Gartengestaltung mit Beton: Fünf goldene Regeln

Beton Gartengestaltung Ausstellung

Beton (Kunststein) hat im Vergleich zum Naturstein als Baustoff im Garten- und Landschaftsbau bei den meisten Bauherren keinen besonders guten Ruf. Dieses Image steht zunächst im Raum, und es hat wohl keinen, Sinn über dessen Wert zu streiten. Mittlerweile gibt es aber zahlreiche Beispiele aus der Praxis, welche zeigen, dass sowohl eine moderne als auch eine althergebrachte Gartengestaltung mit Beton sehr gut möglich ist. Jedoch muss man dabei unzweifelhaft feststellen, dass die  Ergebnisse dann entweder perfekt sind oder Scheußlichkeiten entstehen. Eine Zwischending zwischen diesen Extremen scheint es nicht zu geben.

Mit Kunststein den Garten verschönern?

Der Werbespruch der Hersteller "Beton - es kommt darauf an, was man daraus macht", ist also durchaus richtig. Da der formbare Baustoff schon mehr als hundert Jahre in der Gartengestaltung zum Einsatz kommt, hat man damit bereits reichlich und auch gute Erfahrungen sammeln können.

Der bekannteste deutsche Gartengestalter nach der Jahrhundertwende, Willy Lange (1864 – 1941) schrieb hierzu: Am Kunststein nehme ich keinen Anstoß. Er ist ein Baustoff, den wir herstellen, wie weniger wir seine Entstehung verbergen, desto besser. Damit haben wir schon Regel Nr. 1 der Gartengestaltung mit Beton. Wir sollte ihn in seinem Wesen unbefangen in der Gartenanlage zeigen und nicht verstecken. Anders ausgedrückt könnte man auch sagen: Keine Imitate schaffen.

Sitzecke Betonelemente Bank2) Moderne Gestaltung einer Sitzecke mit Steinbank, die als Gartenliege genutzt werden kann.

Mit Naturstein aufwerten

Wenn ich auch nach wie vor der Meinung bin, dass Naturstein konkurrenzlos das hochwertigere Material ist, als künstlich hergestellte Steinprodukte, so sollte das nicht unweigerlich dazu führen, nur ersteren zum Einsatz bringen zu wollen. Das massive Aufgebot von Natursteinen kann auch ein Bild der Langeweile erzeugen, bzw. er lässt die Gartenanlage wiederum minderwertig erscheinen, weil der Eindruck entsteht, dass Massenware als Baumaterial verwendet wurde. Wird teurer Naturstein, ob aufwändig bearbeitet oder natürlich belassen (wie beispielsweise ein Findling) in einer Park- oder Gartenanlage nur sparsam eingesetzt, erzielen wir damit einen besseren Effekt, als wenn Wege, Skulpturen und sämtliche Bauten natürlichen Ursprungs sind.

In den Außenanlagen am Eigenheim können wir z.B. in die Pflasterung der Wege oder in den Terrassenbelag zwischen Betonplatten und -steine Bänder aus Natursteinpflaster einfügen oder einen Rahmen schaffen, der das Ganze einfasst. So bekommt der Kunststein vom Naturstein ein Stück ab von dessen Glanz und Wertigkeit und letzterer einen optischen Kontrapunkt. Darum lautet die Regel Nr. 2 der Gartengestaltung mit Beton, verbinde diesen mit Produkten aus dem Steinbruch, und du wertest beide damit auf.

Der Ersatzbaustoff

Klar ist, Beton ist kein Naturmaterial. Kommt er zum Einsatz, dann ersetzt er traditionelle Baumaterialien. Das kann sowohl die Betonplatte (als Äquivalent zur Natursteinplatte), der Betonstein (als Ersatz nicht nur für Naturstein sondern auch für Backstein) oder der gegossene Schalbeton (statt der gestampften Lehmmauer), als auch die Betonpalisade (für Rundholz oder Brett) sein. Schon mehrfach habe ich an anderen Stellen darauf hingewiesen, dass die verschiedenen Stilformen sowohl bei der Hausgestaltung als auch im Garten ihren Ursprung im Vorhandensein der landschaftstypischen Baustoffe haben. In einer bewaldeten Gegend ist Holz der Baustoff, der im Überfluss zu finden war, und sich, wie auch in bambusreichen Gegenden auch im Flechtwerk ausdrückte. Der mediterrane Raum beispielsweise ist wiederum arm an Holz, und so verwendete man überwiegend Stein und Schmiedeeisen. Rustikaler Holzeinsatz beispielsweise in Form von Palisaden ist in einem mediterran gestalteten Grundstück völlig unangebracht. Mit diesem Wissen sollten wir auch den Ersatzbaustoff Beton verwenden. Ihn immer stilgerecht einzusetzen, ist Regel Nr. 3 der Gartengestaltung mit Beton. 

Rote Betonmauer mit Bambusmuster-Oberfläche3) Eine strukturierte Oberfläche, welche bei schrägem Lichteinfall eine ganz besondere Wirkung entfaltet.

Natur und Architektur

Beton ist „Unnatur“. Er ist ein Werk des Menschen und sollte immer mit der jeweiligen Kultur und Architektur in Zusammenhang gebracht werden. Das sollte auch bei der Prägung unseres Grundstücks der Fall sein. Ein uraltes Prinzip der Gartengestalter ist es, die beiden Gegensätze Menschenwerk und Natur in Kontrast zu setzen. Scharf begrenzte Rabatten in Buchsbaumhecken eingefasst, üppig mit ausladenden Blütenstauden und Blumen bepflanzt sind z.B. das Gestaltungsmerkmal der Barockzeit. Zur Zeit der Romantiker baute man in die Landschaftsparks künstliche Ruinen, um mit diesen den Kampf zwischen Natur und Architektur zu versinnbildlichen. In Japan setzte und setzt man noch heute die eher filigran gebauten und zerbrechlich scheinenden Hütten inmitten einer nachempfundenen düsteren und rauen Felslandschaft.

Auf gleiche Weise sollten auch wir vorgehen. Kommt in unserem Garten oder Vorgarten Beton zum Einsatz, dann sollte sein Gegenüber ein üppiges Pflanzenwachstum sein. Sind Blumen, Stauden und Gehölze klein oder wachsen kümmerlich und mager, lassen sie die Architektur aus Kunststein unansehnlich ja regelrecht hässlich wirken. Jedoch alles, was es schafft, optisch ein Gegengewicht herzustellen, wie großblättrige Gewächse, ausladende Büsche, Rankpflanzen und Vegetation mit einer überbordenden Blütenfülle (z.B. Rosen) - all dies wertet Kunststein auf und lässt in optisch im wahrsten Sinne des Wortes in einem besseren Licht erscheinen. Und so lautet die Regel Nr. 4 der Gartengestaltung mit Beton, gib dem Kunststein ein natürliches Gegengewicht. Bei der Bepflanzung ist lediglich noch zu beachten, dass wir mit wenigen Arten und Sorten arbeiten und nicht zu viel durcheinander pflanzen. 

Betonelemente und Bambuspflanzungen5) Bambus ist als Rahmenpflanzung bestens geeignet.

Sauber verarbeiten und sauberhalten

Ich kann es nicht genau begründen, warum es so ist, aber die wenigsten stört es, wenn zwischen Pflastersteinen aus Naturmaterialien Moos, Gras oder gar kleine Blumen wachsen. Viele finden den Anblick sogar romantisch. Selbst ein paar Laubblätter im Herbst stören nicht. Beim Betonpflaster ist das etwas ganz anderes. Ein repräsentativer Platz im Vorgarten oder in einer Anlage in der Stadt, auf dem Laub liegt oder in dessen Fugen Gräser und andere Kräuter wachsen, sieht einfach ungepflegt aus. Das sollten wir bedenken, denn die ganze Schönheit ist dahin, wenn wir die Pflege solcher Anlagen vernachlässigen.

Ähnlich verhält es sich mit Mauern aus Betonelementen. Sie müssen, um eine gute Optik zu bekommen, hundertprozentig waagerecht stehen und sauber verarbeitet werden. Krumme, ungleichmäßige Fugen verschandeln das gesamte Erscheinungsbild. Zwar gibt es mittlerweile Betonsteine, die, um ihnen ein natürlicheres Ausehen zu geben, auf der Ansichtsseite aufgeraut (bosiert) wurden, aber auch da geht die vorteilhafte Optik verloren, wenn die einzelnen Elemente nicht sauber versetzt werden. Bei Natursteinmauern stört das hingegen kaum. Darum sollten wir uns auch an die Regel Nr. 5 der Gartengestaltung mit Beton halten, die besagt, Bauelemente aus Kunststein sauber und genau zu verarbeiten und stets sauberzuhalten.