Bei sogenannten Trauerbäumen handelt es sich um Gehölze mit tief herabhängender Krone. Der Name assoziiert erst einmal Düsternis und trübe Gedanken. Doch wie in der japanische und chinesischen Gartenkunst, bei der dem melancholischen Ausdruck von Pflanzen, Gestein oder Bauwerken immer etwas Heiteres entgegengesetzt wird, entsteht bei der Hängekirsche Prunus subhirtella 'Pendula' dieser Eindruck von ganz allein und zwar in der Blütezeit. Regelrechte Blütenkaskaden verwandeln den Baum in ein sowohl Heiterkeit als auch Melancholie ausstrahlendes Gewächs.
Namen und Botanik
Es handelt sich um einen sommergrünen Strauch, der auch als kleiner Baum wachsen und vier bis fünf Meter hoch werden kann. Die kräftigen, breit abstehenden Äste hängen kaskadenartig über und neigen sich wieder zum Boden. Die Blätter sind denen unserer Süßkirsche ähnlich, werden nur etwas breiter. Die Blüten erscheinen Ende April. Sie haben eine rosarote Farbe und sind gefüllt, wie im Bild 1) schön zu sehen ist, und einen Durchmesser von zwei Zentimetern. Aus der Ferne erscheint der Flor sehr hellrosa beziehungsweise fast weißlich.
Diese wunderschöne Zierkirsche, die bereits vor über 120 Jahren aus Japan eingeführt wurde und sich bereits vielfach bewährt hat, besitzt noch immer keinen eindeutigen und unverwechselbaren, deutschen Namen. In den verschiedenen Baumschulen ist sie unterschiedlich ausgezeichnet. So trägt sie Namen wie Japanische Hänge-Zierkirsche, Hängende Schneekirsche oder auch Frühlings-Hängekirsche. Ich verwende letzteren Namen, weil er dem Aussehen und der Verbindung zu seinen japanschen Verwandten am nächsten kommt. Botanisch gehört diese Sorte zu den sogenannten Higan-Kirschen (Prunus subhirtella). Das ist eine japanische Zierkirschenart, welche kleinere Blüten ausbildet (je nach Sorte um die 2 cm), als die sogenannten Japanischen Blütenkirschen. Diese haben bis vier Zentimeter breite, meist gefüllte Blüten. Von diesen gibt es ebenfalls eine hängende Sorte mit dem Sortennamen 'Kikiu shidare zakura' (Kaskadenkirsche).
Die Higan-Kirschen, wozu die hier vorgestellte Sorte 'Pendula' zählt, haben im Gegensatz zu den großblütigen Hochzuchtformen mehr das Flair einer Wildkirsche. Prunus subhirtella 'Pendula' wirkt wild und ungestüm mit einem Hauch Melancholie, doch in der Blütezeit wird das durch die heitere Ausstrahlung des Flors abgemildert.
Verwendung
Entsprechend dem äußeren Erscheinungsbild (Habitus) ist die Frühlings-Hängekirsche ideal für naturnah gestaltete Gärten und Grünanlagen. Unter dem Schirm einer auf Hochstamm veredelten Trauerkirsche können wir uns einen romantischen Gartensitzplatz einrichten. Und der Baum ist nicht nur während der Blütezeit dekorativ, sondern auch mit kräftig grünem Laub im Sommer, leuchtend gelb im Herbst und sogar im Winter mit kahlen Ästen.
Unveredelte und damit buschartig wachsende Exemplare kann man von hohen Mauerkronen herab wachsen lassen. Auch in Hanggärten leisten Trauergehölze gute Dienste, weil sie mit ihren herabhängenden Ästen nackt wirkende Hangflächen kaschieren.
Weitere Hängekirschen und ähnliche Sorten
- Prunus x yedoensis 'Shidare Sakura' (der hier vorgestellten Sorte sehr ähnlich)
- 'Kikiu shidare zakura' – Kaskadenkirsche (im Text erwähnt)
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