Einleitend sei gesagt, amerikanische Holzhäuser sind diejenigen, die mit einer gemütlichern Veranda (Porch) und überaus praktischen Schiebefenstern (Double-Hung-Windows) versehen die unvermutete Idee aufkommen lassen, Haus und Garten in Kombination zu bewohnen. Außerdem haben die Nordamerikaner ein ganz anderes Verhältnis zum Besitz eines Einfamilienhauses, als beispielsweise die Deutschen. Für letztere ist das Haus nicht nur ein Ort zum Wohnen, sondern das Heim ist eine Wertanlage, die es gilt, über Generationen hin zu erhalten.
Für den Amerikaner muss das Haus vorzugsweise einen praktischen Zweck erfüllen. Man muss bequem in ihm wohnen können. Da es in den USA nicht unüblich ist, der Arbeit hinterher zu ziehen, bzw. für einen Arbeitsstellenwechsel auch häufig den Wohnort zu verlassen, um am neuen Standort ein Haus zu mieten oder zu kaufen. Dabei machen es viele so, dass ein älteres Holzhaus gekauft, saniert (was mit etwas handwerklichem Geschick leicht möglich ist) und einige Jahre bewohnt wird. Ist es erforderlich, sucht man sich dann ein neues Heim und kann das alte in der Regel gewinnbringend verkaufen (Steuervorteile siehe unten).
In Deutschland wird ein Haus meist mit einem so hohen finanziellen Aufwand gebaut, es werden so viel Kraft, Nerven und Freizeit investiert, dass man sich nicht vorstellen kann, jemals wieder auszuziehen. Und gerade das erfordern in der heutigen Zeit zunehmend die veränderlichen Lebensumstände. Somit ist es eine Überlegung wert, mit einfacheren Bauweisen und Baukonzepten die Schaffung von eigenem Wohnraum zu erleichtern und somit einen leichteren Lebensstil zu ermöglichen.
Weiter Unterschiede zu unseren Eigenheimen
Was den Hausbau in Deutschland und den USA weiterhin unterscheidet und sicher auch prägt, ist der Umstand, dass das amerikanische Haus nicht selten von einem großen Grundstück umgeben ist. Steht eine Architektur frei im Raum und weniger in Beziehung zu benachbarten Gebäuden, dann kann sich der Bauherr viel freier entfalten. Das betrifft sowohl das Haus, als auch den Garten samt der Einfriedung (Zaun oder Mauer), auf welche der Amerikaner aus Gründen der Weitläufigkeit dann auch sehr oft verzichtet. Wenn wir für amerikanische Wohnhäuser schwärmen, dann ist diese Bau- und Lebensart schon aus Platzgründen nicht immer 1:1 auf unsere Eigenheimsiedlungen übertragbar. Das beginnt schon mit dem Garten. Den Vorgarten amerikatypisch ohne Gartenzaun zu gestalten, kann irgendwie kläglich ausfallen. Im Bild ganz unten ist das gut zu sehen.
Das Besondere an den amerikanischen Häusern sind die umlaufende Veranda und die mit Schiebefenstern (Double-Hung-Windows) ausgestatteten Wohnräume. Mit diesen kleinen Extras versehen ist in solchen Häusern ein freier Lebensstil möglich, den wir so gern romantisch verklären. Man kann auf diese Weise tatsächlich sehr natürlich und frei wohnen. Ich meine das in dem Sinne, dass die Nutzung von im Freien bis in den geschlossenen Raum hinein in vielerlei Abstufungen möglich ist. Das Barbecue wird im Garten genossen. Im Sommer macht man sein Nickerchen im Schatten der Nordveranda. Im Oktober kann man selbst noch bei Regenwetter auf der Südveranda grillen und mit Freunden sitzen.
Double-Hung-Windows (amerikanische Fenster) und Veranda
Hier nochmals einige Gedanken zu den Schiebefenstern in den Amerikanischen Holzhäusern. Stell dir vor, an einem sonnigen, warmen Februartag brauchst du nur das Schiebefenster neben dem Küchentisch herunterzuziehen und sitzt quasi mit einem Schlag mit deinem Mittagskaffee im Garten, der bis an das Haus heranreicht. Man kann sagen, das Wohnhaus verschmilzt so zu einem Ganzen mit dem Garten. Es gibt zwischen Haus und Garten weniger eine Grenze, als man das in unseren Breiten mit dem Bau eines kostenaufwendigen Wintergartens zu erreichen versucht.
Natürlich leben und wohnen bedeutet, so viel als möglich draußen unter freiem Himmel zu verbringen, also den Garten zu bewohnen. Das ist das Fundament eines großzügigen Lebensgefühls und wohl weniger die Betrachtung des Gartens aus einem Glaskasten heraus. Wobei ich die mit Schiebefenstern verglaste Veranda schon als empfehlenswert erachte, funktioniert sie doch auch ganz anders als der so viel geliebte deutsche Wintergarten. Zwar kann das häufig angebaute Terrassendach beim Reihenhaus sicher eine offene Veranda ersetzen, aber es ist nicht das Gleiche, wie eine Hausveranda. Diese ist in ihrer Funktion wie ein nach außen verlegter Flur, an den mehrere Räume anschließen und der sie (Küche, Wohnzimmer, Esszimmer) somit miteinander verbindet. Durch die unmittelbare Verbindung der einzelnen Räume im Parterre zum Garten hin bekommt das Wohnhaus den Charakter eines Landhauses.
Hohe, verglaste Türen bringen auf ihre Weise viel Licht in das Haus, ohne dass die Fenster überdimensioniert werden müssen. Das hat wiederum den Vorteil, dass die Räume viel Stellfläche an den Wänden bieten. Eine voll verglaste Wandfläche zur Terrasse hin ist also nicht immer nötig um "viel Garten in das Haus zu integrieren", zumal Glasflächen in der dunklen Jahreszeit eher finster und bedrohlich wirken. Dem gegenüber sehe ich immer den heiteren Charakter, welchen ein typisches Landhauszimmer ausstrahlt, und dieses kommen mit sehr wenig Glasfläche aus.
American Bungalow und American Foursquare
Das Bungalowhaus
Wenn wir an amerikanische Holzhäuser denken, so haben wir sicher zwei Stilformen vor Augen. Das ist zum einen das Bungalowhaus und zum anderen das würfelförmige der American Foursquare. Der Begriff Bungalow und der dazugehörige Haustyp stammen von den Briten. Das "Bengalische Haus" mit seinen ausladenden, schattigen Veranden (im tropischen Klima der Kolonialgebiete) hat man sich also von den Hütten der Einheimischen abgeschaut und in die profane, koloniale Gebrauchsarchitektur übernommen. Die Briten gruppierten dabei ihre Räume um einen zentralen Wohnraum, ohne Flure. Letztere waren nämlich durch eine außen umlaufende Veranda überflüssig. Diese Bauart wurde in den USA durch die Arts and Crafts-Bewegung zum Prototyp für den "American Bungalow", der in der Bauart ein Holzständerbau ist.
Wenn man es genau nehmen möchte, dann ist das amerikanische Bungalowhaus vom Klima her den Südstaaten der USA logisch zuzuordnen, denn im Ursprung kommt es aus der tropischen Klimazone.
Das Würfel-Haus
Im Norden finden wir eher den für kälter Klimata modifizierten American Foursquare-Stil (Foursquare = Viereck-Bau). Das sind einfache, würfelförmige Holzhäuser im Handwerks-Baustil der nachviktorianischen Zeit. Ein Haus in würfelförmiger Grundform ist wärmetechnisch von höherer Effizienz [1] als ein klassischer länglicher Bungalow oder gar ein Bungalow in L-Form. Wenn diese USA-typischen Hausformen durch Möglichkeiten optimaler Wärmedämmung nun überall anzutreffen sind, so spielen eher Aspekte wie seniorengerechtes Wohnen eine Rolle.
Das American Foursquare (auch American Four Square) war während der 1890er und frühen 1930er Jahre in den USA sehr populär. Es ist ein zweigeschossiges Haus mit einem rechteckigen Grundriss und einem symmetrischen Design. Es verfügt in der Regel über ein Walmdach (teils ausgebaut) und eine breite überdachte Veranda. Die äußere Gestaltung ist eher schlicht und funktional gehalten, mit geraden Linien und einer einfachen Fassadenstruktur.
Im Inneren ist das American Foursquare durch eine gut organisierte Raumaufteilung gekennzeichnet. Das Erdgeschoss besteht typischerweise aus einem zentralen Flur mit Räumen auf beiden Seiten, darunter ein Wohnzimmer, ein Esszimmer und die Küche. Das obere Stockwerk bietet in der Regel die Anordnung von Schlafzimmern und Badezimmern – letztere über der Küche, damit Wasser und Abwasser übereinander zusammen liegen.
Aufgrund des rechteckigen Grundrisses und der einfachen Struktur ermöglicht das Design eine hohe Flexibilität bei der Raumgestaltung und deren Anpassung an die individuellen Bedürfnissen und Vorlieben der Bewohner. Das American Foursquare war im frühen 20. Jahrhundert eine beliebte Wahl für Familien aufgrund seiner absolut funktionalen und damit sehr praktischen Eigenschaften. Wegen dieser Vorzüge wurde es oft ein erschwingliches und geräumiges Haus für die amerikanische Mittelschicht und ein Maßstab, an dem sich in der Folge auch andere Haustypen messen mussten.
Weitere Besonderheiten: Mobilität und Rentabilität
Wenn wir uns hier allgemein mit den sehr auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Eigenheimen beschäftigen, so besitzen diese in den USA aus ihrer geschichtlichen Tradition heraus natürlich einen besonderen Stellenwert. Das wiederum ermöglicht einen eigenen Lebensstil.
Für den Durchschnittsverdiener ist Wohneigentum in vielen Bundesstaaten erschwinglich, insbesondere in ländlichen Gegenden und die Häuser lassen sich aufgrund der beschriebenen Bauweise in der Regel leicht und kostengünstig selber sanieren, also im Wert steigern. Da man in den USA bezüglich Arbeitsplatz und Mobilität ohnehin sehr flexibel ist, liegt es natürlich auch nahe, dass Heim im Laufe des Berufslebens auch schnell einmal gewinnbringend zu verkaufen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet. Begünstigt wird diese amerikanische Eigenart durch die Steuergesetze, denn in den USA gibt es steuerliche Vorteile, wenn die verkaufte Immobilie zuvor als Hauptwohnsitz genutzt wurde.
Das bedeutet, dass ein Immobilienverkauf nach mindestens zwei Jahren als Hauptwohnsitz steuerfrei erfolgen kann, und zwar bis zu einem Gewinn von 250.000 US-Dollar für Einzelpersonen oder 500.000 US-Dollar für verheiratete Paare (Informationsstand 5/2023). Das sind enorme Anreize für die Bewohner eines Eigenheims, dieses im Wert zu erhalten und zu verbessern. Abgesehen von einer (überhaupt erst so ermöglichten) Flexibilität am Arbeitsmarkt verhilft es den Bürgern zu mehr Möglichkeiten finanzieller Freiheit und diese wiederum ermöglicht es den Menschen ihre Wohnverhältnisse rasch auf Veränderung der Lebenssituation umzustellen. Das kann zum Beispiel der erhöhte Platzbedarf für eine wachsende Familie sein, die Nähe der Familie zu einer besonderen Schule oder auch der Wunsch nach einem kleineren Zuhause, wenn die Kinder aus dem Haus sind. So ist das Eigenheim in den USA prinzipiell auch ein gut funktionierender Teil der Rentenvorsorge und Altersversorgung, wenn die Bewohner in einer abgezahlten und der Größe angemessenen Immobilie leben.
Manche Menschen verkaufen auch ihre Immobilie auch, um näher bei ihren Angehörigen zu sein oder um in eine Region mit einem angenehmeren Klima oder einer bestimmten Lebensqualität umzuziehen. [TJ.7.19]
©Thomas Jacob 7/2014, erweitert 5/2023
Bild ganz oben: Amerikanisches Wohnhaus, Bild oben © Anne Kitzman - Fotolia.com
[1] Die Würfelform bietet aber auch ein Maximum an Innenraumfläche, um ein kleines Stadtgrundstück optimal nutzen zu können. https://en.wikipedia.org/wiki/American_Foursquare
P.S. Hier auf diesem Bild sehen wir einmal, was passiert, wenn ohne weiter nachzudenken, versucht wird, die Vorgarten-Situation, so wie wir sie oft in den USA finden – das heißt Rasen ohne Zaunanlagen. Im verkleinerten Maßstab (was die Vorgärten betrifft) und mit anderen Haustypen sieht das nicht besonders gut aus.
Der oben stehende, journalistische Beitrag ist keine Finanz-, Steuer- oder Rechtsberatung.
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