Orientalischer Garten Alhambra in Spanien-Scirocco340-Fotolia

Bekanntlich breitete sich ab dem siebenten Jahrhundert nach Christus im Orient die kriegerische, arabisch-islamische Kultur rasch aus. Bis nach Südspanien reichte das Einflußgebiet dieser jungen Kultur, die mit der orientalischen Architektur auch die persische Gartenkultur assimilierte. Der Islam übernahm tatsächlich viele kulturelle Aspekte der besiegten Nationen und vermischte sie mit eigenen Ideen, wodurch Elemente entstanden, die noch heute fester Bestandteil der islamischen Kultur sind, wie zum Beispiel die Kuppeln der Moscheen als Symbol des Himmels. Und auch ihre Gärten und Paläste legten die Araber, immer von religiösen Vorschriften begleitet, vor allem nach persischem Vorbild an.

Vorbild sind persische Gärten

Im Hochland von Persien trafen die Araber auf eine über Jahrhunderte hinweg gewachsene Gartenkultur, von der heute leider nur noch Relikte zeugen.

Garten im orientalischen StilSymbolischer Paradiesgarten. Orientalischer Garten in Berlin-Marzahn.

So z.B Teppiche, die mit ihren traditionellen Mustern ein Bild der Gärten überliefern: Die Grundeinteilung ist regelmäßig und geordnet und wird durch zwei gekreuzte Wasserkanäle eingerichtet, die den rechteckigen, ummauerten Grundriss des Gartens in vier Quadranten einteilen, so wie in der Beschreibung des Paradieses im Koran: Von Eden geht aus ein Strom in alle Himmelsrichtungen., wobei in der Mitte der Weltenberg liegt. Die Einteilung hat auch einen weiteren symbolischen Charakter: der Garten wird in die vier Abschnitte des Lebens eingeteilt, in dessen Mitte die Quelle des Lebens liegt.

Wasser in der Wüste

Das Wasser war schon für die vorislamischen Araber das Symbol des Lebens. Nach islamischem Glauben machte Allah durch die Gabe des Wassers in das unfruchtbare Land ("arab"= "unfruchtbares Land") das Leben erst möglich. Während in der lebensfeindlichen Wüste böse Geister hausen, ist der Garten eine Oase des angenehmen Lebens.

Orientalischer WassergartenWasser ist ein typisches Gestaltungselement in orientalischen Anlagen.

Daneben erfüllen Kanäle auch noch einen praktischen Zweck: die Bewässerung der üppigen Bepflanzung. In der Mitte der gekreuzten Kanäle, also direkt an der "Quelle des Lebens", befindet sich oft ein leicht erhöhter Pavillon, der dem Besucher einen schattigen, windgekühlten Aussichtsplatz bietet, oder ein Brunnen als Symbol des Lebensquells.

Die einzelnen Quadranten sind meist noch ein- oder mehrmals unterteilt und üppig mit Blumen und anderen Pflanzen bewachsen. Das Zusammenspiel der beiden Formen Quadrat (= Leben, Materie) und Kreis (= Himmel), verbunden mit rhythmisch wechselnden Ornamenten bestimmt den Gartenbau. Alle Grundmuster ergeben sich aus Variationen von Kreis und Quadrat. Indem sie ihre Gärten auf den Teppichen darstellten, brachten die Perser die angenehmen Erinnerungen an ihre Gärten während der kalten und trockenen Jahreszeit in ihre Häuser.

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Islamische Gärten in Indien

Ihren Höhepunkt erreichte die islamische Gartenkunst mit den Moghulgärten in den heißen Ebenen Nordindiens sowie in der Seenlandschaft von Kaschmir, wo bis zum Ende des siebzehnten Jahrhunderts spektakuläre, oft von Wasser geprägte Anlagen entstanden. So zum Beispiel das Taj Mahal in Agra, ein Grabmal mit Garten, das Schah Jahan zwischen 1632 und 1657 in Gedenken an seine Lieblingsfrau Mumtaz-Jahal errichten ließ. Paläste wie das Taj Mahal sind streng in private und öffentliche Bereiche eingeteilt, die sich stufenförmig von oben nach unten (ein Ort ausschließlich für die Familie → ein Ort für Familie und Freunde → ein Ort für das gemeine Volk) gliedern. Diese Einteilung wird von Wasser begleitet, das stufenförmig von oben nach unten strömt.

Literatur & Quellen:

  • Marie Luise Gothein - Geschichte der Gartenkunst, Erster Band, Jena 1926
  • Bildrechte: Beitragsbild oben © Scirocco340 - Fotolia.com
  • Weitere Bilder aus dem orientalischen Garten in Berlin Marzahn