Wer sich Kaninchen hauptsächlich zur Selbstversorgung mit Fleisch anschaffen will, der sollte wissen, dass in diesem Falle nur die sogenannte "Jungkaninchenmast" rentabel ist, also die Haltung und Schlachtung möglichst junger Tiere – so derb das auch klingen mag. Andere Möglichkeiten sind die Zucht von Rassekaninchen oder von Kaninchen zur Gewinnung von Wolle und Fellen.
Ich schreibe das aus dem Grunde so deutlich, weil die Kaninchen für die Fleischversorgung nach dem Absetzten als Jungtiere (nach 3 Monaten) nur noch etwa 4 Monate gefüttert werden sollten.
Nach etwa 10 Wochen haben die schlachtreifen Jungtiere ein Gewicht von etwa zwei Kilogramm (ausgeschlachtet 1 kg) und das Verhältnis von Fütterung und Fleischansatz ist optimal. Bei viel länger gefütterten Tieren ist der Zuwachs geringer und der Geschmack des Fleisches lässt nach. Das Ausschlachtgewicht von einem Kilogramm (bei 2 kg Lebendmasse) ergibt einen Kaninchenbraten für eine mittelgroße Familie. Man schafft die Häsin also im Januar zum Rammler, hat dann im Februar den Wurf, drei Monate später Jungtiere, die bis Oktober/November gefüttert werden. Dann wird geschlachtet. Auf diese Art und Weise nutzt man am Besten das Frischfutter der Vegetationsperiode.
Wie viel Fleisch bringt die Kaninchenzucht mit wie viel Futtereinsatz?
Wie effizient eine Kaninchenzucht ist, zeigt folgende Übersicht mit der Rasse 'Weiße Neuseeländer':
Alter in Wochen | Gewichtszunahme in Gramm | Gewichtszunahme in Gramm pro Tag/Tier (etwa) |
Geburt bis 3 | 45,5 – 363,2 | 15,1 |
3 bis 8 | 363,2 – 1.816,0 | 41,5 |
8 bis 14 | 1.816,0 – 3.268,8 | 33,2 |
14 bis 20 | 3.268,8 – 4.048,0 | 16,5 |
Diese beispielhaften Gewichte sind nur bei optimaler Fütterung und bei guten Haltungsbedingungen zu erreichen. Man ersieht aus den oben stehenden Werten, dass von der 10. bis zur 14. Lebenswoche die Fleischerzeugung effektiv ist. Darüber hinaus wird die Fütterung unwirtschaftlich und über das Alter von 100 Tagen wird auch der Fettansatz zu hoch, wodurch die Fleischqualität gemindert wird. Bis zur 14. Woche sollte ein Jungtier mittelschwerer Rasse etwa drei Kilogramm wiegen.
Ein weiterer Vorteil der frühen Schlachtung ist außerdem, dass die Kaninchenställe optimal ausgenutzt werden und eine Kastration der Rammler nicht erforderlich ist.
Futterbedarf
Für die nötige Futtermenge während der Mast gibt es kaum eindeutige Angaben, weil im Selbstversorgerbereich sehr unterschiedliches Futter verwendet wird. Für die reine Erhaltungsfütterung, etwa über den Winter, benötigt man je Tier und Tag etwa 100 Gramm Rauhfutter (Heu, Haferstroh) und etwa 250 Gramm sogenanntes Wintersaftfutter (Möhren, Rüben). Zu diesem Erhaltungsfutter kommen noch diverse Haushaltsabfälle (Apfel-, Kartoffelschalen, Brotreste...) hinzu, die man etwa mit 50 Gramm veranschlagen kann.
Zur Mast wird natürlich die Zeit genutzt, wo im Garten Gras und Gemüseabfälle zur Verfügung stehen. Das ist etwa von Mitte April bis Mitte/Ende Oktober. Das sind etwa 30 Wochen. Die jungen Mastkaninchen brauchen eiweißreiches und mineralstoffhaliges Futter und Kalk. Klee ist beispielsweise sehr mineralstoffreich, doch gibt es auch Mineralstoffmischungen als Futterzusatz.
Das Kaninchenfleisch
Kaninchenfleisch zeichnet sich durch einen hohen Eiweißgehalt, bei einem niedrigen Fettgehalt, aus. Das betrifft vor allem das oben beschriebene Fleisch der Jungmastkaninchen. Außerdem ist es arm an Purinen und deshalb wertvoll für Menschen, die zu Rheuma und Gicht neigen.
Weitere Vorteile der Kaninchenzucht
Für Selbstversorger, die neben der Kleintierhaltung einen Garten bewirtschaften, ist die Kaninchenhaltung einerseits ideal für die Eigenversorgung mit Naturdünger, also Kaninchenmist, der reichlich anfällt. Nährstoffreicher Dünger ist die Grundlage für den rentablen Gemüseanbau. Andererseits fallen in einem Gemüsegarten (beispielsweise beim Anbau der verschiedenen Kohlarten) sehr viele Gemüseabfälle an, die eine parallele Kleintierhaltung geradezu gebieten.
Behält man einige Tiere für die Winterschlachtung zurück, so ist dies eine Möglichkeit der frischen Lebensmittelversorgung im Winter, ohne die unsere Altvorderen früher sicher nicht überlebt hätten. Überhaupt war in alter Zeit die Tierhaltung eine Ergänzung zur pflanzlichen Ernährung und in dem Maße im "ökologischen Gleichgewicht" inwieweit die Tiere Wiesenflächen, Haushaltsabfälle und im ergänzendem Maße Futterpflanzen nutzten im Sinne einer Ausnutzung landwirtschaftlicher Flächen, die für den Pflanzenbau (Getreide, Gemüse) nicht rentabel waren.
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Noch ein Tipp für Anfänger: Klein anfangen ... das sagt schon das Wort "Kleintierhaltung" :-)
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[TJ.19.20] I ©Bildrechte und Text: Thomas Jacob, 21.10.2013