Hühnerhaltung in den Tropen und Subtropen

Hahn und Henne

Hier auf dieser Seite stelle ich das Zusatzkapitel in deutscher Sprache zur Verfügung, welches zur spanischen Version unseres eBooks und Taschenbuches "Garten und Hühnerhaltung rentabel kombiniert" gehört.**
Der Beitrag ist für das Internet etwas modifiziert. Nachdem wir das besagte, sehr informative Hühner-Büchlein (über 160 Seiten) veröffentlicht und auch eine spanische Übersetzung in Angriff genommen haben, fragte ich mich, ob sich die Inhalte nicht auch auf andere Regionen dieser Erde wie beispielsweise die Tropen übertragen ließen, denn schließlich ist das Hobby der Geflügelzucht überall beliebt. Nachdem ich mich ausführlich mit den klimatischen Bedingungen anderer Regionen befasst hatte, stellte ich fest, dass die Unterschiede in Bezug zur Haltung von Geflügel gar nicht so groß sind. Die Anpassungsfähigkeit der Haushuhn-Rassen an verschiedene klimatische Bedingungen ist sehr hoch. Nur anhaltend, starke Hitze und andauernde Feuchtigkeit sind problematisch und das sowohl bei Kälte als auch bei großer Hitze. Aus diesem Grunde unterscheiden sich die Unterkünfte für die Hühner in den verschiedenen Regionen.

In Ländern mit kalten Wintern sind die Ställe im Selbstversorgungsbereich eher klein und sollten absolut frei von Feuchtigkeit und Zugluft sein. In tropischen Regionen  müssen die Tiere mehr Platz haben und das nicht nur in Bezug auf die Breite sondern auch in der Höhe der Ställe. Idealerweise werden sie mit Gitterwänden versehen, die für ausreichend Frischluft sorgen. Überdachungen sollten reichlich Schatten spenden. Die Hühner halten Mittagstemperaturen bis zu 43 °C ohne Leistungsverlust aus, wenn sie die Möglichkeit bekommen, sich nachts bei maximal 25 °C erholen können. Allerdings steigt mit höherer Umgebungstemperatur der Wasserverbrauch der Tiere stark an, was unter Umständen ein beachtenswerter Kostenfaktor sein kann. Verbraucht ein Huhn in Deutschland im Durchschnitt fünf Gramm Wasser pro Stunde, so sind es in heißen Ländern bis zu 30 Gramm.

Prinzipiell ist die Zeit der Mauser in allen Regionen gleich, jedoch unterschiedlich stark ausgeprägt. In ungünstigen Fällen können in den Tropenzonen Hennen bis zu fünf Monate lang die Federn wechseln, und es gibt auch Fälle, dass sich Tiere irgendwann im Jahr zur Unzeit ständig stückweise mausern. In dieser Zeit legen sie kaum Eier.

Allgemein gilt überall der Grundsatz, je später eine Henne in die Mauer kommt, umso besser ist sie zu bewerten. Idealerweise sollten die Tiere nach spätestens zwei Monaten wieder mit dem Legen beginnen. Dabei ist festzustellen, je leichter eine Rasse ist, umso kürzer ist die Zeit ihres Federwechsels. Die Länge der ersten Legeperiode bis zur einsetzenden Mauser lässt sich mit dem Zeitpunkt des Schlüpfens beeinflussen, was ich ausführlich im Kapitel [009]** beschrieben habe. Es gilt überall.

Mitunter wird von Geflügelhaltern auch eine Mauser erzwungen (induzierte Mauser). Ohne auf das Für und Wider eingehen zu wollen, beschreibe ich hier die Praxis. Es wird für diese Zwangsmauser den Tieren zwei Tage lang kein Wasser und kein Futter gegeben und weitere vier Tage lang eine Mangelfütterung durchgeführt mit der auch wieder Wasser gereicht wird. In diesen vier Tagen erhalten die Hühner nur 50 Gramm Körnerfutter pro Tier und Tag [*1]. Im Ergebnis setzt sofort die Mauer ein und diese dauert vier bis höchstens acht Wochen. Nach dieser Prozedur bekommen die Hennen ein höheres Eigengewicht und legen größere Eier, so wie es jedes Huhn nach dem Federwechsel tut. Da dies auch ökonomische Faktoren sind, wird die Zwangsmauser auch zeitlich nach den Gegebenheiten von Absatz und Marktpreisen eingeleitet. Jedoch ist in vielen Ländern diese Methode untersagt, allerdings meist dort, wo durch kühleres Klima der Federwechsels ohnehin ausgeprägter vonstatten geht.

Hühnerrasse Spanier GraphikSpanier, eine alte Hühnerrasse

Auf der anderen Seite mag die oben beschriebene Zwangsmauser vielleicht doch nicht nicht so schlimm zu sein, wenn wir Berichte, wie den folgenden vor Augen haben. So schreibt W. Wegener [*2] in seinem “Hühner-Buch”: “Mir selbst war eine polnische Hauben-Henne in einen Balkenstapel gekrochen [...] und hatte sich zuletzt so eingeklemmt, dass sie nicht mehr zurück konnte. Am sechsten Tage wurde sie zufällig entdeckt - sie lebte noch! [Nach ihrer Befreiung lief] sie ganz munter fort, schien noch mehr Durst, als Hunger zu haben, war etwas abgemagert, befand sich aber sonst ganz wohl, legte in dem Jahr aber kein Ei mehr. Anderweits soll einmal eine Henne neun Tage in der Klemme gewesen sein, sich aber auch wieder erholt haben.”

Zur Verlängerung der Tageszeit im Stall durch eine Zusatzbeleuchtung ist folgendes zu sagen. Selbst für die unter dem Äquator exponierten Länder mit 12 Stunden Tageszeit ist es sinnvoll, diese bis 14 Stunden zu verlängern, wenn eine kontinuierliche Stromversorgung garantiert ist. Diese zwei Stunden mehr an Licht, bringen durchaus auch mehr Eier (oder Fleisch) und es schadet den Tieren nicht. [*1, Seiten 416-428]

Hühnerhaltung und Fischzucht in Kombination

Eine Besonderheit, welche recht oft in tropischen Regionen praktiziert wird und die für die Selbstversorgung geeignet ist, das ist die Verbindung der Hühnerhaltung mit der Fischzucht. Dabei wird den Zuchtteichen Hühnerkot in dosierter Menge beigegeben, so dass er dort das Wachstum von Algen und Zooplankton bewirkt. Beides sind für die Zuchtfische wichtige Futterquellen. Sie werden durch Abfälle aus dem Garten, und etwa 10 Prozent Hühnerfutter ergänzt. Auf diese Art und Weise sind junge Besatzfische nach 6 bis 7 Monaten vermarktungsfähig.

Wer die entsprechenden Voraussetzungen dafür hat und an einer Umsetzung interessiert ist, sollte sich vor der Umsetzung aber genau informieren. Probleme entstehen meist dort, wo derartige Teichanlagen überstrapaziert werden. Erfahrungsberichte aus dem Internet sind zu recherchieren, aber in jeder Hinsicht genau zu prüfen. Und man bedenke den Hinweis von R. Hoffmann (Verein fair-fish) zu dieser Thematik: “Leider ist die Teichwirtschaft gerade in klimatisch besonders geeigneten Ländern aus politischen Gründen unerwünscht, da Konzerne damit kein Geld verdienen.” [*3] [*4]

Zucht und Verbesserung regionaler Hühnerrassen

Viele Gegenden der Welt züchten auch heute noch ihre einfachen regionalen Hühnerrassen (Landhühner), die für die Eigenversorgung nie ihre Bedeutung verloren haben. Diesen gebe ich noch immer den Vorzug, auch wenn sie in ihrer Legeleistung nicht an Hochzuchtgeflügel heranreichen, denn sie sind robuster und haben ein besseres Sozialverhalten. Wer die Hinweise in diesem Buch genau beachtet, der kann in drei oder vier Jahren die eingesessenen Rassen allein durch gezielte Auslese und ein straffes Regiment um gut 50 Prozent in der Legeleistung verbessern und nochmals mehr durch gute Fütterung und Haltungsmethoden und wiederum mehr durch die im Kapitel [007] empfohlene Gebrauchskreuzung. Möchten wir mit dieser Kreuzung heimische Landhühner verbessern, so empfiehlt S. Legel [*1] die Rasse Leghorn als Kombinationspartner. Diese amerikanische Form der Italiener ist im Handel leicht zu bekommen, weil sie die am weitesten verbreitete Hühnerrasse auf der Welt ist.

Zuchtregeln

Wenn die vorliegende Schrift insgesamt weniger tief in die Thematik der Zucht eingeht, so sollen doch an dieser Stelle noch drei altbewährte Regeln erwähnt werden:

1. Werden Hühner unterschiedlich großer Rassen gekreuzt, sollte der Hahn einer kleineren, lebhafteren – und die Henne der körperlich größeren Rasse entstammen und nie umgekehrt. Beispielsweise kann man die Hähne der Leghorn, Italiener oder Andalusier (siehe unten) gut mit heimischen Landhühnern kreuzen. Die Hähne sollte auf jeden Fall jung und agil sein. Schon im zweiten Jahr muss aber der Zuchthahn durch einen neuen, aus fremdem Stalle stammend, ersetzt werden.

2. Nicht die Hühner, welche die meisten Eier legen, sind unbedingt die besten, sondern die, welche in der Zeit punkten, wo frische Eier knapp sind. Je nach Marktlage spielt beim Zuchtziel auch die Größe und der Wohlgeschmack der Eier eine Rolle.

3. Nicht die Tiere, welche ausgewachsen das größte Körpergewicht erreichen, sind die besten Fleischlieferanten, sondern die, welche ein ansehnliches Gewicht in kurzer Zeit  erreichen. Auch das Aroma des Fleisches ist ein wichtiges Zuchtkriterium.

Hinweis auf alte spanische Rassen

Wird das Gebiet der Rassenzucht in der vorliegenden Schrift nur gestreift, kann auch das weite Feld der Hühnerrassen nicht ausführlich behandelt werden. Doch sollten in einer spanischen Übersetzung wenigstens auch kurz die alten spanischen Rassen Erwähnung finden. Abgesehen von Minorka finden sie in ihrer Heimat heute wenig Anerkennung. Doch Kastillaner, Spanier (Weißwangige Spanier) und Andalusier zählen zu den seltenen Hühnerrassen, die in anderen Ländern wie beispielsweise in Frankreich und Deutschland zur Verbesserung der modernen Rassen genutzt wurden. Das Blut der Spanier findet sich in den besten französischen Hühnerrassen wie La Flèch; La Bresse und Le Mans. Auch die in Deutschland gezüchteten Sundheimer haben ihre Wurzeln in spanischen Vorfahren [siehe Kapitel 017]**. Ebenso stammen Deutsches Reichshuhn, Deutscher Sperber, Augsburger, Deutsches Langschan, Sachsenhuhn, schwarze Hamburger und schwarze Italiener [*5] vom spanischen Minorka ab.

Hühnerrasse AndalusierAndalusier

Habe ich nun Anregung gegeben, diese alten Rassen wieder mehr in den Vordergrund zu stellen, so sind es ganz bestimmte Qualitäten dieser Tiere, auf die man das Augenmerk richten sollte. Hat die industrielle Tierzucht mit dem produktiven Leghorn die recht ähnlichen Andalusier verdrängt, sollte der Selbstversorger auch auf die geschmackliche Qualität des Fleisches und der Eier achten. Diese ist bei der alten höher als bei der modernen Rasse.  Zudem ergeben sie bei wenig Futterverbrauch gut mästbare Suppenhühner. Ihr Fleisch ist wohlschmeckend und aromatisch, denn es durchwächst bei geeigneter Fütterung sehr leicht mit Fett. So wie es sein soll. Die Andalusier sind also genau die edlen Suppenhühner, welche ich im Kapitel [011]** bilderreich beschrieben habe. [*6][*7][*8]

Weiterzucht als Gebrauchskreuzungen**

Die folgenden Zuchterfahrungen sind eine Anregung, die im Kapitel [007]** beschrieben Gebrauchskreuzungen auf eigene Art umzusetzen:

1. Andalusier-Hahn und heimisches Landhuhn: Die Nachzucht liefert vorzügliche Tiere, welche schnell wachsen sowie sehr ausdauernde und lobenswerte Eierleger sind. Sie zählen, obwohl sie etwas später anfangen zu legen als die Italiener-Kreuzung, zu den Winterlegern und sind als Eierlieferanten jedem zu empfehlen. [*2]

2. Langschan-, Brahma-, Cochin-Huhn und Hahn einer heimischen Landrasse: Die Nachzucht dieser drei Kreuzungen liefert gewichtige, stattliche Tiere, die sich in alle Verhältnisse fügen und besonders in der Ausdauer der Eierproduktion alle anderen Kreuzungen übertreffen. Ihr Wachstum ist etwas langsam. Beginnen sie deshalb auch etwas später zu legen, so sind sie dennoch unter die Winterleger zu stellen. Die starke Brutlust dieser Kreuzungen lässt sich durch eine weitere Kreuzung mit einer nichtbrütigen, guten Rasse, wie Leghorn, Italiener oder Andalusier vermeiden. [*2]

3. Brahma-Huhn und Andalusier-Hahn: Die Nachzucht liefert tüchtige Fleischhühner, die noch relativ gute Eierleger sind. Die Brutlust der Brahma-Hennen wird durch die Kreuzung etwas gemindert. [*2]

4. Brahma-Huhn und Spanier-Hahn: Diese Kreuzung liefert beste Legehennen. Ebenso möglich, aber etwas unproduktiver ist die Verbindung von Cochin-Huhn und Spanier-Hahn. [*2]

5. Houdan-Huhn und Andalusier-Hahn: Die Linien-Nachzucht dieser Kreuzung hält sich vorzüglich. Junge Hühner legen kontinuierlich, den ganzen Winter und die Eier sind sehr groß. [*2]

Malayen HühnerMalayen-Hühner6. Malayen-Huhn (Kampfrasse) und Spanier-Hahn: Interessant sind alte Berichte über das sogenannte Columbiahuhn (Kolumbiahuhn), zu dem man heutzutage kaum etwas recherchieren kann. Nach Baldamus [*8, Seite 33-36,70] war die Kreuzung der unrentablen Malayen-Rasse (es sind Kampfhühner)  mit Spaniern die erfolgversprechendste Veredlung der spanischen Rassen überhaupt. Ergebnis war eine große, wetterharte, prachtvoll glänzende, schwarze Varietät, welche enorm viele und wohlschmeckende große Eier legte. Man wollte im 19. Jahrhundert diese Mischlinge in Linie zu einer neuen Rasse weiter züchten - eben zur sogenannten “Columbia-Rasse”. Doch die Linienzucht gelang nicht. Nur die Hybridzüchtung scheint hier möglich, obwohl sich die kämpferische Malayen-Rasse mit ihren Nebenlinien bei anderen Zuchtversuchen als Initiator bewährt hat. Sie erneuert und stabilisiert viele moderne Rassen und Hybriden. [*9]

Bildrechte, erstes Beitragsfoto ©vishudream92 Pixabay.com


** Gisela y Thomas Jacob; "La jardinería y la cría de gallinas: una combinación rentable — Una guía basada en la tradición alemana Traducido por Félix Juan Martínez"  (verfügbar ab Januar 2021)

*** Ein Art vereinfachte Hybrid-Züchtung, bei der zwei Rassen gekreuzt und nur die erste Generation (F1) Verwendung findet. Es wird nicht in Linie weiter gezüchtet.
— Siehe auch: Gisela und Thomas Jacob; Garten und Hühnerhaltung rentabel kombiniert; Dohna 2020; Kapitel 007 (nur über amazon zu beziehen)

[*1] Legel, Siegfried (Herausgeber); Nutztiere der Tropen und Subtropen, Band 3; Stuttgart u. Leipzig 1993 
[*2] Wegener, J. F. Wilhelm Wegener; Das Hühner-Buch - Beschreibung aller bekannten Hühnerarten, Anleitung zu ihrer Zucht […]; Leipzig 1861
[*3] http://www.fao.org/3/Y1187E/y1187e15.htm
[*4] Hoffmann, Rudolf;  "Fischzucht nicht generell verteufeln" (Beitrag in der Publikation des Vereins fair-fish, Beitrag in "fish-facts 7:  Fischzucht") Winterthur, Mai 2010
[*5] wikipedia; https://de.wikipedia.org/wiki/Minorka; November/2020
[*6] Schuster, M. J. Schuster; Das Huhn im Dienste der Land- und Volkswirtschaft, sowie des Sports; Ilemnau, 1887
[*7] Hamm, Dr. Wilhelm; Agronomische Zeitung: Organ für die Interessen der gesammten Landwirthschaft, Zehnter Band; Januar bis December 1855; Leipzig 1855.; Seit 245
[*8] Baldamus, August Karl Eduard; Illustriertes Handbuch der Federviehzucht, Band 1; Dresden 1876
[*9] http://sv-malaien.de/

[TJ.28.13] Zählpixel I