Eigene Saatzucht und Vermehrung

Die meisten Gemüsesamen, welche wir im Handel kaufen sind als F1-Hybriden ausgezeichnet. Gleiches gilt für Produkte in der Landwirtschaft. Umgangssprachlich werden diese Saatgutzüchtungen auch als Hochzuchtsamen oder Hochzuchtsorten bezeichnet. Diesem Saatgut wird nachgesagt, dass es nicht weiter vermehrt werden kann. Demgegenüber bieten die Freunde der Permakultur und anderer alternativer und traditioneller Anbaumethoden sogenannte samenfeste oder samenechte Sämereien an. Beide Varianten sind hier erklärt, aber auch die Frage inwieweit das Wissen um diese Zuchttechniken den Kleingärtner oder Selbstversorger nützt.

Lohnt es selber Samen zu gewinnen? Ich bin nicht prinzipiell gegen gekaufte gute Sämerreien, auch wenn es F1 Hybriden sind, denn es steht ja hinter diesen Sortenzüchtungen tatsächlich viel Arbeit. Aber wo es geht, da sollte man schon auch eigene Sämereien ziehen, denn wenn man das konsequent durchziehen würde,gäbe es irgendwann auch mal wieder richtige Regionalsorten. Zudem ist die Herstellung eigener Gemüsesamen in den meisten Fällen sehr einfach. Im Folgenden möchte ich die Gemüsearten vorstellen, bei denen für Anfänger auf diesem Gebiet die Saatgutgewinnung am geeignetsten ist. Sehr leicht selber zu vermehren sind Kartoffeln und Topinambur. Von beiden Gemüsen werden die Knollen geerntet. Für die Vermehrung werden dann in entsprechender Größe Saatkartoffeln (Walnussgröße) oder Topinambur-Knollen aussortiert und für die neue Kultur aufbewahrt.

So mancher Kleingärtner wird durch Pressemitteilungen und teils widersprüchliche Aussagen in den Medien verunsichert, wenn es um die private Weitergabe und im kleinen Stil auch um die Vermarktung von Saatgut aus dem eigenen Garten geht. Überwiegend handelt es sich ja bei der Weitergabe um alte Sorten, deren Erhaltung einer wachsenden Zahl von Gartenfreunden am Herzen liegt. Auch ich habe mir darüber schon oft Gedanken gemacht und bin zu folgendem Ergebnis gekommen: Grundsätzlich sollte man die Züchtung und Weitergabe alter Gemüsesorten unter neuen Aspekten sehen. Nach deutscher Saatgutverordnung ist es verboten, nicht zugelassene Gemüsesorten in den Handel zu bringen. Wer sich nicht sicher ist, kann beim Bundessortenamt beschreibende Sortenlisten einsehen. Was dort nicht aufgelistet ist, darf nicht gehandelt werden. Doch dieser Sichtweise liegt ein grundlegender Fehler zu Grunde. Die meisten der alten Landsorten sind nur Zuchtlinien, und Gärtner und Bauern bauten nie fertig gezüchtete Kulturpflanzen an. Sie waren selber Züchter wie auch Selbstvermarkter ihrer Produkte. Erst der Handel von Sämereien schuf Probleme, welche es vorher nie gab.

Tabellarische Übersicht von Gemüsepflanzen, die sich mehr oder weniger stark mit anderen Pflanzen ihrer Art kreuzen können und somit die Gewinnung von "sortenechtem Samen" erschweren. Die Gewinnung von sortenechtem Saatgut kann dadurch erleichtert werden, dass nur eine Sorte einer Gemüseart zur Vermehrung verwendet wird. Gegebenenfalls muss man sich in Kleingartenanlagen mit den Gartennachbarn verständigen, was zweckmäßigerweise an Sorten selbst gezogen und getauscht werden soll.

Wichtig ist es für den Kleingärtner, besonders wenn er selber Samen ziehen möchte, zu wissen, wie lange man diesen aufbewahren kann. Natürlich ist es auch beim gekauften Samen wichtig zu wissen, wie langer er sich hält. Die auf der Tüte aufgedruckten Daten sind oft ungenau. So bleibt z.B. Tomatensamen länger keimfähig als auf der Samentüte angegeben. Bei Pastinaken, Gartenkresse oder Schwarzwurzeln ist es dagegen so, dass die Sämereien eher eine kürzere Keimfähigkeit aufweisen.