Holzbohlenwege hat sicher jeder schon einmal gesehen. Bei uns findet man sie dort, wo sumpfiges Gelände begehbar gemacht wurde. Aus den Gärten Chinas oder Japans kennen wir ähnliche, schon mehr brückenartige, durch den Garten führende Wege, die gestalterisch bemerkenswert sind.
Es gibt in der Gartengestaltung quasi einen immerwährenden Konflikt, der darin besteht, dass sich der Mensch einen Lebensraum erträumt, welcher die unberührte Natur zum Ideal hat. Auf der anderen Seite steht die Natur dem Menschen lebensfeindlich gegenüber und ist nicht immer so idyllisch, wie es auf den ersten Blick scheint. Hätten wir hier in Mitteleuropa unsere Gartenterrasse in einem echten Natur-Garten ausgebreitet, dann würden diese vermutlich inmitten eines schattigen, sumpfigen Urwaldes liegen und wir würden von Stechmückenschwärmen umhüllt unseren Kaffee schlürfen.
Der Traum und das Urbild des Gartens ist schon immer ein idealisierter Ort, der in unserer Kultur mit einem Paradies oder Elysium beschrieben wird. Es ist ein Ort, wo die Natur samt ihren wilden Tieren – so beschreibt es uns die Bibel – nicht der Feind des Menschen ist. Und so ist jeder gestaltete Garten im tieferen Sinne ein Traumbild und ein Traumgarten. In unserer Region finden wir das überwiegend in den Romantikergärten. Aber diese Grundidee findet sich auch in den Gärten des fernen Ostens. Nur ist man dort in der Gestaltung ehrlicher, was das Träumerische betrifft. Man traut sich dort mehr, die Illusionen einer Paradieslandschaft zu schaffen, selbst dann, wenn der Garten nur klein ist.
Eine Möglichkeit für solche Gartengestaltungen sind Wege (wie oben im Bild). Auf der Landesgartenschau in Villingen-Schwenningen entdeckte ich einen Pfad, bei dem, wenn er beschritten wird, der Eindruck entsteht, man würde leicht, fast schwerelos dahinschweben, gleichsam den Erdboden kaum berühren. Auch Bogenbrücken und die asiatischen Irrweg-Brücken bewirken ähnliche Empfindungen. Sie bereichern in vielfältiger Möglichkeit eine heitere und leichte Gartengestaltung. Durch sie entstehen neuen Perspektiven und sie ermöglichen uns, Garten und Natur neu zu entdecken.
Bildbeispiele: LGS Villingen-Schwenningen 2009, Planung Carola Ettwein, Garten und Landschaftsarchitektin, St. Georgen.