weiße Tulpen im FrühlingBei der Farbwahl achte man auf die Umgebung der Blüten. Hier ist es Schneeheide.
Bei der Farbwahl achte man auf die Umgebung der Blüten. Hier ist es Schneeheide.

Die Gattung der Tulpen (botanisch Túlipa) gehört zur Pflanzenfamilie der Liliengewächse (Liliaceae). Sie umfassen mindestens hundert bis einhundertfünfzig Spezies (Arten) und Rassen [1], welche sich von Nordafrika über Europa, Zentralasien, Sibirien, China bis nach Japan hin ausbreiten. Als Heimat wird Zentralasien bzw. der Iran und Turkestan vermutet. Der Name Tulpe geht auf das lateinische Wort tulipa zurück und dieses wiederum auf das persische Wort Dulbend, was übersetzt Turban heißt. Die Perser nannten die Zwiebelpflanze also Dulbend und kultivierten sie. Den gleichen Namen verwendeten später die Türken, welche um 1500 n. Chr. bereits etliche Sorten besaßen. Gut einhundertdreißig Jahre später wurden die Blumen durch die sogenannte Tulpenmanie der Holländer in Europa weithin bekannt und verbreitet.

TulpenblüteBevorzuge leuchtende Farben!

Die Eigenarten

Neben Hinweisen zur Verwendung folgen nun erst einmal Tipps zur Vermehrung. Und ich stelle sie der Pflegeanleitung voran, denn die Tulpen haben die Besonderheit, dass sich deren Kultur überwiegend aus der Zwiebelvermehrung ergibt.

Verwendung und Gestaltung

Tulpen sind heutzutage aus Parks und Gärten nicht mehr wegzudenken. Niedrige und wilde Sorten finden sich sowohl in Steingärten als auch auf Gräbern. Tulpen sind gute Schnittblumen und als solche sehr einfach anzubauen. Dafür sollten sie jedoch separat auf einem Beet kultiviert und nicht aus der Blumenrabatte geplündert werden. Schneidet man sie für die Vase, müssen zwei Blätter am Stängel verbleiben. Doch auch für Frühlingsblumenrabatten sind Tulpen unentbehrlich. Dabei ist es optisch ansprechender, sie immer in Gruppen einer Farbe und Sorte zu pflanzen. Sind unbedingt farbgemischte, bunte Pflanzungen gewünscht, so sollten mindestens 15 Tulpenzwiebeln in eine homogene Gruppe gelegt werden. Auch für Einfassungen von Blumenbeeten sind unsere Frühblüher gut geeignet. Auf kleine Rabatten setze man niedrige Sorten und höhere auf große Pflanzflächen. Sollen runde Beete, sogenannte Rondells gestaltet werden, setzt man idealerweise niedrige Sorten an den Rand (z.B. die frühen Duc-van-Tholl-Sorten) und in die Mitte die schönen hohen Darwintulpen.
Die Zwiebeln werden einzeln im Abstand von 12 bis 15 Zentimeter gelegt – auf keinen Fall enger! "Es sieht abscheulich aus, wenn die voll geöffneten Blumen im Sonnenschein aneinanderstoßen, was bei zu kleinen Abständen unweigerlich geschieht." (meint Karl Foerster). Wer wenig Platz im Ziergarten hat, der stecke zeitige Tulpen als Unterpflanzung zu den Rosen. Auch wenn irgendwo im Garten freie Flecken oder Lücken sind, so kann man sie dafür nutzen. Schön wirken die kräftigen Farben der Blüten auch vor dem satten Grün niedriger Koniferen.

TulpenwieseDas ist möglich: Tulpen in die Wiese gepflanzt.

Sogar in Wiesen können Tulpenzwiebeln gepflanzt werden, wofür die Blumeninsel Mainau im Bodensee wohl die bekannteste Attraktion ist. Das Anlegen einer eigenen Tulpenwiese im Garten ist nicht so schwierig, wie es mancher vielleicht vermutet. Die Anleitung dazu habe ich auf einer gesonderten Seite beschrieben.

Tulpen selber vermehren?

Aus botanischer Sicht sind die Tulpen Zwiebelgewächse mit eng übereinander liegenden, fleischigen Schuppen, die einem Zwiebelboden entspringen. Geschützt werden sie von einer dunklen bis gelblichen, häutigen Schale. Der Unterschied zu vielen andern zierenden Zwiebelpflanzen ist, dass sich die Speicherorgane durch die Blüte völlig erschöpfen und danach absterben. Allerdings bilden sich in den nach außen sitzenden Achseln der Zwiebelschalen am Grunde etwa drei neue Ersatzzwiebelchen. Diese werden zur Vermehrung genommen und weiter kultiviert, doch sie sind erst nach zwei oder gar erst drei Jahren blühstark, bis sie sich in der Höhe ihrer Lebenskraft angelangt, wieder in der Blüte erschöpfen. Die langwierige Vermehrung mittels Tochterzwiebeln (vegetative Vermehrung) ist der Wermutstropfen im Glas der Freizeitgärtner, doch die einzige Möglichkeit sortenechtes neues Pflanzmaterial zu bekommen. Die Vermehrung über Samen (generative Vermehrung) ist natürlich auch möglich, doch müssen wir in diesem Falle mindestens fünf bis sechs Jahre Kulturzeit einplanen und haben nachher einen Sortenmix. Wer diesen Weg gehen möchte, der darf sich aber dann auch schon Hobbyzüchter und Tulpenliebhaber nennen. Hier soll aber lediglich der simple Vermehrungstipp für den Hausgebrauch gegeben werden:

Vermehrung durch Brutzwiebeln

Wichtig ist, dass sie von einer kräftig entwickelten, blühenden Mutterpflanze gewonnen werden, die im Oktober gepflanzt und mit entsprechender Düngung (siehe unten) kultiviert wurde.

Zwiebeln RembrandtulpenZwiebeln der Rembrandtulpe.

Damit sich die besagten Brut- bzw. Tochterzwiebelchen (man sagt auch nur "Brut") bilden, muss sofort nach dem Verblühen die verwelkte Blüte samt Samenstand abgeschnitten werden, damit die Kraft der Pflanze nun nicht mehr in die Ausreifung der Samen geht, sondern in die Ausbildung der Brut. Absolut wichtig ist, dass dabei keinesfalls die Laubblätter der Tulpe entfernt werden, da diese noch einige Zeit für die Fotosynthese (Nährstoffgewinnung) benötigt werden. Erst wenn das Laub gelb wird und abstirbt (Juni/Juli) werden die Pflanzen samt der neu gebildeten Brut vorsichtig mit der Grabegabel aus der Erde genommen und getrocknet. Das wird idealerweise an einem schattigen, kühlen Ort, aber keinesfalls in voller Sonne durchgeführt. Wichtig für das anschließende Lagern bis zum Spätsommer ist das ordentliche Abtrocknen der Bollen, da sie sonst leicht faulen können.

Lagerung und Pflanzung

Wer Platz für die Weiterkultur hat, der kann die Zwiebeln auch sofort nach dem Roden wieder einpflanzen. Üblich und besser ist aber das Duchsommern, das heißt, die Brutzwiebeln werden trocken aufbewahrt. Die beste Temperatur für die Lagerung ist bei 20°C oder etwas darüber, also in Bodenräumen oder einfach in der Gartenlaube, jedoch keinesfalls im Keller. Tulpen sind in freier Natur Steppenpflanzen. In den trockenen Sommermonaten haben sie ihr Laub völlig eingezogen und bereiten in den Zwiebeln die neue Blüte vor. Im Herbst und Winter bilden sie neue Wurzeln und schieben ihren Spross bereits bis fast an die Erdoberfläche hoch, um dann bei genügender Wärme und Feuchtigkeit erneut zu blühen, zu fruchten und Brut auszubilden. Da bei uns aber die Sommer feuchter sind, als in der Steppe, wird die oben beschriebene Sommerlagerung empfohlen. Im Oktober werden die Brutzwiebeln wieder eingepflanzt. Das geschieht 10 Zentimeter tief und mit halb so großen Abständen, wie die blühfähige Ware, also fünf bis sechs Zentimeter breit.

TulpengartenSchön, doch man vermeide zu viel vom düsteren Lila zu pflanzen – hingegen sind weiße, gelbe, orange und hellrote Blüten sind wahre Leuchtfeuer im Garten.

Pflanzung und Pflege

Boden und Standort

Oben wurde bereits erwähnt, dass die Tulpen Steppenpflanzen sind und in ihrer Vegetationsruhe im Sommer völlig trocken im Boden liegen. Dementsprechend sollte der Boden für die Kultur der Zwiebeln wasserdurchlässig sein Staunässe führt rasch zu Fäulnis. Schwere, tonhaltige Böden scheiden somit aus oder müssen mit lockerem Bodenmaterial aufbereitet werden. Auch wird empfohlen, eine Drainage anzulegen, was heißt, dass unter das Pflanzloch eine 15 Zentimeter hohe Schüttung von grobem Kies erfolgen sollte. Solche Aufwendungen finde ich fraglich, denn wenn es der Standort nicht hergibt, dann können wir halt dort keine Tulpen pflanzen. In solchen Fällen ist es ökologisch sinnvoller, auf geeignete andere Zierpflanzen auszuweichen oder das gesamte Umfeld reichlich mit Sand aufzubessern. Die Erde auf dem Pflanzbeet sollte gut vorbereitet werden. Man entfernt das Unkraut, gibt Komposterde hinzu und gräbt um. Vor dem Pflanzen der Zwiebeln sollte sich das umgegrabene Beet ein paar Tage abgesetzt haben. Tulpen mögen keinen sauren Boden. Im Zweifelsfall kann man den pH-Wert des Bodens testen.

Wann Tulpenzwiebeln stecken und wie tief?

Aus den oben vielfach erwähnten Gründen ist für die Pflanzung der Tulpenzwiebeln von Ende September bis Ende Oktober die beste Zeit. Bis zum Winter können die Bollen gut anwurzeln, um im Frühjahr dann in die Vegetationsperiode zu gehen und Brutzwiebeln auszubilden. Notfalls können sie aber auch noch im Februar in die Erde gebracht werden. Da die Gartenmärkte noch bis Ende März ihre Blumenzwiebeln verkaufen, fragt sich mancher, ob solch späte Pflanzung noch zum Erfolg führt. Ja, das ist der Fall, jedoch sollte sehr vorsichtig vorgegangen werden. Oft ist nämlich der Zwiebelboden im März schon etwas angeschwollen und an der Spitze hat der Austrieb bereits begonnen. Die spät gelegten Zwiebeln kommen in der Regel mindestens 14 Tage später in die Blüte, und sie bilden dann auch keine Brut mehr aus.
Die Tulpenzwiebeln werden mit der Spitze nach oben und verhältnismäßig tief gesteckt, dabei sollte das Pflanzloch in leichten, mehr sandigen Böden, etwa 12 bis 15 Zentimeter tief sein. Auf lehm- und tonhaltigen Gründen legen wir flacher. Da setzen wir die Pflanztiefe bei 8 bis 10 Zentimeter an. Werden Reihen gepflanzt, so betragen die Reihenabstände 20 Zentimeter und Pflanzenabstände 10 Zentimeter. Stecken wir Trupps, so gilt der Abstand von Stück zu Stück von mindestens 12 Zentimeter, was vor allem gestalterische Gründe hat (siehe Überschrift Verwendung und Gestaltung).

Stiefmütterchen und Tulpen pflanzen - wie macht man das?

Die schönsten Blumenrabatten mit unserer Tulipa, entstehen, wenn wir sie zusammen mit Stiefmütterchen pflanzen. Vor allem weil den Tulpenblüten die Farbe Blau fehlt, sind entsprechende Stiefmütterchen, Hornveilchen oder Vergissmeinnicht unentbehrlich. Letztere werden aber für gewöhnlich erst im Frühling gepflanzt, was die aufgehenden Zwiebelgewächse schädigen könnte. Wie gehen wir also vor? Was weniger bekannt ist, Stiefmütterchen (Vergissmeinnicht ebenso) können bereits im Herbst gepflanzt werden und überwintern, denn sie sind winterhart. Nur dürfen sie nicht zu spät in die Erde gesetzt werden, da sich ihre Wurzeln noch bis zum Winter etwas ausbreiten müssen. Allerdings wird man im regulären Handel die entsprechende Ware im Spätsommer nicht bekommen. Hier muss man sich direkt an Gärtnereien wenden, welche Stiefmütterchen züchten oder Jungpflanzen bestellen können. Problematisch für die Herbstpflanzung sind allerdings Gegenden mit harten Wintern ohne Schnee, aber auch Plätze wo Wildfraß unsere Bemühungen zerstört.
Die zweite Möglichkeit der Blumenkombination ist (siehe folgendes Bild), dass beide Ziergewächse klar voneinander getrennt werden, sodass das Setzen der Stiefmütterchen im Frühjahr erfolgen kann. Eine dritte Lösung, aber eine Notlösung ist die Pflanzung der Zwiebelgewächse und Stiefmütterchen in einem Zuge im sehr zeitigen Frühjahr. In diesem Falle blühen die Tulpen um die 14 Tage später und sie bilden dann durch die Spätpflanzung auch keine Brut mehr aus. Für solche Rabatten muss die Pflanzware jedes Jahr neu gekauft werden – siehe letztes Kapitel.

Tulpen und StriefmütterchenDiese Rabatte ist mit Stiefmütterchen unterpflanzt und wohl die schönst mögliche Blütenkombination. Gepflanzt wird sie gestaffelt im Oktober und März.

Tulpen im Topf ziehen bzw. verfrühen

Die niedrigen und sehr zeitig blühenden Sorten lassen sich gut im Blumentopf oder entsprechend im Balkonkasten ziehen. Hierfür werden die Zwiebeln Ende September mit nur zwei bis drei Zentimeter Pflantabstand in das Pflanzgefäß gesteckt. Zum Rand muss ein fingerbreiter Streifen Erde freibleiben. So passen in einen mittelgroßen Blumentopf etwa drei Tulpenzwiebeln hinein. Die Pflanztiefe soll 2/3 der Bollen betragen. Dann wird gegossen bis die Erde gut durchfeuchtet ist. Anschließend bekommen die Töpfe einen kühlen und dunklen Platz im Keller oder an einem anderen Ort, wo Temperaturen von möglichst 6 bis 8°C herrschen. Ab November stellen wir die Töpfe wärmer, doch müssen sie dunkel bleiben und z.B. mit Papiertüten abgedeckt werden. Im Dezember, wenn dann die Blütenstängel schon die Höhe der Blätter erreicht haben, wird die Verdunkelung entfernt und an einem nicht zu warmen Fensterplatz das Entfalten der Blüten erwartet. Auf gleiche Weise lassen sich Hyazinthen im Topf verfrühen. Besser ist noch das Einschlagen (Eingraben) 15 Zentimeter tief auf einem Beet. Auf die Pflanzgefäße kommt nun eine ein Zentimeter starke Sandschicht (oder Kies) und darüber wird dann noch die ausgehobene Erde aufgebracht.

Pflegen und Düngen der Tulpenbeete

Wer eine üppige Blütenfülle wünscht, der halte sich zunächst an die Tipps für Standort, Pflanzware sowie Pflanzzeitpunkt. Die weitere Pflege ist dann aber genau genommen die Anleitung zur Vermehrung der Zwiebeln, da sich die Bollen selber durch die Blüte erschöpfen und nachher nicht mehr zu verwenden sind. Für die Eigenvermehrung und für die vereinfachte Kultur (Aufnehmen und Neupflanzung der Zwiebeln aller zwei bis drei Jahre) sollten die Blütenstängel nach dem Verwelken sofort abgeschnitten werden. Keinesfalls aber die Laubblätter. Diese werden mit einem handelsüblichen, flüssigen Blumendünger (Düngeanleitung beachten) gestärkt. Eine zweite Flüssigdüngung kann nach zwei oder drei Wochen erfolgen. Durch diese Behandlung bilden sich nun kräftige Tochterzwiebeln, die spätestens nach zwei Jahren blühen.

Vereinfachte Kultur

Ich habe bereits mehrfach erwähnt, dass Tulpenzwiebeln nur einmal blühen, dann vergehen sich aber durch Brutbollen fortpflanzen. Diese sollten, wenn möglich, ausgegraben und ein oder zwei Jahre separat kultiviert werden. Das erfordert jedoch einigen Aufwand. Zum Glück gibt es aber auch eine vereinfacht Form, die Tulpen im Garten fortkommen zu lassen. In diesem Falle belässt man die Zwiebeln nach dem Abblühen am Platz und gräbt sie nicht aus. Das ist dann nur aller zwei oder drei Jahre erforderlich, wie es oben beschrieben wurde. Man sollte allerdings im ersten Herbst auf einer Anlage noch einmal neu gekaufte Tulpenzwiebeln dazu stecken, damit im zweiten Jahr auf dem Beet genügend blühende Pflanzen vorhanden sind und später ein Mix von ein- und zweijährigen Frühblühern das Auge erfreut.
Der aufmerksame Naturbeobachter wird sicher schon bemerkt haben, dass auf Gartenplätzen von den einmalig gelegten Tulpen auch im zweiten Jahr Blüten erscheinen. Das ist richtig, denn zum einen gibt es immer auch die Ausnahme von der Regel und zum anderen blühen auch manchmal schon die einjährigen Tochterzwiebeln.

Jährlich Blumenzwiebeln kaufen

Noch einfacher ist es natürlich, jedes Jahr neue Tulpenzwiebeln zu kaufen, was auch online sehr gut möglich ist. Die dekorativen Rabatten auf Gartenausstellungen oder in Parkanlagen mit den entsprechenden gärtnerischen Attraktionen werden alle mit frisch gekaufter Qualitätsware bestückt. Anders bekommt man diese Güte der Blumenrabatten nicht umgesetzt. Man beachte aber, dass es für den Verkauf der meisten Zwiebelgewächse, welche der Fachgärtner anbietet, eine Saison gibt (Sommer/Herbst). Wenn nun ganz bestimmte Sorten in bestimmten Stückzahlen geliefert werden sollen, dann solltest du dich rechtzeitig um die Bestellung kümmern. Man kann Tulpenbollen heutzutage zwar fast das ganze Jahr über kaufen, doch nicht alle Sorten.


Ergänzungen & Literatur:

[1] In der freien Natur bilden sich auch Artenbastarde

[2] Buro/Meißner/Reinhold/Vaniceck; Freude am Garten; Berlin 1978

[3] Göritz, Hermann; Blumen im Garten; Berlin 1952

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