Das Bild 1) zeigt eine Ansicht von Dohna, die um 1850 entstanden ist. Zu sehen ist links die Marienkirche und rechts der Burgberg, auf dem sich in der frühen Bronzezeit eine Burganlage befand. Diese Wehranlage war vermutlich die nördlichste Feste im besiedelten (Dresdner) Elbtal und wurde erbaut, um die uralte Fernverbindung ins Böhmische zu sichern, welche übrigens einen ähnlichen Verlauf hatte, wie die heutige Autobahn A17 nach Prag.
Die Burg, die vorzugsweise Verwaltungszwecken diente und eher einer wehrhaften autarken Klosteranlage ähnelte, reichte schon im frühen 10. Jahrhundert mit einer Vorburg bis zum Taschenberg (links der Kirche), dem sich dann ein Marktplatz mit Bauerngehöften anschloss.
Wer diese Kleinstadt zwischen Dresden und Pirna am Ausgang des Müglitztales besucht, der betritt ältestes menschliches Siedlungsgebiet am Rande des Elbtales und einen Ort bewegter, deutscher Geschichte. Kern der mittelalterlichen Ansiedlung ist die alte Burg Donin, im Bild 2) auf einem Stich (kein Originalabbild, sondern ein damaliger Rekonstruktionsversuch) zu sehen.
Es ist der Blick auf die zweitälteste Stadt in Sachsen (nur Meißen ist älter) vor etwa 620 Jahren: Rechts befindet sich die Vorburg, das Suburbium (Vorstadt) mit der St. Peter Kirche und links der militärische Komplex der Wehranlage. Im Vordergrund stehen am Wasser der Müglitz Wirtschaftsgebäude, in denen Gewerbe betrieben wurden, die fließende Wasser benötigten. Dazu zählten eine Mühle, eine Gerberei, ein Badehaus und vermutlich noch weitere.
Die allmähliche Missionierung und die Eingliederung der sorbischen Gebiete in das Frankenreich begann im 8. Jahrhundert und wurde vorzugsweise durch fränkische, hessische und sächsische Klöster (und Bistümer) sowie durch das Bayernkloster St. Emmeram in Regensburg getragen. So entstand in der Reichsburg Dohna (direkt dem Kaiser unterstellt) gegen 840 vielleicht die erste katholische Kirche (St. Petri Kirche) im Gau Nisan (auch Nisana, Nisani). War doch der erste eingesetzte Burgward Aloysium von Urpach, aus Südfrankreich stammend, vermutlich bereits christlichen Glaubens (siehe auch weiter unten).
2) Dohna um 1402. Ein kaiserlicher Verwaltungssitz mit eingesetztem Burggrafen.
Etwa zeitgleich wurden Kirchenbauten und Vorposten der Missionierung errichtet, wie beispielsweise die Marienkirche an der Furt (Flusshandelsplatz) in Hosterwitz (Dresden) und die Andreaskirche in Leubnitz (Dresden).
Aus der Sicht des Archäologen noch diese Fußnote: "Der Vorwall der Burg verläuft quer über den Südteil des Dohnaer Marktes, was noch deutlich zu erkennen ist, so dass die Kirche innerhalb der ältesten Burg zu stehen kommt. Von K. Simon in die frühe Bronzezeit datierte Scherben vom Burgberge deuten an, dass dieser für die Wegesicherung nach Böhmen eminent wichtige Platz wohl zu den ältesten Burgen unseres Landes gehören dürfte.
Es sollte Wunder nehmen, dass nicht schon Karl der Große beziehungsweise sein Sohn auf ihren Zügen nach Böhmen hier tätig wurden, um das Nordende des Passes für den Rückzug zu sichern. Das Peterpatrozinium könnte über Prag aus Regensburg gekommen sein, wo, ebenso wie in Salzburg, die Domkirche diesem Apostelheiligen geweiht war. Der betreffende Bayrische Missionszug könnte bis zur Peterskapelle auf der Brandenburger Dominsel gereicht haben" (Dr. Reinhard Spehr in Frühe Kirchen in Sachsen, Stuttgart 1994)
Marienkirche in Dohna
Die Marienkirche in Dohna ist ein wunderschöner gotischer Bau mit beeindruckendem Gewölbe, die zwischen 1212 und 1250 von den Dohnaer Burggrafen (1152-1402) erbaut wurde. Nach dem Fall der Dohnaer Burg (1402) wurden die Markgrafen von Meißen die Lehnsherren der Kirche, die auch den Umbau 1489 veranlassten.
Im Hochmittelalter wurde die Kirche zum päpstlich anbefohlenen Wallfahrtsort. Schriftliche Quellen erwähnen für den 18. Januar 1272 einen Ortsgeistlichen: "plepanus Henricus de Treperne".
3) Das Innere der Marienkirche Dohna, Erntedankgottesdienst.
Nach den Quellen von Vosfio und Dreffero: "in Beilagen lit. O. ist zu lesen, dass die Kirche von Burggrafen Ottone dem Älteren, unter der Regierung des Römischen Kaisers Friederici II. Anno 1212 zu bauen sei angefangen ... eingeweiht in der Ehre der heiligen Jungfrau Marias und des Trostes Petri wie hiervon ein alter Ablassbrief auf Pergament in originale auf hiesiger Pfarr zu finden ist, darin der Papst Innocensius 40 Tage Ablass denjenigen verspricht, welche Andacht, Gebet und Wallfahrt bei der Kirche zu Dohna angesetzten Feiertagen verrichten, oder der Kirche etwas verehren (1357 den 10. Oktober)"
Im Jahre 1489 begann man mit einem Umbau der Kirche im gotischen Stil. Ein weiterer Umbau (Erweiterung) fand zwischen 1830 und 1842 unter der Leitung von Professor Joseph Thürmer (1789-1833) statt und wurde nach dessen Tode von Gottfried Semper weitergeführt.
2003 erhielt der Turm ein neues Bronzegeläut und auch wieder einen hölzernen Glockenstuhl. Die bisherigen Stahlglocken, im Turmgewände verankert, hatten zu Rissen im Mauerwerk geführt.
Auch eine alte Glocke von 1390 (älteste datierte Glocke in Sachsen), die auf Grund einer Beschädigung bis dahin vor der Kirche auf einem Steinsockel gestanden hatte, wurde restauriert und dem Glockengeläut wieder hinzugefügt.
Auf der historischen Zeichnung im Bild 4) zu sehen, blicken wir auf den Marktplatz mit Brunnen (links) und der Kirche (nach dem Umbau von 1830) sowie dem alten Kirchhof mit Grufthäusern. Neben diesem Kirchhof gab es seit etwa 1480 einen zweiten Gottesacker, der ursprünglich als Pestfriedhof angelegt war und später für die Gemeindeglieder des sehr gedehnten Dohnaer Kirchspiels als Gemeindefriedhof genutzt wurde. Die Dohner Burggrafen sind anfangs vermutlich in der Burgwartkirche (St. Petri) bestattet worden, später dann in dem von ihnen geförderten Kloster Altzella der Zisterzienser (siehe unten).
4) Der historische Marktplatz von Dohna um 1800.
Der Stadtchronist Michael Christian Bartsch schreibt hierzu: (Historie der alten Burg und des Städgens Dohna 1733) "Anfänglich giebt man vor es habe Kayser Karl der Große, als er die Sachsen mit Kriege überzogen und zum christlichen Glauben gebracht, unter seinen vornehmsten Kriegs–Officirern einen gehabt, Aloysium von Urpach, eines Uhralten Geschlechts aus Languedock, sonst Gallia Narbonensis (Provinz in Südfrankreich) genannt. Diesem habe er die Böhmischen Dalemannischen und Sorbischen Gränzen mit seinen untergebnen Kriegs–Volck zu verwahren, ingleichen die neu aufgerichteten teutschen Kolonien zu regieren und zu beschützen anvertreut. Dieser herr habe hierauff Anno 806 zu Dohna an der Müglitz ein Schloss oder Burg erbauet. So schreiben Drefferus (Dreffero), Henelius, und der hochberühmte Ger. Joh. Vosfius (Vosfio) in dem auf Fabian Burggrafen von Dohna gehltnen Panegycico. Des obengedachten Alofii von Urpach Sohn ist gewesen Conradus von Urpach ein sehr reicher und gewaltiger Herr und bey dem Röm. Kayser Ludivico Pio in sondern Gnaden, und wird von ihm gesagt. Es habe ihm der Kayser nicht nur das Schloss und Gebiethe zu Dohna, sondern auch den Character eines Burggrafen geschenkt, und zwar um das Jahr Christi, 840. Jedoch war damals der Titel und die Ehre der Burggrafen nicht erblich ..." (Textgetreu übertragen) weiter im Text, von mir in etwas freiere Form nachgeschrieben:
"Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass die Herren Burggrafen von Dohna ihr Stammhaus, das hier fest begründet war, sie auch vor sich und ihre Untertanen einen Christlichen Gottesdienst gefeiert haben, indem sie sowohl als ihr christlicher Kaiser Carolus M. (Carolus Maximus, Karl der Große) der christlichen Religion zugetan gewesen, das hier mit der Einführung des christlichen Glaubens die Heidnischen Götzenbilder oder Tempel abgeschafft worden. Aus einer alten Urkunde (Joh. Conr. Knauth. Zellische Chronik P.ll.97 Christian Schlegel. in coll. vet. §.8.p.99.) ersieht man, dass Anno 1279, der damalige Markgraf zu Meißen Heinrich im Konsens dem damaligen Bischof Wittegonis (Bischof Withego von Meißen) die Parochie Dohna zum Kloster Zelle geschlagen habe, woselbst in dem Klostergarten die Herren Burggrafen eine besondere Kapelle besaßen, darin sie auch ihr Erbbegräbnis verlegt haben, wie Geog Fabiicus daselbst noch abkopierte:
Nach Gotis Geburt MCCCC (1415) in dem fünfzehnten Jahre, an der Eifftausend Jungwrowen Tage ist gestorben der Edle Herr Heydo Burggrave von Donyn Ritter, in der Zeit, als dy bose Kezerey* (dogma Hussii) sehr obirhant nam, der hiet begraben ruhet in GOtt Amen. Dicebat. GOtt biß mir Sünder gnädig".
*das sind die Hussiten, deren Unruhen um 1429 bis 1436 sicher auch Dohna erreichten
5) Wappen des Hussitenkönigs (Hufeisen und Stern) im Dohnaer Pfarrhaus.
Das Wappen mit Hufeisen und Stern, im Bild 5) zu sehen, befindet sich im Eingangsbereich des Pfarrhauses und zwar über einer alten Tür im Hausflur. Erwähnung fand es bereits bei Pfarrer Andreas Faber (Fabri): "er Andreas Faber (Fabri), ertzpriester und pfarrer zu Dhonen“ (über ihn: Dohna, Stadt); er starb zwischen um 1512 (nach einer Pirnaischen Kämmereirechnung).
Dohna gehörte damals zur Kirchenprovinz Nisan und wurde von Pirna aus verwaltet. Um 1540 wurde die Reformation eingeführt.
Neben dem bereits erwähnten Wappen es ein weiteres an der Fassade des Pfarrhauses und bildet sowohl ein Hufeisen mit Stern und der Jahreszahl 1493 als auch der Jahreszahl 1593 ab.
Ein Tempel in Dohna?
Westlich der Kirche befindet sich ein Flecken, der traditionell der "Templ" genannt wird. Das wirft natürlich dir Frage auf, ob hier einmal ein vorchristlicher Tempel gestanden haben könnte. Doch dem ist nicht so.
6) Die Kirche und im Vordergrund der sogenannte Templ.
Der Begriff Templ hat nichts mit einem Tempel zu tun, sondern bezeichnete in alter Zeit einen "Tümpel" von Häusern. In diesem Fall stehen sie neben der Kirche im ehemaligen Burggraben. Der Begriff aber hat sich bis heute gehalten.
Hinter den Häusern auf der rechten Seite lagen an sonnigen Hängen früher sogar Weinberge, an denen die Trauben vorzugsweise für Abendmahlswein heranreiften. Der berüchtigte Reblausbefall (um 1870) im Elbtal, der den Weinbau für viele Jahrzehnte zum Erliegen brachte, beendete auch die Kelterei in Dohna.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Ein Stadtbesuch birgt Interessantes für vielerlei Interessengebiete. Am Marktplatz befindet sich ein Heimatmuseum, welches unter anderem das historische Fleischerhandwerk, verbunden mit der Geschichte des Fleischerbrunnens, und die Strohflechterei beleuchtet. Das waren die Gewerbe, die in der Stadt eine nicht unbedeutende Rolle spielten.
Ebenfalls am Marktplatz findet sich an einem Haus (heutiger Erweiterungsbau des Rathauses) ein Hinweis auf den Besuch des Schwagers Martin Luthers, was dem Gebäude den etwas irreführenden Namen "Lutherhaus" einbrachte. An einem weiteren Gebäude nicht weit vom Markt (Burgstraße 1) ist ein Hinweis auf die Einquartierung Napoleons zu finden.
Am Rand von Dohna befindet sich auch ein Naturschutzgebiet (Spargründe), welches einmal dafür bekannt war, dass darin die seltene Eichenmistel wuchs. Mineralogen finden im Wasser der Müglitz Achate und Amethyste.
Geologisch hochinteressant ist auch der höchste Berg der Stadt, der Kahlbusch, der einst eine Klippe im Meer der Kreidezeit war. Entsprechende kreidezeitliche Fossilien finden sich noch heute dort. Die Fundstellen stehen unter Naturschutz.
Für gärtnerisch Interessierte empfehle ich den gemächlichen Wanderweg von Dohna zum Landschloss Zuschendorf, in dem sich wertvolle botanische Sammlungen befinden. Zu ihren entsprechenden Zeiten blühen dort Kamelien, Hortensien und Azaleen in historische Gewächshäusern. Die Kamelienblüte wird zudem jedes Jahr mit einer thematische Ausstellung verbunden. Man sollte auf jeden Fall die Öffnungs- und Ausstellungszeiten in Erfahrung bringen.