Japanische Puppen
Die Puppen werden traditionell auf Treppen trapiert.

Das bei uns wohl bekannteste Fest der Japaner – und auch auf derkleinegarten.de mehrfach erwähnt – ist Hanami, das Kirschblütenfest. In den verschiedenen Klimazonen Japans beginnt es Ende März bis Anfang April, sobald die Kirschbäume blühen. Diese Feier ist unabhängig vom Kalender. Sie richtet sich allein nach der Natur und gehört damit zu den schönsten Natur-Festtagen des Landes.

Doch Japans Jahreskreis kennt weit mehr Feste und Bräuche, die uns ebenso faszinieren können. Ehe ich dazu einen Überblick gebe, möchte ich zunächst das Puppenfest vorstellen – es wirkt mindestens so romantisch-exotisch wie die Kirschblüte selbst.

Das Puppenfest – Hinamatsuri (雛祭り)

😊🎎 Am 3. März begehen die Japaner das Puppenfest, auch Hinamatsuri genannt. Es ist ein Fest für Mädchen, das deren Glück und Gesundheit symbolisieren soll.

Puppenaufstellung – Hina-Ningyō (雛人形)

Im Mittelpunkt steht die Puppenaufstellung. Familien stellen kunstvoll gearbeitete Puppen auf einer mehrstufigen Plattform mit rotem Stoff (hinadan) auf. Die Figuren zeigen den Kaiser (Tennō), die Kaiserin (Kōgō) und ihren Hofstaat aus der Heian-Zeit.

Japanisches puppenfest, aufgestellte Puppen2) Hina-Ningyō (雛人形) ist die Bezeichnung für die Puppen. ©Reggaeman, 2009

Rituale und Ursprung

Seinen Ursprung hat das Fest in alten Reinigungsritualen. Früher setzte man einfache Puppen aus Papier oder Stroh ins Wasser, um Unglück und böse Geister fortzutragen (Nagashi-bina). Heute ist das Puppenarrangement das Herzstück des Festes.

Speisen zum Fest

  • Hishi-mochi (菱餅): ein dreilagiger Reiskuchen in den Farben Rosa (Gesundheit), Weiß (Reinheit) und Grün (Wachstum).
  • Hina-arare (雛あられ): bunte Reiskräcker, süß oder salzig.
  • Shirozake (白酒): ein süßer Reiswein. Kinder trinken die alkoholfreie Variante Amazake.

Familiäre Bedeutung

Hinamatsuri ist ein Tag, an dem Eltern für das Wohlergehen ihrer Töchter beten. Nach dem 3. März räumt man die Puppen schnell wieder weg – sonst, so glaubt man, heiratet die Tochter zu spät.



Der Jahreskreis der japanischen Feste

Frühling (März–Mai)

– Setsubun (節分, 3./4. Februar): „Trennung der Jahreszeiten“. Es ist der letzte Wintertag nach dem alten Kalender. Man vertreibt böse Geister, etwa mit dem Bohnenwerfen (mame-maki).

Ein Mönch verstreut Süßigkeiten zum Setsubun-Fest 3) Mamemaki (Bohnenstreuen) zum Setsubun-Fest 2024 im Zōjō-ji-Tempel im Shiba-Park/Tokio. ©Syced, 2024

– Risshun (立春): am 3. oder 4. Februar. Beginn des Frühlings und erster Abschnitt der 24 sekki im chinesisch-japanischen Kalender. Früher galt er als Neujahrstag.

– Hinamatsuri (3. März): Puppenfest, wie oben beschrieben.

– Hanami 🌸 (Ende März bis Anfang April): Kirschblütenfest. Picknick unter blühenden Bäumen, Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens. Die wichtigste japansiche Mai-Kirsche ist Prunus x yedoensis.

– Kodomo no Hi (5. Mai): Kindertag, früher Jungenfest. Familien hängen Karpfenwimpel (Koinobori) auf und essen Kashiwa-mochi.

Sommer (Juni–August)

– Tanabata (7. Juli): Sternenfest. Menschen hängen ihre Wünsche auf bunten Zetteln an Bambuszweige.

– Obon 🏮 (13.–15. August, variabel): Ahnenfest. Man gedenkt der Verstorbenen, entzündet Laternen und tanzt Bon Odori.

Bunte Zettelchen an einem Baum hüngend4) Wunschzettelchen zum Tanabata-Fest. ©★Kumiko★, 2015

Herbst (September–November)

– Tsukimi (Herbstvollmond, September/Oktober): Mondschau-Fest. Man genießt den Vollmond, schmückt mit Susuki-Gras und isst Tsukimi-Dango.

– Shichi-Go-San (15. November): Fest für Kinder von drei, fünf und sieben Jahren. Die Familien besuchen Schreine in festlicher Kleidung.

Winter (Dezember–Februar)

– Oshōgatsu 🎇🥂 (1. Januar): Neujahr und wichtigstes Fest. Häuser werden gereinigt, Familien essen Osechi-Ryōri, besuchen Schreine (Hatsumōde) und hören das 108-malige Glockenschlagen in der Silvesternacht.

– Setsubun (3./4. Februar): Winteraustreibung am Vorabend des Frühlingsanfangs und es schließt sich der Kreis zum alten Neujahrsfest...



Zusatzfeste

Neben den großen Jahresfesten gibt es auch prächtige Regionalfeste, etwa:

– Gion Matsuri (Juli, Kyoto): einer der größten Festumzüge Japans.

– Sapporo Schneefest (Februar, Hokkaido): modernes Fest mit Schneeskulpturen.

Noch ein Wort zum Jahresanfang

In Japan gibt es tatsächlich zwei „Neujahrsanfänge“:

Vor der Kalenderreform von 1873 begann das Jahr mit dem Frühling (Risshun oder dem ersten Neumond danach) – ähnlich wie beim heutigen chinesischen Neujahr. Setsubun war dabei das „Ausfegen“ des alten Jahres.

Seit der Meiji-Zeit gilt nach dem gregorianischen Kalender der 1. Januar (Oshōgatsu) als Jahresanfang. Setsubun blieb als Winteraustreibung erhalten, jedoch nicht mehr als Jahreswechsel.

Schlussgedanke

🌸🗻⛩️ Japans Feste spiegeln die enge Verbindung von Natur, Familie, Religion und Gemeinschaft. Viele Bräuche wurzeln tief in der Vergangenheit, wurden aber im Lauf der Zeit neu gedeutet oder angepasst. Sie sind ein bunter Jahreskreis, der uns lehrt, Übergänge bewusst zu feiern – sei es der Frühling mit Puppen und Kirschblüten oder der Winter mit Bohnen und Glockenschlägen.

Bildquellen

2) https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Hiketa_Hinamatsuri_07.JPG; 3) https://commons.wikimedia.org/wiki/File: Setsubun_2024_in_Zojoji_9.jpg; https://commons.wikimedia.org/wiki/File: %E4%B8%83%E5%A4%95_(19545533256).jpg

⛩️ Zählmarke [GJ.5.8] Text, G. Jacob, 2.9.2025

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