Wiese anlegen. Worauf kommt es an.

Wiese in der Abendsonne

Das Geheimnis einer bunten Blumen- oder Kräuterwiese lässt sich kurz beschreiben. Der Boden darf nicht zu nährstoffreich sein und man muss die Blumen, Kräuter und Gräser so lange stehen lassen, bis deren Samen ausgereift sind. Erst dann wird gemäht, aber so, dass das Mähgut zunächst als Heu liegen bleibt und der Samen ausfallen kann. Damit wäre schon fast alles zur Thematik gesagt, doch es lohnt natürlich, dieses kurze Kapitel noch bis zum Ende zu lesen.

Gräser allgemein lieben viel Feuchtigkeit und reichlich Nährstoffe. Wiesenblumen und -Kräuter brauchen dies dagegen nicht und gedeihen auch auf nährstoffarmen und zeitweise trockenen Böden bestens. Hat der Standort viel Pflanzennährstoffe (Stickstoff) und Nässe, dann entwickeln die Gräser reichlich Blattmasse und verdrängen die fragilen Kräuter. Zwar findet man in mancher Landschaft auch artenreiche Feuchtwiesen, doch im Garten lassen sich besser die mehr trockenheitsliebenden Blumenwiesen kultivieren.

Nutzung der Wiesen

Eines muss für denjenigen, der im Garten eine Wiese pflegen will, klar sein, eine Wiese ist kein Rasen. Von Mai bis Anfang Juni wächst das Gras dort hoch und sollte nicht gestört werden. Nach der Heuernte ist die Fläche auch 3 Wochen als Rasen nutzbar, doch dann wachsen Gräser und Kräuter schon wieder höher, bis sie im August mindestens das zweite Mal gemäht (Grummet) werden. Nachher kann die Grasfläche wieder öfter betreten und von den Kindern gelegentlich zum Spielen genutzt werden. Wer das Areal öfter nutzen möchte, der hat als Alternative noch die Anlage eines Kräuter- und Blumen-Rasens.

In welchen Abschnitten eine gesunde Wiese blüht, ist in folgenden kurzen Sätzen in einer Publikation des Botanischen Gartens Berlin Dahlem sehr schön dargelegt:

Die Wiesen im Botanischen Garten umfassen ungefähr 15 ha. Sie werden seit etwa 80 Jahren wie Wirtschaftsgrünland zwei- bis dreimal pro Jahr gemäht (der Fachausdruck: zwei- bis dreischürige Wiesen). Dementsprechend blühen zuerst niedrigwüchsige, lichtbedürftige Arten, dann kurz vor dem ersten Schnitt im Mai/Juni die Pflanzen des ersten Hochstandes. Nach der Mahd entwickeln sich rasch niedrigwüchsige Arten, bevor Pflanzen des zweiten Hochstandes, die vor dem ersten Schnitt nur die Grundblätter ausgebildet hatten, in ihre Hauptentwicklungsphase und Blühzeit eintreten; nach dem zweiten Schnitt gelangen nur noch niedrigwüchsige Arten zur Blüte.

Hagemann/Zepernick

Eine Wiese im Garten neu anlegen, säen

A.) Rasen zur Wiese umgestalten

Eine vorhandene Wiese, die einen wenig artenreichen Besatz hat kann man zunächst durch die richtige Pflege zu einer Wiese umwandeln. Das bedeutet, sie nicht mehr zu düngen und sie nur zwei- bis dreimal im Jahr schneiden. So wird ein Rasen dann zur Wiese. Je später der erste Schnitt erfolgt (um den 24. Juni), um so besser sähen sich die Wiesenblumen aus. Allerdings fallen die Samen nur dann aus, wenn das gemähte Gras trocknet und als Heu 3-4 Tage auf der Wiese verbleibt. Einige Wiesengräser und -kräuter säen sich von allein an, doch man kann auch auf einer vorhandenen Grasfläche mit entsprechendem Samen, den man kauft oder selber gewinnt, nachhelfen. Gesät wird dann nach dem Mähen.

B.) Neusaat

Wer eine Wiese völlig neu anlegen will, der grabe den Boden, der von Wurzelunkräutern (Disteln, Quecke) gereinigt sein sollte, flach um, harke und ebne die Fläche, sodass keine Erdklumpen mehr vorhanden sind. Das vorbereitete Areal kann mit Komposterde aufgebessert werden. Einfacher Kompost enthält relativ wenig Stickstoff, dafür aber Humusstoffe. Wer Naturwiesen-Samen kauft, der kaufe die Blumen- und Kräutersamen getrennt vom Grassamen, denn es ist vorteilhaft, zuerst nur die zweikeimblättrigen Wiesenkräuter zu säen und sehr dünn die einkeimblättrigen Grasarten. Ist diese erste Saat aufgegangen und haben sich die Kräuter darin etwas stabilisiert, wird später nach eigenem Ermessen noch einmal Wiesengras nachgesät.

Die Aussaatzeit liegt zwischen März und August. Wurde erst Ende August zum ersten Mal gesät, würde ich die Nachsaat wie oben erwähnt erst im folgenden Frühjahr machen.

Im Jahr der Aussaat muss bei Trockenheit die neu angelegte Grasfläche unbedingt gegossen werden. Ungewünschte Pflanzen wie beispielsweise Disteln, die mit aufgehen, sollten rasch entfernt werden.

Literatur & Quellen: Isolde Hagemann und Bernhard Zepernick - Der Botanische Garten Berlin-Dahlem, Führer durch das Freiland und die Gewächshäuser - Berlin 1992