Kernechter vom Vorgebirge'Kernechter vom Vorgebirge' in meinem Garten.
'Kernechter vom Vorgebirge' in meinem Garten.

Einen Pfirsichbaum aus einem Kern selber zu ziehen ist möglich. Doch es lohnt sich nur mit den sogenannten kernechten Sorten, und bei diesen ist die Auswahl recht übersichtlich. Nach meinen gut geführten Recherchen gibt es lediglich drei Sorten, die sich für die Samenvermehrung eignen, das sind der 'Kernechte vom Vorgebirge', 'Proskauer' und 'Naundorfer Kernechter'.

Auf die Sorten gehe ich später noch ein, doch zuvor kurz die Anleitung für die Samenanzucht von Pfirsichen. Man verwendet nur Steine aus gut gereiften Früchten und lässt sie zunächst abtrocknen. Nicht zwingend notwendig, aber für die bessere Keimfähigkeit der Pfirsichkerne von Vorteil, ist die sogenannte Stratifikation. Dabei werden die Steine in erdfeuchtem Sand, in einer Kiste und nach Möglichkeit in einem kühlen, dunklen Kellerraum über den Winter gelagert. Im anschließenden Frühjahr sät man die Pfirsichkerne dann etwa 2 cm tief an einer leicht überschatteten Stelle im Garten aus. Wenn dieser Platz zusätzlich immer etwas feucht ist, wirkt sich das vorteilhaft auf den Austrieb des Pfirsichkeimlings aus. Ansonsten die Saatstelle immer etwas feucht halten.

Auslese nach Blattform!

Gehen die Pflanzen im Frühjahr auf, so hast du schon im Vorfeld die Möglichkeit, die großfrüchtigen Varianten von den kleinfrüchtigen zu unterscheiden:

Je breiter die Blätter der Jungpflanzen sind, um so schönere Früchte sind zu erwarten. Sind die Blätter schmal und ähneln denen von Weiden, so ist mit kleinen Früchten und geringerer Menge zu rechnen. Auf diese Art und Weise kannst du quasi deine eigene neue Sorte züchten. Übrigens müssen die ausgemusterten Jungpflanzen nicht unbedingt ausgerissen werden. Sie können durchaus auch als Veredlungsunterlage Verwendung finden. Pfirsiche werden im August okuliert. Das ist eine Veredlungsart, die gar nicht so kompliziert, wie häufig angenommen und auch vom Laien durchführbar ist.

Ein großer Vorteil der Sämlinge gegenüber veredelter Sorten ist die Robustheit. Sie sind weniger anfällig gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Das wiegt meiner Meinung nach auch die Nachteile wie unterschiedliche Fruchteigenschaften, mehr oder weniger ausgeprägte Wüchsigkeit und späterer Fruchtansatz (ein veredelter Pfirsich trägt bereits ein Jahr nach der Pflanzung erste Früchte, Sämlinge erst nach ca. 4 Jahren) auf.

Kernechte Pfirsichsorten

Prunus percica PfirsichblütenZarte rosa Pfirsichblüten.'Vorgebirgspfirsich', auch 'Kernechter vom Vorgebirge' (Vorgebirge bei Bonn), oder 'Roter Ellenstädter' - ertragreiche Sorte; weißfleischige, gut kernlösende Früchte mit sehr aromatischem Geschmack (was ich bestätigen kann, denn ich hab ihn im Garten und meine Frau verarbeitet ihn zu absolut leckeren Marmeladen); Reifezeit spät (10. Pfirsichwoche), Mitte bis Ende September.

'Proskauer' - Ein Obstbaum mit interessanter Herkunft, denn es ist ein gefundener Sämling eines aus Texas stammenden Pfirsichs. Die geschah im Jahre 1871 in Proskau (Schlesien, heute Polen). "Im Schloss und auf dem Gut Proskau richtete der preußische Staat 1847 eine höhere landwirtschaftliche Lehranstalt ein, die später landwirtschaftliche Akademie und 1881 als Königlich Landwirtschaftliche Hochschule nach Berlin verlegt wurde." (wikipedia) Der Proskauer reift ab Ende August, ist steinlösend und hat einen angenehm würzigen Geschmack.

'Naundorfer Kernechter' (noch keine eigenen Recherchen zu Saatergebnissen) - Diese Sorte wurde in den 1920er Jahren vom Besitzer der Baumschule Schwamborn in Naundorf (bei Torgau) aus verschiedenen dort angebauten, kernechten Pflanzen ausgelesen, dann veredelt und von diesen Mutterpflanzen Sämlingspflanzen für den Verkauf gezogen. Diese Pfirsiche zeichnen sich durch große, saftige, steinlösende Früchte und durch frühen, reichen Ertrag aus.


Literatur & Quellen:

  • Friedrich, Dr. G. Friedrich, DER OBSTBAU, Neumannverlag Radebeul, Halle 1958
  • Friedrich, G./Petzold, H.: Handbuch Obstsorten, 300 Obstsorten in Wort und Bild, Ulmer Verlag, Stuttgart 2005
  • Fachinterview mit J. Mehner, April 2014