Allgemein sei über die sogenannten Hängebäume oder Trauerbäume zu sagen, dass sie in der Gartengestaltung sehr beliebt sind, um romantische Bildmotive zu schaffen. Man pflanzt sie in Parkanlagen, auf Friedhöfen (heutzutage weniger) und natürlich in Gärten. Ist nur wenig Platz vorhanden, gibt es sie auch in entsprechenden Größen bis hin zum Kleingehölz in Form einer Trauerrose.
Aber nicht nur der schönen Bildwirkung wegen sollten wir Gehölze mit hängendem Habitus pflanzen. Die schirmartige, schützende Eigenschaft eines Baumes kann auch zweckmäßig genutzt werden. Dafür muss der Baum aber auch von Nahem erlebbar sein. Die Trauerweide sollte in der Parkanlage also nicht nur am Teichrand stehen, sondern gleichzeitig auch mit ihren herabhängenden Ästen den Parkweg beschatten und im Idealfall berühren.
Eine andere Möglichkeit, die sich auch in kleineren Gärten anbietet, ist ein Bankplatz unter einem Hängebaum. Der ist vor allem dann interessant, wenn wir uns einen stillen, nicht einsehbaren Gartenplatz einrichten wollen. Man sitzt dann wie hinter einem Schleier und genießt absoluten Sichtschutz, kann aber vom Sitzplatz aus den Garten und die Umgebung einsehen. Ich selber habe solch eine geheime Gartenbank unter einer selbst gezogenen Lockenweide (Salix erythroflexuosa – nicht mit der monströs wachsenden Korkenzieherweide Salix matsudana 'Tortuosa' verwechseln) stehen. Schon nach fünf Jahren ist der Weidenschleier dicht und nach spätestens zehn Jahren reichen die überhängenden Äste bis zum Boden.
Friedhöfe, Bildstöcke, Kreuzwege
Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist, Trauerbäume im religiösen Kontext zu pflanzen. Auf Friedhöfen wurden diese Bäume früher viel gepflanzt, um eine Stimmung der Melancholie zu erzeugen. Wenn heute die Friedhöfe zunehmend von Landschaftsarchitekten gestaltet werden, rückt man eher von derartigen Sentimentalitäten ab. Die Begründung liegt in der Aussage, dass doch die Friedhöfe eher ein Ort der Hoffnung und Zuversicht sein sollten. Das mag stimmen, doch die Trauer zuzulassen ist ein wichtiger Aspekt der Verarbeitung eines Sterbefalls. Darum bin ich der Meinung, Trauerbäume nicht gänzlich aus dem Bild unserer Ruhestätten zu verbannen. Jedoch als Teil der Grabgestaltung eignen sich derartige Gehölze (auch Zwergtrauerbäume) nicht. Sie würden auf dem Grab eine Miniaturlandschaft entstehen lassen. Das ist nicht der Sinn eines Grabplatzes.
Selten sieht man Trauerbäume noch an Bildstöcken (Kruzifixe) in der Landschaft, in Städten oder Dörfern. Warum sie verschwunden sind, kann ich nicht sagen, dabei wäre das Grün ein idealer Rahmen und optischer Schutz. Auch in Verbindung mit einem Kreuzweges sind Trauergehölze denkbar.
Auf Hochstamm veredelte Mutanten (kriechende Wuchsform)
Die eben erwähnte Lockenweide ist eine der wenigen Bäume, die von Natur aus überhängend wachsen. Die meisten der Trauerformen sind Mutationen einer Gehölzart, die gar keinen Stamm bilden und ohne diesen kriechend wachsen würden. Erst durch die Veredlung auf einen Stamm entsteht der Hängebaum.
Da diese Wuchsformen fast immer ausgelesene Mutationen einer Gehölzart sind, gibt es mittlerweile auch von sehr vielen Allee- und Gartenbäumen sowie Ziergehölzen diese Kriech- bzw. Trauerformen. Nun ist es nicht immer einfach, für Garten oder Park die richtige Art und Sorte zu finden. Die Gehölze sollten ja auch in den richtigen Proportionen zur Umgebung passen. Ist ein Hängebaum in einem Park zu kümmerlich oder wird im Garten zu groß, hat man in puncto schöner Gestaltung nichts gewonnen. Da ist man dann gut beraten, den Fehler mit der Säge zu korrigieren.
Mein Tipp: Die meisten Hängesorten der Gehölze heißen "Pendula". Damit kannst Du nun in jeder Suchmaschine (Bildersuche) nach der entsprechenden Gehölzart suchen. Beispiel: Du möchtest einen hängenden Vogelbeerbaum sehen, dann gib "Vogelbeerbaum Pendula" und du findest die Sorte Sorbus aucuparia 'Pendula'.
Literatur & Quellen: SW-Bild oben: Willy Lange, Gartenbilder, Leipzig 1922.