LandschaftsgartenLandschaftsgarten.
Landschaftsgarten.

Hier der dritte Teil einer kleinen Sammlung von Gartengestaltungsregeln, welche aus dem 19. Jahrhundert von dem Muskauer Fürst Pückler stammen. Am Ende geht es vor allem um die Frage, inwieweit es möglich ist, auf gärtnerische Art und Weise künstliche Landschaften anzulegen. Und man muss sagen, dass dies den europäischen Gartenkünstlern wohl nie so recht gelungen ist, ganz im Gegensatz zu den fernöstlichen Gestaltern, die es noch heute bestens beherrschen. Dieses Thema soll hier kurz angerissen werden.

Fürst Pückler über Wege

Zu vermeiden ist, zu viele Wege gewahr werden zu lassen, was durch Disposition und Pflanzung immer leicht zu bewerkstelligen ist.

Wege sollen so angelegt sein, dass sich nun Wege nicht bloß wie eine auf den Stock gezogene Schlange fortwährend zu drehen brauchen, sondern nur mit Leichtigkeit und Zweckmäßigkeit die Biegungen machen müssen, die nötig sind, um den Gegenständen zu folgen, geht aus dem früher Gesagten hervor. Aber auch ihre Biegungen an sich, unterliegen dennoch gewissen malerischen Geschmacks- Regeln, und es müssen daher wohl zuweilen erst Hindernisse geschaffen werden, wo sie fehlen, um die günstigere Linie auf natürlich scheinende Weise zu erhalten. So sieht es z.B. nicht gut aus, wenn ein und derselbe Weg in  naher Ansicht zwei Biegungen auf einmal dem Auge zeigt. Ist es nicht ganz zu vermeiden, so wechsele man wenigsten eine recht schroffe Biegung mit einer lang gedehnteren ab, und motiviere die erste durch einzelne Bäume oder Pflanzungen an der inneren Seite derselben angebracht, oder durch ein erhöhtes Terrain, um welches der Weg natürlicher herumgeführt wird als darüber hinweg.

Naturnahe Gestaltung

Man muss einen Baum so schneiden, wie man annehmen kann, dass er zehn Jahre früher ausgesehen haben mag. Manchmal sollen mehrere Bäume dicht zusammen in eine und dieselbe Grube gepflanzt werden.

Erdarbeiten und Bodenplanierungen muss man so viel als möglich ersparen. Die natürlichen Unebenheiten des Gartens sind in der Regel malerischer, als die Kunst mit vieler Mühe hervorbringt.

Es gibt eine gewisse Art von unbestimmter versteckter Symmetrie, die durchaus keinen Widerspruch enthält.

Es ist eine sehr missliche Aufgabe, Felsen zu machen.

Die große Zeit der Landschaftsgärten in Europa war der Versuch, Natur im Großen oder auch im Kleinen nachzugestalten.

Und dazu gehört auch das Zitat Pücklers:

Es ist eine sehr missliche Aufgabe, Felsen zu machen.

Denn der Versuch, die Natur nachzuahmen, ist im Konzept der Landschaftsgärten oft gescheitert. Entweder entstand Kitsch oder Langeweile.

Viele Hausbesitzer möchten gern, dass ihr Garten so naturbelassen wie möglich aussieht, was soweit völlig in Ordnung ist. Wenn aber versucht wird, im Grundstück künstliche Naturlandschaften zu gestalten, dann wird es problematisch. Zum Beispiel werden Teiche in Miniaturformat angelegt oder Hügel, die dann häufig deplatziert erscheinen, aufgeschüttet. Ein natürlicher Teich bedarf einer Mindestgröße, sonst ist es nur ein Tümpel, und ein Erdbuckel im Garten ist noch lange kein Berg. Authentischer wäre in den genannten Fällen, an Stelle des Tümpels ein Wasserbecken aufstzuellen und an Stelle des Hügels vielleicht einen Hohlweg oder Senkgarten zu gestalten. Beides sind Elemente des Architekturgartens, in den Formen aus der Natur in abstrahierter Weise übertragen werden.

Allerdings fragen wir uns zu recht, wie es die Chinesen oder Japaner hinbekommen, die Natur im Kleinen (zum Beispiel Felslandschaften) zu gestalten, ohne dass kitschige Miniaturlandschaften entstehen?! Das Interessante ist, dass in der fernöstlichen Gartengestaltung beim genauen Hinschauen auch abstrahiert und die Natur nur skizzenhaft abgebildet wird. Chinesische Naturgärten sind merkwürdigerweise auf das Engste mit Architekturen verbunden. Es finden sich auch hier in abgewandelter Form alle Elemente des Architekturgartens. Selbst die Symmetrie ist ein Hauptthema im chinesischen Garten, aber nicht in der Form, wie wir sie in Europa kennen. Hier sind Wege die Symmetrieachsen. Dort ist es die spiegelnde Wasseroberfläche, welche eine Bogenbrücken oder Pavillons symmetrisch widerspiegelt.

Chinesischer Garten Bochum
Chinesischer Landschaftsgarten
Senkgarten - Jugendstil