Stadt Dohna um 1850 StahlstichStahlstich um 1850 mit Blick zur Marienkirche und zum Burgberg
Stahlstich um 1850 mit Blick zur Marienkirche und zum Burgberg

Bild oben – Blick zur Kirche und zur Burg: Rechts ist der Schlossberg zu sehen, auf dem sich seit der frühen Bronzezeit eine Burganlage befand. Diese Wehranlage war sicher als die die nördlichste Feste im besiedelten (Dresdner) Elbtal erbaut worden, um die uralte Fernverbindung ins böhmische zu sichern, welche übrigens den ähnlichen Verlauf hatte, wie die heutige Autobahn A 13 nach Prag. Die Burg, die vorzugsweise Verwaltungszwecken diente und eher einer wehrhaften autarken Klosteranlage ähnelte, reichte schon im frühen 10. Jahrhundert mit einer Vorburg bis zum Taschenberg (links, Kirche) herüber, dem sich dann ein Marktplatz mit Bauernhöfen anschloss.

Wer einmal diese Kleinstadt zwischen Dresden und Pirna am Ausgang des Müglitztales besucht, der betritt ältestes menschliches Siedlungsgebiet am Rande des Elbtales und einen Ort bewegter deutscher Geschichte. Kern der mittelalterlichen Ansiedlung ist die alte Burg Donin hier auf einem Stich (ein älterer Rekonstruktionsversuch): Es ist der Blick auf die zweitälteste Stadt in Sachsen, vor etwa 620 Jahren:

Burg Dohna vor 1402Dohna um 1402. Ein kaiserlicher Verwaltungssitz mit eingesetzten Burggrafen.Rechts ist die Vorburg, das Suburbium mit der St. Peter Kirche zu sehen und links der militärische Komplex der Wehranlage und im Vordergrund stehen am Wasser der an der Müglitz Wirtschaftsgebäude, diejenigen Gewerbe, welche das fließende Flusswasser benötigen, wie Mühle, Gerberei, Badehaus, usw. Die allmähliche Missionierung und Eingliederung der sorbischen Gebiete in das Frankenreich begann im 8. Jahrhundert und wurde vorzugsweise durch fränkische, hessische und sächsische Klöster (und Bistümer) sowie durch das Bayernkloster St. Emmeram in Regensburg getragen. So entstand hier in der Reichsburg Dohna (direkt dem Kaiser unterstellt) gegen 840 vielleicht die erste katholische Kirche (St. Petri Kirche) im Gau Nisan, war doch der erste eingesetzte Burgward Aloysium von Urpach aus Südfrankreich stammend, sicher schon christlichen Glaubens (siehe auch weiter unten). Daneben existieren etwa zeitgleiche Kirchebauten und Vorposten der Missionierung: die Marienkirche an der Furt (Flusshandelsplatz) in Hosterwitz (Dresden) und die Andreaskirche in Leubnitz (Dresden). Aus der Sicht des Archäologen noch diese Fußnote: (Dr. Reinhard Speer in Frühe Kirchen in Sachsen, Stuttgart 1994) "Der Vorwall der Burg verläuft quer über den Südteil des Dohnaer Marktes, was noch deutlich zu erkennen ist, so dass die Kirche innerhalb der ältesten Kirche Burg zu stehen kommt. Von K. Simon in die frühe Bronzezeit datierte Scherben vom Burgberge deuten an, dass dieser für die Wegesicherung nach Böhmen eminent wichtige Platz wohl zu den ältesten Burgen unseres Landes gehören dürfte. Es sollte Wunder nehmen, dass nicht schon Karl der Große bzw. sein Sohn auf ihren Zügen nach Böhmen hier tätig wurden, um das Nordende des Passes für den Rückzug zu sichern. Das Peterpatrozinum könnte über Prag aus Regensburg gekommen sein, wo die Domkirche ebenso wie in Salzburg diesem Apostelheiligen geweiht war. Der betreffende Bayrische Missionszug könnte bis zur Peterskapelle auf der Brandenburger Dominsel gereicht haben"

Marienkirche in Dohna

Die Marienkirche in Dohna ist ein wunderschöner gotischer Bau mit beeindruckendem Gewölbe (Umbau von 1489). Im Hochmittelalter wurde die Kirche zum päpstlich anbefohlenen Wallfahrtsort. Die Marienkirche wurde zwischen 1212 und 1250 erbaut, die Gründer der Kirche gelten nicht die Dohnaer Burggrafen (1152-1402), sondern die Markrafen von Meißen, welche nach dem Fall der Dohnaer Burg (1402) die Lehnsherren der Kirche wurden. Schriftliche Quellen erwähnen für den 18. Januar 1272 einen Ortsgeistlichen: "plepanus Henricus de Treperne".

Marienkirche Dohna Kirchenschiff 2010

Nach den Quellen von Vosfio und Dreffero: "in Beilagen lit. O. ist zu lesen, dass die Kirche von Burggrafen Ottone dem Älteren, unter der Regierung des Römischen Kaisers Friedercici II. Anno 1212 zu bauen sei angefangen ..." eingeweiht in der Ehre der heiligen Jungfrau Marias und des Trostes Petri wie hiervon ein alter Ablassbrief auf Pergament in originale auf hiesiger Pfarr zu finden ist, darin der Papst Innocensius 40 Tage Ablass denjenigen verspricht, welche Andacht, Gebet und Wallfahrt bei der Kirche zu Dohna angesetzten Feiertagen verrichten, oder der Kirche etwas verehren (1357 den 10. Oktober). Im Jahre 1489 begann man mit einem Umbau der Kirche im gotischen Stil ein weiterer Umbau (Erweiterung) fand zwischen 1830 und 1842 unter der Leitung von Professor Joseph Thürmer (1789-1833) Thürmer statt – und wurde nach dessen Tode von Gottfried Semper weitergeführt.

2003 erhielt der Turm ein neues Bronzegeläut und auch wieder einen hölzernen Glockenstuhl. Auch die alte Glocke von 1390 (älteste datierte Glocke in Sachsen) wurde restauriert und dem Glockengeläut hinzugefügt. Am Ende sehen wir drei alte Glocken aus Stahlguss.

Auf der folgenden historischen Zeichnung sehen wir den Marktplatz mit Kirche (nach dem Umbau von 1830) und den alten Kirchhof mit Grufthäusern.Dohna historischer Marktplatz Neben dem Kirchhof gab es schon seit über 500 Jahren einen zweiten Gottesacker, der ursprünglich als Pestfriedhof angelegt und später für die Gemeindeglieder des sehr gedehnten Dohnaer Kirchspiel als Gemeindefriedhof genutzt wurde. Die alten Dohner Burggrafen sind sicher anfangs in der Burgwartkirche (St. Petrri) bestattet worden – später dann in dem von ihnen geförderten Kloster Altzella, der Zisterzienser (siehe unten).

Der Stadtchronist Michael Christian Bartsch schreibt hierzu: (Historie der alten Burg und des Städgens Dohna 1733) "Anfänglich giebt man vor es habe Kayser Karl der Große, als er die Sachsen mit Kriege überzogen und zum christlichen Glauben gebracht, unter seinen vornehmsten Kriegs–Officirern einengehabt, Aloysium von Urpach, eines Uhralten Geschlechts aus Languedock, sonst Gallia Narbonensis (Provinz in Südfrankreich) genannt. Diesem habe er die Böhmischen Dalemannischen und Sorbischen Gränzen mit seinen untergebnen Kriegs–Volck zu verwahren, ingleichen die neu aufgerichteten teutschen Kolonien zu regieren und zu beschützen anvertreut. Dieser herr habe hierauff Anno 806 zu Dohna an der Müglitz ein Schloss oder Burg erbauet. So schreiben Drefferus, Henelius, und der hochberühmte Ger Joh, Vosfius in dem auf Fabian Burggrafen von Dohna gehltnen Panegycico. Des obengedachten Alofii von Urpach Sohn ist gewesen Conradus von Urpach ein sehr reicher und gewaltiger Herr und bey dem Röm. Kayser Ludivico Pio in sondern Gnaden, und wird von ihm gesagt. Es habe ihm der Kayser nicht nur das Schloss und Gebiethe zu Dohna, sondern auch den Character eines Burggrafen geschenkt, und zwar um das Jahr Christi, 840. Jedoch war damals der Titel und die Ehre der Burggrafen nicht erblich ..." (Textgetreu übertragen) weiter im Text, von mir etwas freiere Form nachgeschrieben:

"Es ist wohl nicht zu bezweifeln, dass die Herren Burggrafen von Dohna ihr Stammhaus, das hier fest begründet war, sie auch vor sich und ihre Untertanen einen Christlichen Gottesdienst gefeiert haben, indem sie sowohl als ihr christlicher Kaiser Carolus M. (Carolus Maximus, Karl der Große) der christlichen Religion zugetan gewesen, das hier mit der Einführung des christlichen Glaubens die Heidnischen Götzenbilder oder Tempel abgeschafft worden. Aus einer alten Urkunde (Joh. Conr. Knauth. Zellische Chronik P.ll.97 Christian Schlegel. in coll. vet. §.8.p.99.) ersieht man, dass Anno 1279, der damalige Markgraf zu Meißen Heinrich im Konsens dem damaligen Bischof Wittegonis (Bischof Withego von Meißen) die Parochie Dohna zum Kloster Zelle geschlagen habe, woselbst in dem Klostergarten die Herren Burggrafen eine besondere Kapelle besaßen, darin sie auch ihr Erbbegräbnis verlegt haben: wie Geog Fabiicus daselbst noch abkopierte:

Wappen Hussitenkönig Hufeisen und SternWappen des Hussitenkönigs (Hufeisen und Stern) im Dohnaer Pfarrhaus

Nach Gotis Geburt MCCCC (1415) in dem fünfzehnten Jahre, an der Eifftausend Jungwrowen Tage ist gestorben der Edle Herr Heydo Burggrave von Donyn Ritter, in der Zeit, als dy bose Kezerey (dogma Hussii)*** sehr obirhant nam, der hiet begraben ruhet in GOtt Amen. Dicebat. GOtt biß mir Sünder gnädig" *** das sind die Hussiten, deren Unruhen um 1429 bis 1436 sicher auch Dohna erreichten.

Das Wappen mit dem Hufeisen und dem Stern ist innen im Eingangsbereich des Pfarrhauses zu sehen und zwar über dieser alten Tür im Hausflur. Das Wappen wird dem Pfarrer Andreas Faber (Fabri) zugeschrieben: "er Andreas Schmidt (Faber, Fabri), ertzpriester und pfarrer zu Dhonen“ (vgl. über ihn Dohna, Stadt); er starb zwischen 1510 und 1512 (nach einer Pirnaischen Kämmereirechnungen). Dohna gehörte damals zur Kirchenprovinz Nisan und wurde von Pirna aus verwaltet? Um 1540 wurde die Reformation eingeführt. Neben dem Hussitenwappen im Bild oben gibt es ein weiteres an der Fassade des Pfarrhauses und besteht einerseits aus einem Hufeisen und Stern mit der Jahreszahl 1493 und andererseits aus der Jahreszahl 1593.

Ein Tempel in Dohna?

Westlich der Kirche befindet sich ein Flecken, der traditionell der "Templ" geannt wird, was natürlich dir Frage aufwerfen könnt, ob hier irgend ein vorchristlicher Tempel gestanden haben könnte. Doch dem ist nicht so.

Marienkirche Dohna Tempel 2006Kirche und Templ

Der Templ hat nichts mit einem Tempel zu tun, sondern der Name bezeichnet einen "Tümpel" von Häusern, die neben der Kirche im ehemaligen Burggraben stehen. Hinter den Hängen der Häuser auf der rechten Seite lagen früher Weinberge. Hier wurde bis zum berüchtigten Reblausbefall vorzugsweise Abendmahlswein gekeltert.

Weitere Sehenswürdigkeiten

Ein Statdtbesuch ist für vielerlei Interessaenten von Wert. Am Maktplatz befindet sich ein Heimatmuseum, welches unter anderem das historische Fleischerhandwertk und die Strohflechterei beleuchtet, gewerbe, welche hier früher eine gewisse Bedeutung erreichten. Am Rande dee Stadt befindet sich ein naturschutzgebiet, welches einmal dafür bekannt war, dass hier einst die seltene Eichenmistel wuchs. Mineralogen finden im Wasser der Müglitz Achate und Amethyste. Und geologisch hochinteressant ist auch der höchste Berg der Stadt (Kahlbusch), welcher einst im Meer der Kreidezeit ein Klippe war. Entsprechende kreidezeitliche Fossilien finden sich dort. Für gärtnerisch Interessierte empfehle ich den gemächlichen wanderweg von Dohna zum Landschloss Zuschendorf, indem sich wertvolle botanische Sammlungen befinden, wie Kamelien, Hortensien und Azaleen. Man beachte die entsprechenden Zeiten der Ausstellungen.