Kirschblütenfest in Tokio
1) Hanami-Picknick unter einem regelrechten Blütenmeer.

Fast alle Zierkirschen, die es bei uns zu kaufen gibt, wurden in Japan gezüchtet. Wer die Sortenbeschreibungen liest, findet deshalb häufig den Hinweis auf das sogenannte Kirschblütenfest. Im Ursprungsland wird es "Hanami" (japanisch 花見) genannt und kann mit "Blumenbetrachtung" übersetzt werden. Dieses Fest währt etwa 10 Tage, solange die Blüte dauert. Da Japan auf vielen Inseln liegt, die sich über mehrere Klimazonen ziehen, beginnt die Kirschblüte (Sakura) Ende März im Süden und wandert nach und nach in den Norden, wo sie Ende Mai ihren Abschluss findet.

Dieses Ereignis ist den Japanern so wichtig, dass der aktuelle Verlauf der Kirschblütenfront sogar täglich in den Nachrichten gemeldet wird. Das verdeutlicht wohl am besten, welche Bedeutung das Frühlingsfest in Japan hat. 

An diesen Tagen der verschwenderischen Schönheit der Natur finden sich die Menschen in festlicher Kleidung, meist mit Freunden und Verwandten, in öffentlichen Gärten, Parkanlagen und auf Wiesen unter den blühenden Bäumen zum Picknick zusammen.

In dieser Kirschblüten-Gesellschaft genießt man das kurzlebige Naturschauspiel, und man liebt auf eine merkwürdig melancholische Art jenes Symbol von Schönheit und der Vergänglichkeit als eine Spielart der sogenannten Vanitas-Symbolik. Das ist der Kontrast zwischen der Anmut des Lebens und, was der herabrieselnde Blütenschnee zum Ausdruck bringt, auch seiner Kurzlebigkeit und des Todes.

Diese melancholische Art von Naturempfindung ist uns Europäern eher fremd. Das spiegelt sich beispielsweise besonders in der Filmkunst wider. Gibt es bei unseren Dramen dann doch meist ein "Happy End", so gehen die Geschichten in der japanischen Filmgestaltung überwiegend tragisch aus.

Kirschblütenfest in Japan2) Diese üppige Kirschblüte gibt in Japan den Anlass zu einem Fest.



Welche Zierkirschen sind typisch für das Kirschblütenfest?

Es stellt sich nun die Frage, welche Arten der Zierkirsche solch üppige Blütenfülle hervorbringen. Zu den alten, ursprünglichen Arten zählen Prunus pseudocerasus, Prunus subhirtella und Prunus speciosa sowie deren Hybriden. Moderne Zierkirschsorten kommen hinzu.

In den Städten, Vorgärten und Parkanlagen stehen überwiegend Formen des Hybrids Prunus X yedoensis, die im Bild 3) zu sehen ist. Von ihm gibt es auch einige Sorten mit überhängendem Wuchs, was den malerischen Eindruck noch verstärkt.

Noch etwas früher als die Kirschblüte zeigt sich der Flor der Pfirsiche und der Zieraprikose (Prunus mume). Letztere sieht man oft auf japanischen Bildern, wo häufig knorrige, schwarze Zweige mit zierlichen Blütchen dargestellt sind, da sie mit ihrem fast schwarzen Geäst und den rosa Blüten einen in Japan so sehr geschätzte Kontrast widerspiegeln.  

Prunus yedoensis Blütenkirsche3) Blütenfülle von Prunus yedoensis



Hanami als Gestaltungsvorbild für meinen Garten?

Wer japanische Gärten liebt und diese besondere Atmosphäre, die man unter dem Kirschblütenflor bekommt, auch im heimischen Hausgarten genießen möchte, der kann das durchaus umsetzen, muss aber einiges beachten. 

Zuerst braucht es dafür eine geeignete Baumsorte. Nicht zuletzt sollte bei der Auswahl die Größe des Gehölzes eine Rolle spielen. Dass es die Zierkirschen mit ganz unterschiedlichen Wuchseigenschaften gibt, ist dabei von Vorteil. Der Kauf sollte unproblematisch sein, da viele Sorten in den Baumschulen vorrätig sind oder rasch bestellt werden können.

Ganz wichtig, wenn man sowohl diese unverwechselbare Wirkung der Blüten als auch den Effekt des "herabrieselnden Blütenschees" kopieren möchte, ist es, niemals verschiedene Zierkirsch-Arten oder -Sorten durcheinander zu pflanzen. Lediglich eine Sorte und zudem in möglichst großer Menge kann diese gewünschte Ausstrahlung bewirken.

Auch in kleinen Gartenanlagen sollte man nicht davor zurückschrecken, zumal ein solcher Masseneffekt den Garten optisch größer erscheinen lässt.

Hanami als Tortenverzierung4) Selbst als Tortenverzierung kann Hanami eine Rolle spielen.


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Literatur: Marie Luise Gothen; Geschichte der Gartenkunst; Jena 1926

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