Torbeschlag im DetailUngewöhnliche Form des Eisenbandes zur Toraufhängung.
Ungewöhnliche Form des Eisenbandes zur Toraufhängung.

Ohne Salz schmeckt jede Suppe fade und so ist es auch mit unserem Garten. Scheinbare Nebensächlichkeiten können viel bewirken, werden sie aber vernachlässigt, dann fehlt der Gestaltung die nötige Würze. Verwende zum Beispiel handgeschmiedete Beschläge am Gartentor oder Beleuchtungskörper, denen man nicht gleich ansieht, dass sie aus dem Baumarkt stammen. Alle Baumaterialien, denen man eine maschinelle Fertigung ansieht, und Kunststoffe sind möglichst zu vermeiden. Beton ist werkstoffgerecht einzusetzen und darf andere Baustoffe nicht imitieren.

Der Natur und dem Sinn gerecht

Wir sollten bei der Gestaltung im Außengelände darauf achten, dass wir naturecht gestalten. Zum Beispiel ist in vielen Gärten zu sehen, dass Findlinge und andere große Steine so plaziert wurden, dass es unnatürlich wirkt. Steine dürfen nicht wie hingelegt aussehen. Findlinge und anderes Irrgestein lagert in natürlicher Umgebung immer flach im Boden, und nur 50 - 60 % der Oberfläche ist sichtbar, weil sie über die Jahre langsam in den Untergrund einsinken. Nun kann man im Garten zwar ein Motiv gestalterisch überhöhen und lässt so einen Brocken halt zu 70 % sichtbar sein. Doch wenn man ihn lediglich obenauf legt, sieht es künstlich aus, was wir ja im Garten möglichst vermeiden sollte. Mehr zu dieser Thematik hier.

Gartengestaltung schlecht gelagerter FindlingDiese Findlinge wurden falsch gelagert. Sie sehen aus wie abgelegt und vergessen.

Ähnliche Prinzipien sind auch im Bereich der Bepflanzungen zu beachten. Einzelne Pflanzen und -gesellschaften besitzen eine Physiognomie (Außenerscheinung), welche eng im Zusammenhang mit der Natur des Standorten zusammenhängt. Stehen Pflanzen in ihrer natürlichen Umgebung im Schatten, so haben sie oft große Blätter; in voller Sonne hingegen ist das Laub oft klein. An feuchten Stellen findet sich üppiges Wachstum und in Trockenpassagen haben sie häufig silbriges Laub und einen filigranen Habitus, weil sie mit geringer Blattmasse die Verdunstung reduzieren. So müssen wir bei der Gestaltung von Grünanlagen und Gärten darauf achten, dass Silberlaubpflanzen zum Beispiel nicht in überschattete Anlagen gesetzt werden oder beispielsweise Farne nicht in mediterrane Gestaltungen

Rahmen schaffen Bildmotive

Natürlich kann ich bei der Thematik "Details in der Gartengestaltung" nur Beispiele aufzeigen. Feste Regeln gibt es nicht, vieles erschließt sich aus der Beobachtung der Natur der Dinge, wie am beispiel der Findlinge ersichtlich. Eine ganz andere Herausforderung entsteht, wenn Natur und Architektur aufeinander treffen. Dort sollten Rahmenwirkungen geschaffen werden, wenigstens dort, wo es sich anbietet. In einem alten Gärtnerbuch fand ich diesen Hinweis mit dem Foto (Schwarzweißbild unten). Die Torsäulen sind gleichsam der Rahmen für die Eingangspforte. Sie lenken die erforderliche Aufmerksamkeit beim Betreten des Grundstücks auf das Haus und beim Verlassen auf die davor liegende Umgebung. Mein Tipp hierzu ist demzufolge der: Suche dir in den jeweiligen Sichtachsen schöne Motive besonders im Vorgarten und am Zugang zum Haus, welch du mit solchen Rahmenwirkungen betonen willst. Pergolen und Rankgitter sind weitere Elemente, mit denen du malerische Bildmotive fokussieren kannst. Bedenke auch, wie die Gartenansicht aus der Wohnung heraus durch die Fenster wirkt. Die Thematik guter Proportionen will ich hier nur erwähnen. An anderer Stelle habe ich sie ausführlich dargestellt.

12 rahmenwirkungArchitektonischer Rahmen, die Überschneidung des inneren Bildes vermeidend.

Skulpturen

Auf Details im Garten zu achten, heißt aber auch, dort, wo das Auge wenig Nahrung findet, diese anzubieten. Mit Plastiken und Skulpturen können wir die langweiligsten Plätze mit einer besonderen und geheimnisvollen Atmosphäre versehen. In oder bei mancher Plastik finden sich wiederum Details, welche wir erst bei genauere Betrachtung entdecken. Deshalb sollen an dieser Stelle die japanischen Steinlaternen Erwähnung finden, welche zum einen den Ort, wo sie stehen, als etwas Besonderes markieren und zum anderen den Gartenbesucher anhalten, aufmerksam die Natur zu betrachten.

Zu dieser Thematik habe ich hier geschrieben. Wir erfahren, wie man im fernen Osten mit dem Laternenlicht den Schneefall im Winter in Szene setzt, am Teich Spiegelungen erzeugt oder Glühwürmchen anlockt. Um solche Gartenmotive genießen zu können, braucht es schon eine geschärfte Wahrnehmung und Beobachtungsgabe. Und es ist empfehlenswert, diese einmal zu schulen. Wobei man anfangs merken wird, dass diese Begabungen beim durchschnittlichen Mitteleuropäer oft brach liegen oder bereits wieder verschüttet sind. Kinder verfügen häufig noch über diese Gaben. An dieser Stelle sei auf die Lektüre des kleinen Büchleins (ein langer Essay) von Tanizaki Jun’ichirō "Lob des Schattens – Entwurf einer japanischen Ästhetik"; 1933 hingewiesen. Es gibt uns eine Anleitung zu mehr Aufmerksamkeit und Beobachtung. Als Taschenbuch ist es neu oder gebraucht leicht und preiswert zu erwerben.

Japanischer Garten Steinlaterne

Die Alten verstanden es

Am Ende möchte ich noch zeigen, wie es die Alten vermochten (sicher mehr intuitiv, als geplant) mit scheinbaren Nebensächlichkeiten zu arbeiten und am Ende aber eine harmonische Wirkung hervorbrachten. Man hatte einen Sinn für Schönheit und die Gabe, diese auch bei vermeintlich Nebensächlichkeiten nicht zu vernachlässigen. Auf dem letzten Foto sehen wir einen Mauerdurchgang auf einem alten Rittergut. Die Mauern stehen hoch und mögen wohl etwas bedrückend erscheinen. Doch der Maurer, der hier am Werk war, ließ sich etwas einfallen. Der konkave Abschwung der übermannshohen Mauer nimmt sofort die Wuchtigkeit der Steinwand fort, denn konkave Formen heben die Schwere auf und wirken optisch leichter, als es die konvexe Formbetonung vermag. 

Mauerdurchgang Rittergut Gamig

Bildquelle und Textbild, Schwarzweißfoto: Willy Lange, Gartengestaltung der Neuzeit, Leipzig 1928