frühling vorzunehmen, da Pioniergehölz (zu denen Sambucus zählt) mitunter im Herbst schwer anwächst. Besonders wichtig, sich an diesen Rat zu halten, ist es beim Verpflanzen von Holunderbäumen, welche immer mit Wurzelballen umgesetzt werden müssen. Das Umpflanzen alter Exemplare halte ich für problematisch. Sämtliche Sorten können durch Steckhölzer oder Sommerstecklinge vermehrt werden, was auch der Laie einfach umsetzen kann. Ausgesät wird nur die wilde Form für naturnahe Bepflanzungen. Dafür müssen die Samen über den Winter stratifiziert (in feuchten Sand einlegen, damit die Keimung angeregt wird) und im Frühling ausgesät werden.

Sambucus nigra black Schlitzholunder Rotblättriger holunder6.) Sambucus nigra 'Black Beauty'

Sorten

'Samdal'
Gartensorte zur Gewinnung der Blüten und der Beeren (Wildobst)
'Maxima'
großfrüchtige Form (aromatische Beeren); üppiger Wuchs mit grünem Laub
'Allesee'
besonders geeignet für die Gewinnung der Blüten für Tee und der Beeren (Wildobst)
'Laciniata'
geschlitztblättrige ("Geschlitzter Holunder") Sorte mit tief eingeschnittenen Blättern; Zierform, welche aber auch Beeren (s. Bild 4) ausbildet; Liebhabergehölz
'Sörensens Glanzblatt'
hat auffallend großes, glänzendes (Paraffinüberzug) dunkelgrünes Laub, das nicht von Schädlingen (Läuse) angegriffen wird; seit 1967 im Verkauf; Form wächst aufrechter als die Art und ist sehr bodenpfleglich, da die beachtliche Blattmasse (beim Strauch) den Graswuchs verdrängt und das Bodenleben anregt.
'Black Beauty'
ein Zierholunder mit rotem, geschlitztem Laub und rosa Blüten; Beeren ((s. Bild 6) als Wildobst verwendbar
Sambucus canadensis 'Aurea'
Gelber Holunder, Kanadischer Holunder; hat goldgelbes Laub und blüht im Juli/August, ein sehr schöner Zierstrauch oder kleiner Baum; Wuchs fast von tropischer Üppigkeit

Dieser gut 50 Jahre alte Holunderbaum steht in meinem Garten und wird von einem nahen Ranunkelstrauch (Kerria japonica 'Pleniflora') durchblüht.

Kerrie im Holunderbaum

Zu den Bildern 1 und 5: Wegen dieser Grünanlage mit ihren recht seltenen Solitärbäumen bin ich nach Dresden (2005) in die Neustadt auf die Alaunstraße gefahren, um dort die Bilder für den Beitrag zu machen. Mein Tipp: Wer in Dresden touristisch unterwegs ist, dem ist ein kleiner Abstecher in dieses Stadtviertel mit seinen vielen Alternativläden und besonderen Restaurants zu empfehlen.