Geometrische GartengestaltungGeometrische Gartengestaltung.
Geometrische Gartengestaltung.

Neben der Flächengliederung in Haupt- und Nebenteile geht die Verzierung einher, die eigentliche Ornamentik. Diese ist symmetrisch zur zugehörigen Achse zu halten, wobei zu entscheiden ist, ob die Achsen, welche zueinander durch Parallelität oder Winkel in Beziehung treten, eine gleiche oder verschiedene Ornamentik zulassen.

Soll die Ornamentik verschieden sein, so ist eine Unterbrechung bzw. ein Abschluss an jeder (gedachten) Schnittrichtung von Achsen nötig. Die Ornamentik selbst ist entweder einem festgeprägten historischen Stil, der in Beziehung zur Ornamentik des Hauses stehen muss, entnommen oder eine "Erfindung" aus Elementen von Zierformen.

Rhythmus der Ornamentik im Kunstgarten

Die Ornamentik ist bestimmten Rhythmen unterworfen, einem bestimmten Takte stark betonter und weniger stark betonter Flächen und räumlich wirkender Dinge im Wechsel. Der Rhythmus ist für die historischen Stilornamente fest bestimmt, für die selbst komponierten gilt gleichfalls das Gesetz klarer Gliederung.

Die einzelnen Takte müssen sich deutlich gliedern im Sinne von Einheiten, Zweiheiten, Dreiheiten, Fünfheiten, z.B.:

  • o o o o o o oder
  • ox ox ox ox oder
  • oxo oxo oxo oder
  • ox0xo ox0xo

In der letzten Formel ist durch besondere Betonung von 0 eigentlich nur eine erweiterte Dreiheit gegeben. Mehrere Dreiheiten verschiedener Art können untereinander rhythmisch wechseln:

  • 0 x 0 X + X 0 x 0 X + X

Oder auch durch starke Ein- oder Zweiheiten unterbrochen werden:

  • oxoOoxoOoxo

Parallele Ornamente können als Ganzes wieder Zwei-, Drei-, Fünfheiten bilden. Bildet das Ornament eine geschlossene auf einen Mittelpunkt oder eine Achse bezogene Figur, so können die Ornamente bandförmig einander folgen im Sinne von abcde...

Zur Betonung von Zentren eignen sich Pavillons, Lauben, Wasserbecken, Springbrunnen, Statuen, Sonnenuhr, Plastiken, Vasen, Säulen, Pflanzenständer, große Pflanzen von regelmäßigem Wuchs, Blattpflanzengruppen. - Die historischen Ornamentstile werden hier als bekannt vorausgesetzt.

Rhythmus und moderne Gartengestaltung

Wir haben bereits festgestellt, dass der geometrische und barocke Garten seine Lebendigkeit vom Takt seiner gestalterischen Kompositionen lebt. Doch auch andere Stilformen haben rhythmische Gestaltungselemente in sich aufgenommen und variieren diese. Der fortlaufende Rhythmus in einer Gartengestaltung bekommt zudem eine zusätzliche Steigerung, wenn er im Detail kleine Veränderungen zulässt.
Verschiedene Rhythmen begleiten unser Leben, der Herzschlag, der Klang des Regens oder das Pendel einer Uhr. Im optischen Bereich ist das ebenso: Hier sind es die Stufen einer Treppe, die Bäume einer Allee oder die Steine eines gepflasterten Weges.

"Wer die Gesetze des Rhythmus kennt, kann den Stoff durch den Geist regieren. Denn jeder Fels ist zu Stein gewordene Musik." (Pythagoras)

Literatur & Quellen: Willy Lange: "Die Gartengestaltung der Neuzeit", Leipzig 1907.