Auch auf dem Land sind jene Friedhöfe selten geworden, in denen man das Gefühl hat, wirklich an einer stillen letzten Ruhestätte zu sein. Nicht der Wald, sondern nur der lichte Hain gibt unter Bäumen auch für menschliches Leben und Treiben Raum – für Fröhliches, Festliches und Ernstes. Der Hain mit seiner lockeren Ordnung freiwachsender, vollkroniger Bäume, einheitlicher oder zusammengehöriger Arten ist deshalb der Raum, der einem Begräbnisplatz am besten entspricht.
Diese Bäume können einmal weiter, einmal enger, ein andermal in Gruppen stehen. Sie können Räume um einzelne Grabfelder oder eine dichte Wand um den ganzen Friedhof bilden.
Baumarten
Es dürfen keine Bäume verwendet werden, die bis zum Boden herunter belaubt sein müssen, um ihre volle Schönheit zur Geltung zu bringen, wie es bei Fichten und Tannen der Fall ist, weil sonst im Friedhof zu wenig nutzbarer Raum bleibt. Außerdem werden Transparenz und Raumwirkung beeinträchtigt. Baumarten, die Wurzelschösslinge treiben wie z.B. Silberpappeln oder Espen, sind ebenfalls nicht zu empfehlen. Auch auf Trauerweiden, Pappeln und Eschen soll verzichtet werden, weil diese Bäume ständig trockene Äste abwerfen. Bäume, unter denen nichts wachsen kann, sei es wegen schweren Schattens oder starkem Tropfenfall, wie es z.B. bei Bergahorn, Spitzahorn und Rotbuche der Fall ist, sind ebenfalls ungeeignet. Silberweiden und Erlen gehören ans Wasser, und Kastanien pflanzt man wohl lieber in Biergärten.
So bleiben wenige Arten übrig: Den schönsten Totenhain bilden die Eichen, doch wachsen sie in der Jugend langsam. Da muss man den Ausweg gehen, sie im Schutze eine anderen Holzart heranwachsen zu lassen. Die Birke eignet sich dazu am besten. Die Eichen müssen dem Landstrich und der Bodenart entsprechen. Auf trockene Böden gehört die Traubeneiche, auf Lehmboden die Stieleiche.
Was für den Nordwesten Deutschlands die Eiche ist, ist für die lehmigen Böden Süddeutschlands die Linde. Die raschwüchsige Sommerlinde braucht feuchtes Klima und gute Böden. Wo das nicht der Fall ist, wird die Winterlinde gepflanzt, welche Trockenperioden im Sommer besser übersteht. Als Alternative zur Linde wird heute gelegentlich die Baumhasel gepflanzt, die gegen Hitze, Trockenheit und Schädlingsbefall sehr beständig ist.
Empfehlenswerte heimische Bäume sind weiterhin die Birke, die Hainbuche, Weiß- oder Rotdorn, Feldahorn (trockenheitsunempfindlich), die Mehlbeere und die Eberesche - ein Gehölz mit sehr wenig Blattmasse. Eiben sind universell einsetzbar und als weitere Koniferenart die Lärche. Nur soll letztere nicht zu nah an Gebäuden stehen, da die herabfallenden Nadeln im Herbst sehr schnell die Dachrinnen verstopfen. Die malerische Hemlocktanne soll hier die Empfehlungen beschließen.
Literatur & Quellen:
- Text nach Rudolf Pfister, Die Friedhof-Fiebel, München 1954, Verlag: Georg D.W. Callwey GmbH & Co. KG - Rudolf Pfister hatte bereits vor über 50 Jahren in seiner einfachen und treffsicheren Art die wesentlichen Richtlinien für unsere heutige moderne Friedhofskultur in seiner "Friedhofsfiebel" (1954) beschrieben. Im wesentlichen wurde die folgende Textzusammenstellung diesem Buch entlehnt und ergänzt.
- Josef Hempelmann, Die Praxis der Friedhofsgärtnerei, Berlin 1927
- Otto Valentien, Der Friedhof, München 1953
- Albert Baumann, Neues Planen und Gestalten für Haus und Garten, Friedhof und Landschaft, Münsingen 1953
- Hans-Kurt Boehlke, Der Gemeindefriedhof, Taschenbuch 1973