Unsere Vorfahren gestalteten ihre Umgebung nutzbringend und von einfacher Schönheit. Man arbeitete dabei mit den Materialien, die vor Ort vorhanden waren, und sicher hatte man die Dinge oft nur nach dem Gefühl und der Nützlichkeit geordnet und lag dabei immer richtig. Hier habe ich ein paar Schnappschüsse aus dörflicher Umgebung zusammengestellt, die mir ins Auge gefallen sind, auch wenn sie im Grunde nichts Außergewöhnliches zeigen.
Im Bild oben ist eine kleine Laube aus Holz vor einem schlichten Bürgerhaus zu sehen. Mit ein paar Kanthölzern und Holzlatten fertigte der Erbauer zunächst ein ansehenswertes Gartenhaus, wie man es in so absolut guten Proportionen heutigentags kaum noch findet. Es bietet im Sommer angenehmen Schatten für denjenigen, der hier für einige Minuten am Tag eine Tasse Tee genießen oder einfach nur ausruhen und dabei schauen will, was so im Ort los ist. Das Gitterwerk lässt viele Möglichkeiten der Aussicht und gibt dem Ruhenden dabei maximalen Schutz, sodass er vor dem Haus nicht wie auf dem Präsentierteller sitzt. So viel zur Zweckmäßigkeit.
Gestalterisch ist das Ensemble ein Meisterwerk, denn diese Laube macht aus dem Miniaturgrundstück vor dem Haus einen Garten. Das kleine Holzlattengebilde geht in seinen Maßen dabei bis an die Außengrenze des Grundstücks und erweitert damit optisch das zur Verfügung stehende Kleinstgelände (Dohna, bei Dresden)
Hier sehen wir die Verbindung von Stein und Holz (Mauer und Holzstangen) als Einfriedung für einen Obstbaumgarten. Der Kalkputz auf dem Ziegelmauerwerk hat gut hundert Jahre lang seinen Zweck erfüllt. Diese Art von Grenze ist weder Mauer noch Zaun, sondern eine optische Schranke, welche die Grundstücksgrenze nach außen markiert, nach innen aber dem Raum einen wunderschönen Rahmen gibt. Für das Auge ist die Grenze deutlich, doch wirkt diese Einfriedung nicht wie eine Festungsmauer. Der Bauer hatte damals wohl die Absicht, seine Besitzungen zu präsentieren.
Übrigens: Das Mäuerchen wurde aus Ziegeln gesetzt und mit einem einfachen, aber fett gemischten Kalkputz versehen, der sicher nur aus Sand und Kalk besteht. Im Außenbereich darf so ein Putzgemisch nicht zu mager (wenig Kalk) angesetzt werden und muss einen Anteil groben Sand enthalten. So hält es Witterungseinflüssen besser stand. (Schmorsdorf/Sachsen)
Auf diesem Bild sehen wir eine Stützmauer mit darauf gesetztem Lattenzaun auf einer Geländestufe. Beachtenswert ist dabei die wuchtige Ecksäule des Zaunes. Sie besitzt genau das richtige Volumenverhältnis im Vergleich zur Mauer. Hätte man sie schmächtiger gemauert, so wären Mauer und Zaun in optische Unwucht versetzt worden. Die Lattenkonstruktion würde noch dürrer und wie aufgesetzt wirken, und die Stützmauer wäre noch klotziger anzusehen. So aber sind beide ländlichen Architekturelemente wie aus einem Stück gegossen, dank eines Dorfbaumeisters, der sicher nie die Kunst der Landschaftsarchitektur studieren konnte. Sein Können bedurfte auch sicher keinem Studium, denn der Mensch vermag vieles, wenn er aus sich selber schöpft.
Übrigens: Die gestreckten Zaunsfelder passen sich optisch der Form der Mauer an. Die Einfriedung geht mit dem Geländeaufschwung mit und ist nicht in Absätze gegliedert!
(Schmorsdorf/Sachsen)
In diesem Bild steht der Fotograf vor dem Mauerdurchgang zu einem alten Rittergut. Auch hier sind es kleine unscheinbare Details, die den aufmerksamen Betrachter das Wesen unserer Vorfahren dokumentieren, die klug ihre Umgebung bauten, doch auch immer unbefangen mit dem Herzen die Formen milderten, die ihnen als klare Architektur zu hart erschienen:
Ohne Frage, der kleine gesetzte, konkave Abschwung der übermannshohen Mauer rechts nimmt der Steinwand ihre Wuchtigkeit. Vor gut 300 Jahren beherrschte der Maurer intuitiv die Gesetzmäßigkeiten der Formensprache - absolut. (Rittergut Gamig bei Dohna/Dresden)
Das letzte Beispiel ist kurz angerissen und auf einer separaten Seite vollständiger ausgeführt. Meine eingangs gemachte Aussage, dass unsere Vorfahren ihre Umgebung nutzbringend sowie von einfacher Schönheit gestalteten wird in dem nachfolgenden Beispiel bildhaft bestätigt. An diesem Bauernhof aus der 1.Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Ummauerung zur Straße hin abgesetzt und die Wucht der Mauer durch den vorgelagerten, kleinen Nutzgarten gemildert. Damit entstand ein geschütztes Gärtchen, was in der rauen Vorgebirgslage die Pflanzung von empfindlicheren Obst- und Gemüsearten ermöglicht. Zudem wurde hier, ebenso wie im 2. Beispiel, sicher auch an Präsentation gedacht, was damals im wirtschaftlichen Aufschwung des 19. Jahrhundert selbst auf dem Lande nicht selten war. (Hirschbach bei Dresden)