Reihen-Mischkulturanbau.Reihen-Mischkulturanbau.
Reihen-Mischkulturanbau.

Eine der wichtigsten Vorraussetzungen im Gartenbau, um die Fruchtbarkeit des Bodens zu erhalten, ist der sogenannte Fruchtfolgewechsel. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Pflanzen, die in Monokultur (Nacheinanderanbau der selben Pflanzenarten) angebaut werden, dem Boden einseitig wichtige Nährstoffe entziehen. Es entsteht dadurch eine Bodenmüdigkeit, die Ursache für schlechtere Ernteergebnisse und krankheitsanfällige Gartenkulturen ist. Außerdem geben auch die Wurzeln der Pflanzen jeweils spezifische Stoffwechselausscheidungen an den Boden ab, was die Bodenmüdigkeit weiter befördert. Diese Wurzelausscheidungen können zwar von den Bodenorganismen abgebaut werden. Doch treten die genannten Stoffwechselabfälle durch Monokultur gehäuft auf, dann können diese Stoffe nicht nur den Boden unfruchtbar machen sondern auch das natürliche Bodenleben schädigen.

In der freien Natur werden solche Wurzelausscheidungen von den Mikroorganismen des Bodens neutralisiert, weil zum einen natürliche Böden reich an spezifischen Bodenorganismen sind (Der Boden wird nicht ständig umgegraben und gewendet) und weil zum anderen an einem Standort meist ein gemischter Bewuchs vorhanden ist.
Ich halte fest:

  • Wir müssen Monokulturen vermeiden und Mischanpflanzungen vorziehen, weil dadurch einseitig übermäßige Wurzelausscheidungen nicht das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit angreifen.
  • Wir müssen ein vielfältiges Bodenleben befördern.

Mischkulturen in durchgehenden Reihen anbauen!

Nun ist im Prinzip die Mischkultur und der Fruchtfolgewechsel keine Erfindung der Neuzeit. Doch wenn man sich einmal intensiv damit befassen möchte, so findet man in den Gartenbüchern dazu häufig nur recht komplizierte Anleitungen. Außerdem beschränken sie sich dann nur auf den Gemüseanbau und lassen Erdbeer- und Frühkartoffelanbau außer acht. Will man nun für all diese Kulturen einen überschaubaren Anbau- und Fruchtfolgeplan erstellen, so ist das einfach kaum machbar.
Die Lösung des Problems ist die Abkehr vom klassischen Gartenbeet, welches in der Regel eine Größe von 1,20 Meter Breite und drei Meter Länge hat. Neu bestellst du deinen Garten nur noch in einzelnen, langen und etwa 40 bis 70 Zentimeter breiten, durchgehenden Reihen, in welcher dann auf lang-gezogenen Beetreihe eine andere Gartenkultur angebaut wird. Also: Statt vier oder fünf Reihen Schwarzwurzeln auf einem Normalbeet hast du dann halt nur noch eine lange doppelreihige Zeile des Wurzelgemüses auf der Nutzfläche. Aller zwei bis drei Reihen folgt ein schmaler Trampelpfad.
In der Praxis sind diese "Reihen" meist Doppelreihen von einer oder zwei Kulturen (Pflanzengeschwister). Letzteres ist dann schon eine gewisse Mischpflanzung von Arten die sich gegenseitig in Wachstum und Gesundheit befördern, wenn sie beieinander stehen. Man beachte aber trotzdem die nötigen Pflanzabstände, den jede einzelne Gemüseart und -Sorte allgemein verlangt! Pflanzengeschwister sind zum Beispiel:

  • Zwiebeln + Möhren
  • Salat + Kohl
  • Tomate + Petersilie, Wurzelpetersilie
  • Kohlrabi + Mangold
  • Knollenselleri + Porree
  • Knollenselleri + Gurken
  • Dill + Gurken
  • Dill + Karotten
  • Erdbeeren + Knoblauch
  • Erdbeeren + Spinat
  • Buschbohnen + Rote Rüben
  • Buschbohnen + Grünkohl

Die Beispiele oben sind bei weitem keine vollständige Liste und Ausnahmen sind natürlich immer gegeben und bestätigen die Regel. Das trifft besonders auf den Mischkulturanbau zu. Doch gilt auch hier der Grundsatz: Wer die Regel beherrscht, der kann auch Ausnahmen machen. (nach Willy Lange).
Du wirst mit der Zeit ein eigenes Anbauschema entwickelt, das sich leicht merken lässt, vorzugsweise mit den Gemüsearten, die in deiner Familie am liebsten gegessen werden. Die Reihen werden dann wiederum mit einzelnen oder mehreren Reihen von Frühkartoffeln abgewechselt, und von Jahr zu Jahr rückt dann dieses feststehende Anbauschema einfach nur zwei Reihen weiter. Dadurch und zusätzlich durch einen Mehrfachanbau (Vor-, Haupt- und Nachkultur), wird der Gartenboden bzw. das Bodenleben gesund erhalten. Und du kannst mit dieser Methode auf komplizierte Fruchtfolgepläne verzichten.
Einen beispielhaften Anbauplan mit Skizze findest du übrigens auch in dem von mir verfassten Immerwährenden Gartenkalender Band. Nr 1, der als preiswertes Taschenbuch gekauft werden kann.

Mischanbau von Erdbeeren und SpinatMischanbau von Erdbeeren und Spinat.

Ausnahme beim Tomatenanbau

Eine Ausnahme sei unbedingt noch erwähnt: Tomaten (Paradeiser) können mindestens sechs bis acht Jahre lang an ein und demselben Gartenplatz kultiviert werden.
Da Tomaten einen recht weiten Pflanzabstand benötigen, um Pilzbefall zu vermeiden, können wir auf solchen Beeten-Reihen schon eine direktere Mischkultur betreiben, indem wir z.B. im Sommer eine bodendeckede Untersaat mit Rukola, der Echten Salat-Rauke (Eruca sativa) vornehmen. So können wir von September und bei milder Witterung sogar im Winter vom Tomatenbeet reichlich Rukola ernten. Die beliebte Salatpflanze entzieht erst dann den Tomaten zu viele ihrer Nährstoffe, wenn diese ihre Wachstum weitgehend eingestellt haben und nur noch die Früchte nachreifen lassen. Solche oder andere Mischpflanzungen auf dem Tomatenbeet sind natürlich sinnvoll, wenn der Standort für das Nachtschattengewächs auf gleicher Stelle bleiben soll. Weitere Mischkultur-Varianten mit der Tomate finden sich hier.

Ausnahme beim Maisanbau

Die andere Ausnahme bildet der Maisanbau im Garten. Mais sollte nie in Reihen gepflanzt werden, sondern wegen der besseren Befruchtung im Karree. Sonst bilden die Pflanzen Kolben aus, die nur spärlich mit Maiskörnern besetzt sind.
Neben dem Mischkulturenanbau brauchst du nun nur noch auf eine regelmäßige Düngung mit Komposterde zu achten, wobei der Kompost nur oberflächlich aufgebracht werden darf. Tief eingegraben können sich durch Fäulnis Schadstoffe bilden, die den Bodenorganismen schaden. Anders wird der Kompostauftrag von den Bodenlebewesen der oberen Schichten verwertet. Das resultiert aus der Erkenntnis, dass in den unterschiedlichen Bodenschichten unterschiedliche Bodenorganismen mit unterschiedlichen Funktionen angesiedelt sind. Aus diesem Grund sollte beim "Umgraben" der Gartenboden mit dem Spaten (Grabegabel) auch nur tief gelockert aber nicht gewendet werden.
Als letzte Empfehlung aus dem alten, biologischen Gartenbau kommt das Mulchen, also die Bodenbedeckung mit Rasenschnitt, gehäckselten Pflanzenabfällen oder auch mit halbverrottetem Kompost. Der Mulch befördert ebenfalls ein reiches Bodenleben und bewahrt die Beete vor Austrocknung. Außerdem unterdrückt der Mulch den Unkautwuchs.

Video: Mischkulturenanbau im Biologischen Gartenbau

Eigentlich brauchst du dir nur dieses Video anszuschauen. Hier ist die Mischkultur im Gemüsegarten bestens erklärt. Besser ist es nicht zu machen! Quelle: Youtube - "Tipps für Biogärtner mit Ing. Helga Wagner und Reinhart Ziller." [1]

Noch einmal mal zur ursprünglichen Frage

Um die im Titel gestellte Frage noch abschließend zu beantworten, ob der Mischkulturenanbau den Fruchtfolgewechsel spart. Antwort: Nein, aber er macht ihn um vieles leichter und es schadet nichts, wenn mal die herkömmliche Fruchtfolge übersehen wird.


Literatur, Quellen:

  • [1] https://www.youtube.com/watch?v=r1x681ozhZs
  • https://www.oekogarten-voelklingen.de/themen-mischkulturen.php

Autor: Thomas Jacob [TJ.2.4] Zählpixel