Eigene Saatzucht und Vermehrung

Rote Beete F1 Hybride

Die meisten Gemüsesamen, welche wir im Handel kaufen sind als F1-Hybriden ausgezeichnet. Gleiches gilt für Produkte in der Landwirtschaft. Umgangssprachlich werden diese Saatgutzüchtungen auch als Hochzuchtsamen oder Hochzuchtsorten bezeichnet. Diesem Saatgut wird nachgesagt, dass es nicht weiter vermehrt werden kann. Demgegenüber bieten die Freunde der Permakultur und anderer alternativer und traditioneller Anbaumethoden sogenannte samenfeste oder samenechte Sämereien an. Beide Varianten sind hier erklärt, aber auch die Frage inwieweit das Wissen um diese Zuchttechniken den Kleingärtner oder Selbstversorger nützt.

Schwarze und gestreifte Bohnen

Lohnt es selber Samen zu gewinnen? Ich bin nicht prinzipiell gegen gekaufte gute Sämerreien, auch wenn es F1 Hybriden sind, denn es steht ja hinter diesen Sortenzüchtungen tatsächlich viel Arbeit. Aber wo es geht, da sollte man schon auch eigene Sämereien ziehen, denn wenn man das konsequent durchziehen würde,gäbe es irgendwann auch mal wieder richtige Regionalsorten. Zudem ist die Herstellung eigener Gemüsesamen in den meisten Fällen sehr einfach. Im Folgenden möchte ich die Gemüsearten vorstellen, bei denen für Anfänger auf diesem Gebiet die Saatgutgewinnung am geeignetsten ist. Sehr leicht selber zu vermehren sind Kartoffeln und Topinambur. Von beiden Gemüsen werden die Knollen geerntet. Für die Vermehrung werden dann in entsprechender Größe Saatkartoffeln (Walnussgröße) oder Topinambur-Knollen aussortiert und für die neue Kultur aufbewahrt. 

altes Gemüse

Ein Fachbeitrag von Thomas Jacob, vom 20.02.2017, überarbeitet 4/2023

So mancher Kleingärtner war in der Vergangenheit durch Pressemitteilungen und teils widersprüchliche Aussagen in den Medien verunsichert, wenn es um die private Weitergabe und im kleinen Stil auch um die Vermarktung von Saatgut aus dem eigenen Garten geht. Hier gilt es jedoch klar zu unterscheiden, ob wir z.B. Gemüsesorten auf denen Sortenschutz besteht, weiter vermehren oder ob wir sogenannte alte Sorten weiter-züchten und diese tauschen oder als Privatperson verkaufen.
Überwiegend handelt es sich bei dieser Weitergabe um alte freie Sorten, deren Erhaltung uns am Herzen liegt. Das Problem dabei ist, dass das Wieso und Warum nicht nur von uns missverstanden wird, sondern offensichtlich auch von gesetzgebender Seite. Darauf gehe ich im vorliegenden Beitrag ein. Allerdings wird die Sache noch etwas komplizierter, denn der Gesetzgeber verbietet nicht nur die unberechtigte Weitervermarktung von geschützten Pflanzensorten. Nein – nach deutscher Saatgutverordnung ist es verboten, staatlich nicht zugelassene Gemüsesorten überhaupt in den Handel zu bringen. Was nicht beim Bundessortenamt gelistet ist, darf eigentlich nicht gehandelt werden – so jedenfalls, die allgemein vermutete Gesetzeslage.
Doch es geht noch weiter, denn Lobbyisten und ihre Politiker (die Damen inbegriffen!) haben 2013/2014 sogar versucht, so meinten Kritiker, jedweden Gebrauch von ungelisteten Nutzpflanzensorten, bis in den Privatraum hinein, zu verbieten.

Tabelle: Kreuzungsgefahr - Saatzucht.

Tabellarische Übersicht von Gemüsepflanzen, die sich mehr oder weniger stark mit anderen Pflanzen ihrer Art kreuzen können und somit die Gewinnung von "sortenechtem Samen" erschweren. Die Gewinnung von sortenechtem Saatgut kann dadurch erleichtert werden, dass nur eine Sorte einer Gemüseart zur Vermehrung verwendet wird. Gegebenenfalls muss man sich in Kleingartenanlagen mit den Gartennachbarn verständigen, was zweckmäßigerweise an Sorten selbst gezogen und getauscht werden soll.

Keimfaehigkeit der Samen, Tabelle

Wichtig ist es für den Kleingärtner, besonders wenn er selber Samen ziehen möchte, zu wissen, wie lange man diesen aufbewahren kann. Natürlich ist es auch beim gekauften Samen wichtig zu wissen, wie langer er sich hält. Die auf der Tüte aufgedruckten Daten sind oft ungenau. So bleibt z.B. Tomatensamen länger keimfähig als auf der Samentüte angegeben. Bei Pastinaken, Gartenkresse oder Schwarzwurzeln ist es dagegen so, dass die Sämereien eher eine kürzere Keimfähigkeit aufweisen.