Firmengelände naturnah
1) Es gibt viele Blickwinkel, aus denen wir Naturnähe betrachten können.

Über die Gestaltung von Betriebsgeländen, Grünanlagen und Parkplätzen habe ich auf diesen Garten-Infoseiten schon etliche Zeilen geschrieben und will nun noch einmal auf die ökologischen Aspekte solcher Anlagen eingehen, natürlich immer mit dem Blick auf Optik und Ästhetik. Theoretisch könnte man ja auf dem Gelände, das nicht bebaut und benutzt ist, der Natur freien Lauf lassen und hätte damit das Optimum einer Naturgestaltung umgesetzt. Doch ganz so einfach ist das nicht.

Die Natur frei walten und schalten zu lassen, ist sicher nicht Sinn und Aufgabe einer Firma, doch so mancher Unternehmer möchte sich mit seinem Produktionsstandort auch in Natur und Umwelt so einfügen, dass er Lebensräume nicht zerstört beziehungsweise Ersatzlebensräume schafft.

Das grüne Image

Um einen völlig anderen Aspekt handelt es sich hingegen, wenn ein Firmengelände naturnah gestaltet werden soll, um damit ein besonderes Image auszudrücken. Das ist absolut legitim, zumal ich immer wieder darauf hinweist, dass die Grünanlagen vor und in der Firma eine Visitenkarte des Unternehmens sind.

Es ist allerdings nicht leicht, ein Gelände naturnah zu gestalten, um zu signalisieren, dass man ein ökologisches Gewissen hat und am Erhalt der Natur interessiert ist. Eine Gestaltung mit heimischen Gehölzgruppen und blühenden Wiesen kann wohl einen schönen grünen Rahmen entstehen lassen, doch fehlt der Grünanlage häufig die Spannung, das Auf- und Anregende. Ganz abgesehen davon, dass auch ein solches Gelände gepflegt werden muss. Ansonsten sieht es schnell liederlich aus.

So wird oft eine andere Herangehensweise praktiziert, in der eine Naturlandschaft im Kleinen nachempfunden wird. Dazu gehören dann oft drapierte Findlinge und Felsgestein, Wasseranlage und Pflanzrabatten. Doch mit solch einem Konzept kann man ganz schnell ins Kitschige abrutschen, denn es ist schwierig, Natur im verkleinerten Maßstab abzubilden.

Einzig die Anlagen welche Anleihe beim japanischen Gartenstil nehmen, haben eine Chance seriös zu wirken. Das sollte dann aber immer auch im Sinne des Auftraggebers sein.

Firma Regenwasserteich2) Das Regenwasser sammelt sich in dem architektonisch gefassten Teich. Ökologisch und stilvoll.

Das grüne Image, welches sich eine Firma geben will, sollte nicht nur mit den Mitteln der Garten- und Landschaftsarchitektur sondern auch mit anderen Möglichkeiten optisch umgesetzt werden. Die erste dieser Möglichkeiten, ein "intelligentes ökologisches Konzept" (im Sinne von PR) darzustellen, ist die uralte Intension der Verbindung von Landschaftsgestaltung mit Kunstobjekten. Dabei werden, mit einer oder mehreren Plastiken, Kontrapunkte in eine Gestaltung, die optisch wenig aufregend erscheint, gebracht.

Eine andere Möglichkeit, Naturverbundenheit zum Ausdruck zu bringen, ist das Aufstellen von Bienenstöcken auf dem Firmengelände. Selbst wenn die Gestaltung der Grünflächen spießig wirkt, Bienenstöcke können der Umgebung eine ganz andere Bedeutung geben. Symbolisch stehen Bienen schon immer für intelligenten Fleiß. Kaufleute um 1900 verwendeten nicht selten den umschwirrten Bienenkorb als Symbol auf ihren Hausfassaden oder dem Briefkopf ihrer Korrespondenz.

Und wir können dieses PR-Projekt damit komplettieren, dass wir im Gelände vorzugsweise Pflanzen ansiedeln, die Bienenfutter liefern und optisch eine Verbindung zur Natürlichkeit schaffen. Selbstverständlich bedarf es eines Imkers, der sich regelmäßig um die Tiere kümmert. Firmeneigener Honig wäre ein zusätzlicher, positiver Effekt. 

Plastiken in der Natur3) Die Skulpturen aus Glas machen die Natur zum Kunstraum [1]

Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Beispiele und Empfehlungen zu geben, und Unternehmen, die ihr Firmengelände naturnah, im Sinne von Image und Öffentlichkeitsarbeit (Public-Relations), gestalten wollen, zu unterstützen.

Doch auch Firmeninhaber, die ganz ohne irgendwelche Ambitionen für die öffentliche Wirksamkeit im Betriebsgelände der Natur Raum verschaffen wollen, finden hier Vorschläge und Anregungen.

Die Natur schonen – sieben Vorschläge

Ich plädiere immer dafür, die Planung eines genutzten Geländes nach den Regeln der Gartengestaltung umzusetzen. Dabei sollten wir auf Bewährtes setzen und dem Gesamtkonzept ein Thema geben, Kontraste und Kontrapunkte usw. setzen. Das Konzept sollte spannungsreich und sowohl im öffentlichen als auch im betrieblichen Bereich wirtschaftlich zu unterhalten sein.

(1) Es würde der Natur und Umwelt oft schon guttun, wenn die Grünanlage mit möglichst wenig Aufwand und dem damit häufig verbundenen Lärm zu pflegen sind.

(2) Ein Gleiches tun wir auch, wenn wir in einem Firmengelände die benötigten Nutzflächen für eine Intensivnutzung ausgesprochen zweckmäßig und praktisch herrichten, und die nicht unbedingt benötigten Flächen soweit wie möglich der Natur zur Verfügung stellen.

(3) Dachflächen werden für die Gewinnung von Solarstrom immer interessanter. Jedoch ist mit dieser extensiven Nutzung die früher bereits einmal weit vorangekommene Bestrebung, Dächer zu begrünen, schon wieder so gut wie in Vergessenheit geraten. Grüne Dächer jedoch sind wichtige Lebensräume für Insekten, und sie verbessern das Mikroklima in der unmittelbaren Umgebung.

(4) In vielen Firmengeländen wird Oberflächenwasser in Teichen gesammelt, die aus technischen und sicherheitstechnischen Gründen oft recht unattraktiv aussehen und platziert werden müssen. Intelligent wäre es, das Regenwasser aus diesen Teichen oder Zisternen in eine repräsentative und ökologisch optimierte Teichanlage, wie im Bild 2) zu sehen, zu pumpen.

(5) Ein einziger großer, einheimischer Laubbaum birgt mehr Lebensraum für die Tierwelt (Singvögel, Insekten), als zehn exotische Gewächse.

(6) Ähnliches gilt für eine Rasen-Wiese (Kombination von beiden). Da bringen 100 m² als Blumenwiese gepflegte Fläche mehr, als 200 m² entsiegelte Fläche mit kurz geschorenem Rasen.

(7) Gabionenzäune mit Begrünung sowie Natur-Wälle, wie im Bild 4) zu sehen, filtern Staub und können Lärm mindern. Die Steinfüllungen der Gabionen geben heimischen Lurchen und anderen Kriechtieren sowie vielen Insektenarten eine ideale und geschützte Heimat.

Vorgelände Firma4) Um das Vorgelände der Firma wurde ein naturnaher Wall angelegt. Er verdeckt die Sicht auf den Parkplatz des Betriebsgeländes.

Jede dieser Ideen können den Wert und die Außenwirkung eines Firmengeländes steigern, sei es nun im Sinne der Umwelt und des Kleinklimas oder im rein ökonomischen Sinne. Eine ökologische Überarbeitung der Außenanlagen kann in vielen Fällen aus der mitunter gestaltlose Architektur von betrieblichen Gebäuden und Hallen ein individuelles ganzheitlichen Stück machen und damit zum Alleinstellungsmerkmal der betreffenden Firma werden. [TJ.5.15] Zählpixel


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[1] Glasstelen von Stefan Sczesnys

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