Hortus Palatinus und Heidelberger Schloss, Gemälde von Jacques FouquièresHortus Palatinus und Heidelberger Schloss, Gemälde von Jacques Fouquières.
Hortus Palatinus und Heidelberger Schloss, Gemälde von Jacques Fouquières.

Über die Gestaltungskunst in der Renaissance gibt es reichlich Literatur, so zum Beispiel im ersten Band von Marie-Louise Gothein mit ihrer "Geschichte der Gartenkunst", Jena 1926 nachzulesen. Hier möchte ich auf die Besonderheiten aufmerksam machen, welche in dem Buch nicht auf die Schnelle nachzulesen sind, und die vielleicht für das eine oder andere eigene Projekt im Hausgarten relevant sein könnten.

Die Renaissance, die Zeit der "Wiedergeburt" der antiken griechischen und römischen Kultur lenkte die Aufmerksamkeit im nordalpinen Raum zunächst auf die italienischen Gärten und verband diese mit den hiesigen nordalpinen Konzepten der Renaissancearchitektur. Ob nun gewollt oder nicht, ob Zufall oder nicht – in den Konzeptionen vieler deutscher Schlossanlagen der neuen Kulturepoche waren die Gärten Anlagen, die im engsten Zusammenhang mit den Gebäuden standen, quasi zum Gebäude gehörten. Die Flächen der Schlosshöfe wurden mit Buchsbaum und Blumen geometrisch gegliedert. Die Idee, dass der Park einen Übergang zur freien Landschaft bildet, wurde erst in der Barockzeit geboren.

Das Konzept, den Garten als einen Teil des Hauses anzusehen, findet sich bereits in der griechischen und römischen profanen Baukunst. Im griechische Peristylhaus mit seinem Innenhofgarten, wie auch im römischen Atriumhaus mit Atrium und Hortus sind Architektur und Gartenhof untrennbar miteinander verwoben. Und diesen Geist durchdringt eben auch die Gärten der Renaissance, welche vom Stil ihrer Anlage her geometrisch und architektonisch einer klaren Ordnung folgen sollten, sodass sie sowohl im Detail als auch in ihrer Ganzheit eine geordnete Schönheit verkörpern. Das ist ein interessanter Gedanke, schauen wir heute doch eher nur auf das Detail, oder wer achtet schon auf die überschaubare Gesamtstruktur einer Grüngestaltung?

Haus und Garten werden heutzutage fast immer als getrennte Bereiche betrachtet, selten als eine Einheit. Dabei gab es diese Denkart schon immer. Auch in anderen Kulturen mit ganz anderen Stilkonzepten hatte man ähnliche Gedanken, wie in der Renaissance. Am exotischsten ist wohl die Vorstellung vom klassischen japanischen Wohnhaus, bei denen man den dichten Zaun oder die Hecke des Gartens als die Außengrenzen des Hauses betrachtet.

Die Gliederung ist eine Ausgliederung

Wenn die Gliederung eines barocken Gartens Parterre, Boskett, Wald und die Einbeziehung der Kulturlandschaft aufwies, ist das in der Renaissance so nicht der Fall. Es gibt zwar auch Achsen, Laubengänge und Wasseranlagen, doch in der früheren Kulturepoche sah man ein herrschaftliches Haus mit seinem Garten als einen abgeschlossenen, geordneten Kosmos. Dieser lag abgesondert inmitten einer scheinbar chaotischen Natur mit ihrer Wildheit und ihren lebensfeindlichen Eigenschaften. Erst im Barock öffnete man die Schlösser zur Natur hin, und Parkanlagen waren die fließenden Übergänge in die offene Landschaft, die allerdings nun nicht mehr als rohe Natur, sondern als geformte Kulturlandschaft verstanden wurde.

Wenn wir heute aber Gärten in der Stadt betrachten, so darf durchaus wieder der Isolationsgedanke, vom Garten als geordneter Mikrokosmos, gedacht werden. Zwingend ist ja nicht der geometrische Stil. Japanische und besonders auch die klassischen chinesischen Hausgärten sind völlig anders in der Form, doch vom Geiste her wesensverwandt. Auch sie betonen das Detail, wie auch die Gesamtform der Anlage und sie arbeiten mit Abstrahierungen.

Wer den fernöstlichen Stil nicht umsetzen möchte, der kann natürlich auf klassische Motive der Renaissancezeit zurückgreifen, wie etwa Buchsbaumheckenparterre, das Knotengartenmotiv oder den Irrgarten. Auch das klassische Parterre kann in seiner ursprüngliche Form oder modernisiert ein Zierelement sein.

Knotengarten Heidelberger Schlossgarten ParterreDas Parterre des Heidelberger Schlossgartens. Die Hecken bilden Knotenmuster. Stich von S. de Caus

Ein schönes Beispiel für die gärtnerischen Fähigkeiten der Renaissance ist der Heidelberger Schlosspark, von dem ein wunderschönes Gemälde Einblicke gibt. Leider sind die Anlagen heute in dieser Form nicht mehr vorhanden. Ein schönes Beispiel formaler Parkanlagen liegt allerdings ganz in der Nähe. Es ist das barocke Schloss Schwetzingen mit seinen Gärten, welches von Heidelberg aus in fünfzehn Autominuten zu erreichen ist.