Als Kohlmüdigkeit wird die Eigenschaft des Bodens, der durch übermäßigen Anbau dieser Gemüseart ausgezehrt wurde und dessen Bodenleben durch die Monokultur gestört ist, bezeichnet. Allgemein ist festzustellen, eine der wichtigsten Voraussetzungen im Gartenbau, die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten, ist der sogenannte Fruchtfolgewechsel. Dahinter steht die Beobachtung, dass Pflanzen, die in Monokultur angebaut werden, dem Boden einseitig wichtige Nährstoffe entziehen. Dadurch entsteht eine sogenannte Bodenmüdigkeit, welche wiederum die Ursache für schlechte Ernteergebnisse und krankheitsanfällige Gartenkulturen ist.
Hinzu kommt, dass die Wurzeln der Pflanzen jeweils spezifische Stoffwechselausscheidungen an den Boden abgeben, was die erwähnte Bodenmüdigkeit weiter befördert. Diese Wurzelausscheidungen können zwar von den im Humus lebenden Bodenorganismen abgebaut werden, aber bei Monokultur und fehlender Humusversorgung treten sie gehäuft auf. Das führt nicht nur zu unfruchtbaren Bodenverhältnissen, sondern schädigt auch das natürliche Bodenleben [1]. Bekannt ist, dass im Gemüsebau aus den oben genannten Gründen ein jährlicher Fruchtfolgewechsel oder Mischkulturenanbau nötig wird, um der genannten Problematik vorzubeugen.
Die Pflanzengruppe, auf die besonders geachtet werden muss, sind Kohlgewächse (Brassica). Deshalb wird die besagte Bodenauszehrung auch Kohlmüdigkeit genannt. Der Grund dafür ist, dass diese Gewächse durch die Wurzeln Stoffwechselausscheidungen abgeben und damit den Boden belasten. Deshalb sollen Kohlbeete erst nach fünf Jahren wieder mit der gleichen Art bebaut werden.
Nun besteht oft die Annahme, mit der Folgekultur eine gänzlich andere Gemüseart nachgepflanzt zu haben, doch bei genauer Betrachtung entpuppt sie diese auch wieder als Kohlgewächs. Denn Kohlarten sind alle Kopfkohl-Varianten, Brokkoli, Blumenkohl, Romanesco, Grün-, Spargel- und Markstammkohl, Kohlrabi, Steckrüben und Schnittkohl, Chinakohl und Asia-Salate, Schwarzer und Brauner Senf sowie Raps, Rübsen und, heute in vielen Sorten erhältlich, der Zierkohl. Hinzu kommen auch Rettiche und andere Rübenarten, welche zwar nicht zu der Art Brassica zählen, aber gleiche Wirkungen auf die Bodenmüdigkeit haben.
Die Masse der oben gelisteten Gemüsearten bedingt, dass es besonders auf kleinen Nutzgartenflächen schnell zu der erwähnten Kohlmüdigkeit kommt. Und es zeigt sich zudem, dass manche Kulturpflanzen eigentlich nicht in den Garten gehören, sondern Feldkulturen sind, denn der Landwirt hat Austauschflächen zur Verfügung. Dazu zählen Weiß- und Rotkraut sowie Kohlrüben, die typische Ackerkulturen sind. Der Gärtner und besonders der Kleingärtner besitzt die Möglichkeit der Austauschflächen nicht.
Abhilfe schaffen
Durch reichlichen Einsatz von Kompost, der allerdings nur oberflächlich aufgebracht werden sollte, und durch den bevorzugten Anbau von Kohlrabi und Grünkohl, die kaum zu besagter Kohlmüdigkeit beitragen, lässt sich Abhilfe schaffen.
Statt Kohlrüben anzubauen, kann man zum Beispiel mit Roten Rüben (Rote Beete, Gelbe Beete) auf Pflanzenfamilien ausweichen, welche ähnliche Früchte liefern. Hier kommt es dann natürlich auch darauf an, die Kochgewohnheiten und -künste zu vervollkommnen.
Literatur und Hinweise:
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Siehe auch die Themen in meinem empfehlenswerten Gartenbüchlein: Gartenkalender – Herbstanbau: Immerwährender, erprobter Saat- und Pflanzkalender (Herbstanbau von Gemüse)
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[1] Inwieweit zu viele Stoffwechselausscheidungen der Kohlpflanzen die Mikroorganisman im Boden schädigen, ist nach meinen bisherigen Recherchen nicht genau bekannt. Fakt ist aber, dass diese den Kohl im Nachbau schädigen. Fakt ist auch, dass andererseits eine Bodenbehandlung mit Kompost (Kompostmulch) die Bodenorganismen so günstig beeinflussen, dass diese in gesunder Struktur nicht nur schädliche Stoffe aus dem Umfeld der Wurzeln abbauen, sondern die Kulturpflanzen auch mit Nährstoffen versorgen. Dieser "Kompostdünger" besteht offensichtlich aus den Stoffwechselprodukten der erwähnten Mikroorganismen und Kleinstlebewesen.
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