Heiliger Hain Böcklin ÖlgemäldeHeiliger Hain von Arnold Böcklin (1886) als idealisiertes symbolistisches Gemälde.
Heiliger Hain von Arnold Böcklin (1886) als idealisiertes symbolistisches Gemälde.

Haine sind Teil einer typischen Kulturlandschaft. Im Landschaftsbild unserer Tage gibt es sie nur noch sehr selten, denn es sind die Relikte alter natürlicher (meist Eichen-) Wälder, die vom Menschen als Weideland (Waldweide) vorzugsweise für Schweine, später auch für Schafe und Rinder genutzt wurden. Durch die ständigen Be- und Überweidung fraßen die Nutztiere alles aufkeimende Baum- und Buschwerk ab, und es entstanden lichte Wälder mit einem alten Baumbestand, aus dem sowohl die jungen Generationen von Waldgehölzen verschwanden als auch die verhältnismäßig kurzlebigen Baumarten.

HeidelandschaftHeidelandschaft, © Thorsten Schier - Fotolia.comÄhnliche Effekte gab und gibt es, wenn ein Waldgebiet durch das Eingreifen des Menschen auf unnatürliche Weise zu viel an Jagdwild aufweist. In unseren Breiten entstanden in vorgeschichtlicher Zeit und dem frühen Mittelalter auf diese Weise eindrucksvolle Eichenhaine, welche durch die jahrhundertelange Waldbeweidung aus Eichen-Mischwäldern entstanden. Nachdem in solchen Biotopen auch die Gräser zurückgedrängt wurden, siedelten sich als Bodenbewuchs Heidekräuter an. Wurden diese Haine weiter bewirtschaftet, und starben nach Jahrtausenden auch die alten Eichen ab, so entstand aus diesem degenerierten Wald eine Heidelandschaft, welche ebenfalls eine reine Kulturlandschaft darstellt und ohne die ununterbrochene Bewirtschaftung durch Schafherden sofort wieder verwildern würde.

Man beachte die sprachliche (linguistische) Nähe der Worte Hain und Heide mit Verwandtschaft zu Begrifflichkeiten aus der Weidewirtschaft wie Haag (Hecke), der abgesonderten Weidefläche, wie auch das Heilige als etwas abgesondertes an sich.

Heiliger Hain

Eichen-Hain Alte Eichen, © Tamas Zsebok - Fotolia.comIn vielen Kulturen unserer Vorfahren waren alte Haine neben der wirtschaftlichen Nutzung auch heilige Kultstätten, also "grüne Tempel" und es ist gar nicht so abwegig die ältesten Tempelbauten der Griechen mit ihren Säulenreihen als architektonisch nachempfundene Heilige Haine anzusehen. Dass hainartige Landschaften im Gegensatz zum finsteren Wald in unserem Unterbewusstsein immer positiv empfunden werden, mag daran liegen, dass der Besucher eines solchen natürlichen Refugiums durch das Blätterdach von oben ein schützendes Gefühl erhält, aber die Umgebung bestens einsehen und damit kontrollieren kann. So waren diese eindrucksvollen Plätze quasi die Kathedralen der Germanen, die Versammlungsorte unserer Ahnen, die neben den besagten mystischen Aspekten natürlich wegen der leichten Zugänglichkeit auch einen rein zweckmäßigen Charakter für die universelle Nutzung besaßen.

Heute weisen Landschaftsbezeichnungen, wie das Heide-Naturschutzgebiet "Der Heilige Hain" bei Betzhorn (bei Gifhorn) recht eindeutig auf die Namensentstehung hin. Und es bestätigt die Erklärung oben, dass die Heidelandschaft vordem aus alten, lichten Waldhainen hervorging

Gartengestaltung

Das Motiv des Haines findet sich auch in der Park- und Gartengestaltung und besonders in der Anlage von Landschaftsgärten wieder. Eine Sonderform der Gartengestaltung, welche oft einen hainartigen Charakter besitzen, bilden die sogenannten Bosketts, „Lustwäldchen“ in Barockanlagen. Auch die Alleen gehören in diese Kategorie.