Das wunderschöne Blütengehölz wird in den Baumschulen oft unter den verschiedensten Namen wie zum Beispiel Rhododendron luteum, Rh. flavum, Azalea pontica, Az. flavum, Pontische Azalee oder P. Azalie, Azalea luteum 'Pontica' verkauft. Das wird jeden verwirren, ob er nun einen Pflanzplan erstellen muss oder eben einfach nur diese gelb blühende Freilandazalee kaufen möchte.
Dabei muss man heutzutage nur unter den sogenannten Knap-Hill-Hybriden suchen, wenn man diese oder in Abwandlung gelb bis orange blühende Sorten der pontischen Azalee sucht.
Da ich oben gerade einen Pflanzplan erwähnte, sei darauf hingewiesen, dass die Rh. ponitca die größte unter den sogenannten Gartenazaleen ist. Bei uns wird der Strauch mit der Zeit mindestens zwei Meter hoch und ebenso breit. In seiner Heimat und unter guten Standortbedingungen erreicht das Gehölz sogar bis zu vier Meter Höhe.
Die Heimat der Pontischen Azalee, die nur im Sommer grünes Laub hat, nimmt ein großes Territorium ein. Von Osteuropa (östliches Polen) über den Kaukasus bis Transkaukasien, das Schwarzmeergebiet und natürlich im pontischen Gebirge (nördliche, asiatische Türkei) ist sie zu finden. Rh. luteum hat sich vorzugsweise in gebirgigen Lagen in Höhen bis zu 2500 Meter angesiedelt und wächst dort mehr gestrüppartig.
Die Blüten erscheinen vor Austrieb der Blätter im Mai, sie sind trichterförmig und bis sieben Zentimeter breit, goldgelb mit orangefarbenem Saftmal, außen klebrig. Start duftend! Die sogenannten Duft-Azaleen sind Hybriden, die durch Einkreuzung mit Rhododendron luteum hervorgegangen sind.
Standort, Verwendung
Diese Art, die man bei uns seit 1792 in Kultur hat, ist sehr anspruchslos. In Parkanlagen findet man sie oft schon zu einem ausgedehnten Dickicht herangewachsen. Im Garten hält man sie mit regelmäßigem Schnitt im Zaum. Man pflanzt sie als frei wachsende Hecke oder als Deckpflanzung (Hintergrund).
Ponticum-Hybriden (historische Sorten)
Diese gehen auf den Belgier Mortier zurück, der erste Züchtungen schuf. Er kreuzte Rhododendron luteum mit amerikanischen Wildarten wie Rh. calendulaceum, Rh. nudiflorum und Rh. viscosum.
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Die Ponticum-Hybriden sind sommergrün, haben aber nicht so große und leuchtende, sondern mehr pastellfarbene Blüten. Auch erscheinen sie erst nach dem Blattaustrieb Ende Mai bis Mitte Juni. Die Büsche werden höher als "Luteum".
Neue Sorten kaufen – wichtiger Hinweis! Knap-Hill-Hybriden
Ich kürze das Thema insofern ab, indem ich dir den Tipp gebe, im Mai, zur Blütezeit eine Baumschule vor Ort aufzusuchen und die Sorte, welche dir am besten gefällt, auszuwählen. So gehst du auf nummersicher und wirst nicht von falsch beschrifteten Etiketten in die Irre geführt.
Willst du zuvor im Internet recherchieren, dann gib den Suchbegriff 'Knap-Hill-Hybriden' ein. Die Botaniker sind sich zwar nicht ganz einig, aus welchen Arten diese (in England) wirklich gezüchtet wurden, doch rein optisch scheint ein Elternteil tatsächlich Rhododendron luteum gewesen zu sein.
Jedenfalls scheint man nun mit den Handelsnamen Knap-Hill-Hybriden einen vernünftigen Nenner gefunden zu haben. Die Zahl der Sorten scheint endlos. Ich würde mich bei der Auswahl vor allem nach Farbe und Duft der Blüten und nach Wuchsform des Gehölzes richten und dann bei den aktuell angebotenen Sorten suchen. Es ist sicher nicht immer alles im Angebot, was irgendwo in den Publikationen erwähnt wird.
Pontischer Honig
Der Genuss von Honig der Pontischen Azalee führt zu rauschähnlichen Zuständen und Schwindelanfällen. So gibt es tatsächlich auch den Begriff des sagenumwobenen Pontischen Honigs, dessen Eigenschaften schon die Krieger Alexander des Großen dahingerafft haben soll. Dabei sind sie wohl eher in einen trunkenartigen Zustand gefallen, als an dessen Giftigkeit ums Leben gekommen, und die Gegner hatten leichtes Spiel. Denn auch andere Quellen berichten von ähnlichen Ereignissen:
"Historisch ist Pontischer Honig erstmals durch den griechischen Feldherren Xenophon in seinem Werk Anabasis überliefert, dessen Heer 401 v. Chr. auf dem Rückzug nach der verlorenen Schlacht bei Kunaxa in den Dörfern der Schwarzmeerküste Honigwaben mit Pontischem Honig aßen. Alle Krieger, die viel von den Honigwaben aßen, erbrachen sich und bekamen Durchfall, oder verloren gar die Besinnung. Keiner von ihnen konnte sich aufrecht halten. Wer nur wenig vom Honig gegessen hatte, glich immerhin noch einem völlig Betrunkenen. Am nächsten Tag waren alle wieder genesen." [1]
Der römische Geschichtsschreiber Strabo berichtet von einem Feldzug des römischen Konsuls Gnaeus Pompeius Magnus gegen den Pontischen König Mithridates VI. im Dritten Mithridatischen Krieg, dessen Soldaten im Jahre 67 vor Chr. in der selben Gegend von Einheimischen diese Waben mit Pontischem Honig zu essen bekamen. Nachdem die Soldaten kampfunfähig waren, wurden sie von den Gegnern überwältigt und besiegt. Weitere Einzelheiten zur Giftigkeit des Pontischen Honigs berichten der römische Gelehrte Plinius der Ältere in seiner Naturalis historia sowie der Grieche Pedanios Dioscurides in seinem Werk Materia Medica, beide aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. [2].
Literatur & Quellen:
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[1] H. Desel, H. Neurath; Vergiftungen mit „Pontischem Honig”; in: Toxischem + Krimtech, Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie. Nr. 65, 1998, Seite 63–64 (PDF, 68 KB, abgerufen am 18. Mai 2010).
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[2] Günther, Harri; Schöne Blütengehölze; Berlin, 1979
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Eiselt/Schröder; Laubgehölze; Leipzig, 1977
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