Es ist eine alte Sehnsuchtsgeschichte vieler Menschen und diese chinesische Erzählung verläuft in etwa so: Ein Fischer aus Wu-Ling rudert mit seinem Boot einen Fluss stromaufwärts und gerät nach einiger Zeit durch Zufall in einen wunderschönen Hain von Pfirsichbäumen. Dazu befindet sich der Fischer inmitten einer romantischen Felslandschaft. Diese Landschaft entspricht dem alten fernöstlichen Ideal von vereinter bedrohlicher Schroffheit und heiterer Schönheit.
In dieser paradiesischen Umgebung entdeckt unserer Protagonist am Ende des Hains eine Felsspalte. Er folgt dem verborgenen Pfad durch die Spalte und gelangt so unvermutet in eine liebliche Gegend von fruchtbarem Land. Er trifft auf freundliche und gastfreie Menschen. Sie wohnen in Häusern, von üppigen Feldern umgeben, in einer Landschaft von malerischen Seen mit Bambus- und Maulbeerhainen. Die Menschen leben an diesem Ort zwar abgeschieden von der Welt, aber glücklich und in Frieden. In den schrecklichen Zeiten der Quin-Fürsten, so berichten es die Bewohner dem Fischer, hätten sich ihre Vorfahren hierher zurückgezogen. Sie bitten den Fischer, nach seiner Rückkehr niemandem von ihnen und ihrem paradiesischen Landstrich des Pfirsichblütenquells zu erzählen. Doch der Fischer plaudert das Geheimnis aus. Allen Nachforschungen zum Trotz wird dieser versteckte Ort aber nie wieder gefunden. ''Man weiß nicht, ob später noch jemand den Wegweisern des zurückgekehrten Fischers gefolgt ist, um in dieses paradiesische Land zu gelangen, und heute fragt schon niemand mehr nach dem Weg dorthin.''
Die Erzählung stammt von dem berühmten chinesischen Dichter Tao Yuan Ming (365-427. n. Chr.); Name auch Tao Yuanming (陶淵明) oder Tao Qian (陶潛). Er soll als Beamter gearbeitet haben, entzog sich dann aber dem korrupten Beamtenleben und lebte abgeschiedenen auf einem Landsitz, womit er zum Idealbild nachfolgender Literaten und durchaus auch intellektureller Beamter wurde. Nach seinem Vorbild entstanden viele Privatgärten, die als Orte des Studiums der Literatur und Künste dienten. Ein Beispiel ist hier zu finden: Der Landsitz des Staatsbeamten Hsi-Ma-Kuang.
Asiatische Gärten in Deutschland zur Thematik
Die Geschichte vom Pfirsichblütenquell ist das gestalterische Thema des "Quian Yuan", des chinesischen "Gartens der Dichter und Gelehrten" im botanischen Garten der Ruhr-Universität Bochum.
In Berlin-Marzahn befindet sich ebenfalls eine interessante asiatische Gartenanlage, der ''Seouler Garten''. Das Vorbild dieses traditionellen, koreanischen Anlage ist "Das Haus der einsamen Freude". Es wurde 1516 für den Beamten Eon Jeok Lee gebaut, der sich aus dem politischen Alltag zurückgezogen hatte und sein Leben hier den Lehren des Konfuzius widmete. [TJ.10.6] I
Literatur & Quellen:
- Qiao Yun: Alte chinesische Gartenkunst, Leipzig 1988.
- Historische Bild-Darstellung der Erzählung im Pekinger Sommerpalast, wikipedia.