Blick in den GartenLandhausromantik.
Landhausromantik.

Hier folgt ein überarbeitetes, doch immer noch hoch aktuelles, Kapitel über Landhäuser von Otto Stahn aus dem Gartenbuch "Die Gartengestaltung der Neuzeit" Leipzig 1907. Otto Stahn war Regierungsbaumeister und Lehrer an der königlichen Gärtnerlehranstalt Dahlem (heute Berlin-Dahlem). Stahns Ausführungen beschreiben die Gliederung eines Landhauses nach seinem Zweck:

"Die innere Gliederung des Landhauses soll zunächst allen wirtschaftlichen Zwecken entsprechen. Wenn wir uns bemühen, dies durch eine möglichst geschickte Grundrisslösung zu erfüllen, werden wir zu einer auf Zweckmäßigkeit beruhenden äußeren Schönheit des Hauses kommen. Wenn das Haus an der Nordgrenze liegen kann, empfiehlt es sich, alle Nebenräume, eventuell auch die Diele an diese Seite zu legen. Es würden dann nach Süden, Westen oder Osten das Wohnzimmer, der Speisesaal, das Herrenzimmer, eine Veranda, auch wohl noch Kinderzimmer anzuordnen sein, welche sich in der Regel um die Diele oder um einen Flur herum lagern.

Alle Räume im Landhaus müssen in Beziehung zum Garten gebracht werden.

Unsere Vorfahren haben die Türen und Fenster, Erker und Altane dahin gelegt, wo sie sich aus dem reinen Bedürfnis heraus ergaben, und besaßen den Mut, alle diese sich aus dem Innern ergebenden Dinge auch nach außen hin zu zeigen, ungeachtet der Symmetrie, axialer Gliederungen sowie sonstiger, rein architektonisch formaler Gesichtspunkte.

Kleines LandhausKleines Bauernhaus.Ein gut durchdachter Hausplan soll dem Besitzer Behaglichkeit und Stimmung geben, soll ihm das Haus zu einer lieben Stätte gestalten, welche er immer wieder von neuem mit Freuden betritt. Praktische Einrichtung, gesunde Lage des Hauses, behagliche Räume, die in bequemster Weise untereinander zusammenhängen, sind Grundbedingungen eines solchen Heimes. Die künstlerische Ausbildung der Ansichten des Hauses muss man, wie schon erwähnt, zunächst als einen Ausdruck der praktischen und konstruktiven Durchbildung des Hauses ansehen. Es gibt zu denken, dass bei den meisten modernen Landhäusern die Gartenansichten mehr ansprechen und künstlerischer wirken als die so genannten Fassaden- und Straßenansichten. Der Grund hierfür ist wohl darin zu suchen, dass der Architekt bei der Fassade etwas Besonderes leisten will, während er die anderen Fronten nur naiv aus dem Innern des Hauses entwickelt. Schon die gärtnerische Umgebung fordert zu möglichster Einfachheit, zur Anlage großer, glatter Flächen heraus. Der Auflösung eines kleinen Landhauses in Säulengliederung unter Anhäufung von Gesimsen fehlt jede aus dem Wohnzweck eines solchen Hauses hervorgehende Berechtigung.

Die Gartenkunst lässt das bürgerliche Landhaus durch Berankung mit Kletterpflanzen, durch Umpflanzung mit Blumen, welche das Jahr mit ihrem Blühen begleiten, aus dem Garten herauswachsen. Das Ziel des Außenschmuckes muss stets zunächst ein rein sachliches sein und nicht das so genannte künstlerische, welches durch Spielerei in architektonischen Gliederungen erreicht werden soll.

Häuser und Gärten werden in erster Linie angelegt, um in ihnen zu leben, nicht um sie anzuschauen. Unser Bestreben sollte sein, dem Hause in der Gesamtansicht einen gelagerten Charakter zu geben und die Proportionen entsprechend zu wählen. Dann erst "liegt" das Landhaus wirklich im Grünen."

Landhaus - Wintergarten
Landhaus - Wohnzimmer
Landhaus - Sitzecke