Wie überall im Leben ist es auch hier, Schwierigkeiten bergen Chancen, und aus dem Garten am Hang können wir mit etwas Geschick etwas ganz Besonderes machen. Liegt das Gelände etwa auf einer Nordseite und hat der Boden eine gewisse Grundfeuchte, so ist es möglich, Rhododendren zu pflanzen und ein Rhododendrongärtchen zu gestalten, wie es uns das Bild 1) zeigt.
Das Terrassieren von Hängen ist recht aufwändig ist, und die Befestigung muss mit Natursteinmauern erfolgen. Doch auch Treppenaufgänge wie hier im Bild 2) können diese Aufgabe übernehmen.
Auf jeden Fall sollte der Hang begehbar gemacht werden und nicht nur eine bepflanzte Böschung sein. Denn um ein echter Hanggarten zu werden, sollte unser Projekt auch einen Zweck erfüllen. Da Wege und Treppen in einer Anlage ohnehin nie ziellos angelegt werden sollten, geben wir ihnen auch hier ein Ziel. Das kann ein schattiger Ruheplatz mit einer schönen Aussicht sein, wobei der Ruheplatz nicht immer nur mit einer Bank versehen sein muss. Es kann auch ein schattiger Platz mit verstecktem Liegestuhl sein, auf dem man bequem die heißesten Stunden eines Sommertages verbringen kann.
Auch ein kleiner Pavillon wie im Bild 3) zu sehen oder eine urige Grillhütte könnte am Hang seinen Platz finden, was natürlich nur mit einem höheren baulichen Aufwand zu bewerkstelligen ist. Aber auf diese Art und Weise wird auch weniger ebener Boden, der in einem Hanggrundstück besonders wertvoll ist, verbraucht.
Weitere Gestaltungselemente und -ideen
Hanggärten wirken nicht selten langweilig, doch eine Möglichkeit haben wir bereits erfahren, wie wir das ändern können und zwar, indem wir Wege einem Ziel zuführen, also zum Beispiel zum Gartenhäuschen als Refugium. Natürlich kann auch schon der Weg an sich malerisch angelegt werden oder romantisch überwachsene Treppen hinaufführen.
Besondere Effekte erzielt man zudem, wie es das Bild 4) zeigt, mit einem Hohlweg. Der Pfad am Hang wurde als solcher ausgebaut, und der Bewuchs überspannt schirmartig den Weg. Damit wird die ehemals schräge Fläche zum geschützten Raum, und es entstehen spannende naturromantische Szenen, da diese gewisse Geborgenheit der imaginären Schlucht als Kontrastprogramm entgegengesetzt wird. Die Wege verlaufen serpentinenartig an der Böschung entlang. An jedem Absatz sollte sich ein kleiner Platz befinden und dieser wiederum einem bestimmten Gartenthema gewidmet sein. So kann sich an einer Etappe eine Bank befinden, ein Pavillon oder auch eine Gartenskulptur. Möglich wäre beispielsweise eine Marienplastik oder gar ein ganzer Passions-Kreuzweg entlang des gesamten Weges. Vielleicht gibt es gute Voraussetzungen, eine (künstliche) Quelle entspringen und an einer Stelle als Wasserfall herabrieseln zu lassen. Ich betone dabei extra das Herabrieseln, denn Wasser können wir in solchen Fällen auch sehr sparsam verwenden. Ein Rinnsal als kleiner Wasserfall wirkt meist geheimnisvoller, als der rauschende Bachsturz. Das Wasser darf dann auch den Weg queren, welcher durch Trittsteine an dieser Stelle begehbar gemacht wird.
Japanischer Fels- und Berggarten
Mit dem Bild 5) sind wir mitten in der fernöstlichen Art, Gärten zu gestalten. Sogenannte Teehausgärten, die für die Teezeremonie konzipiert sind, werden oft an Hängen angelegt. Sie beinhalten häufig das Motiv des Berggartens. Für solche Fälle sieht man in Asien eine hängige Passage eher als Vorteil an, da man lieber bedrohlich wirkende Hänge, Schluchten und Felsen gestaltet, als vordergründig lieblich wirkende Gärten, obwohl man, schon um eine Kontrastwirkung zu erzielen, dem Bedrohlichen stets das Heitere entgegenstellt.
Im Idealfall ist der japanische Teehausgarten einer rauen Berglandschaft nachempfunden, denn er soll rau und düster wirken. Dem gegenüber steht die Architektur, das Menschenwerk. Sie wirkt grazil, einfach, ja beinahe zerbrechlich. Das Teehaus (richtiger gesagt die Teehütte) und alles andere Bauwerk muss sich schlicht in die Natur einfügen. Keinesfalls darf ein solches die Umgebung beherrschen und die Natur dominieren, denn ein Teehausgarten symbolisiert die Demut des Menschen gegenüber der Schöpferkraft. Schön lassen sich in solche Szenen ein Gewässer wie See, Fluss oder Wasserfall integrieren und idealerweise mit einer Bogenbrücke, die uns das Bild 5) zeigt, überspannen. Sicher findest du noch weitere Ideen und Motive, die du in deinem Projekt umsetzen kannst.
Eine weitere sehr interessante Idee zeigt ein japanisches Teehausgärtchen am Hang, wie im Bild 6) zu sehen. Die Hütte und der gesamte Zugangsweg befinden sich auf einem Stück terrassiertem Gelände, aber mitten an einem längeren Hang. Dieser wird optisch jedoch gar nicht wahrgenommen, denn der Bambus lenkt von der Schräge ab, weil er mit seinem aufrechten Rohr die Senkrechte betont. Diese Betonung der Vertikalen fängt den steilen Hang optisch ab.
Sonnige Passagen
Zudem ist Bambus eine gute Böschungsbepflanzung, besonders die niedrigen, mehr bodendeckenden Sorten. Eine ordentliche bodendeckende Bepflanzung am Hang ist wichtig, da diese der Bodenerosion entgegenwirkt. Trockene Hänge sind besonders problematisch, und da ganz besonders im oberen Bereich. Trockenheitsverträglich sind der Perückenstrauch und die Tamariske, die beide durch Schnitt auch baumartig gezogen werden können. Den Perückenstrauch gibt es in verschiedenen Sorten mit grünen, roten oder gelben Blättern.
Als bodendeckende Stauden eignen sich bei Trockenheit am besten Mauerpflanzen. Die letzte Rettung für absolut heiße und trockene Standorte kann die Stauden-Mittagsblume (Delosperma) sein. Sonnige Bereiche im Hanggarten können wir auch dafür nutzen, um Duftpflanzen so zu platzieren, dass sie unserer Nase möglichst nahe kommen. Das ist auf der den Weg begleitenden Hangseite, die nach oben führt, möglich. Da solche Duftpflanzen intensiv von Bienen, Schmetterlingen und anderen Insekten besucht werden, ist es auch eine schöne Möglichkeit für uns, dem Treiben der Tierwelt zuzuschauen. Manche Steingartenpflanzen und -polster kommen auch dann erst so recht zur Geltung, wenn sie aus der Nähe betrachtet werden. Der Hanggarten bietet uns diese Möglichkeit. So bequem Tiere und Pflanzen dem Auge und der Nase so nahe zu bringen, ist in einer ebenerdigen Anlage nicht möglich.
Weinberg anlegen und mediterran gestalten
Nicht unerwähnt sollte die Möglichkeit sein, einen Weinberg anzulegen, wenn wir einen Südhang im Grundstück haben. Es ist erlaubt, 99 Reben ohne irgendwelche behördlichen Genehmigungen anzupflanzen. Wer die Voraussetzungen dafür hat, dem empfehle ich, das zu tun. Ergänzt wird die Weinpflanzung mit Lavendel und Rosen. Diese Kombination ermöglicht es uns, das Projekt zu einem mediterranen Hanggarten, wie beispielsweise ein Terrassengarten im Provence-Stil, werden zu lassen.
Wem ein ganzer Weinberg zu viel Arbeit macht, der kann auch einige wenige quasi symbolisch pflanzen. Dafür kann man sogar alte Weinstöcke kaufen, welche mit ihrem Äußeren bereits diese gewünschte Ausstrahlung haben. Wein gedeiht auch hervorragend an einer Pergola, die sich ebenfalls gut in eine Hanglage integrieren lässt.
Nutzung für die Familie
Zuletzt sei noch einmal daran erinnert, dass der Hausgarten, besonders wenn er nicht groß ist, doch weitgehend als Wohnbereich genutzt werden sollte. Eine Möglichkeit mit Hinweis auf den Pavillon wurde bereits erwähnt. Im Bild 7) ist eine weitere empfehlenswerte Gestaltungsvariante mit einer großzügigen Stufenterrasse zu sehen. Je kleiner ein Garten ist, um so großzügiger sollte die Terrasse konzipiert werden. Wie das Bildbeispiel gut demonstriert, kann mit einer Stufenterrasse auch ein ungünstig gelegenes, winziges Gärtchen optisch zu einer Riesengröße ausgedehnt werden. Die Dekoration kann nun je nach Geschmack mediterran, rustikal, modern oder ganz individuell erfolgen. Pflegeleicht ist ein solches Holzdeck allemal. Selbst die Pflanzkübel könnten mittels automatischer Bewässerung sich selbst überlassen bleiben. Apropos Bewässerung, wer selbst gern badet, der könnte einen Außenwhirlpool integrieren oder eines dieser rustikalen Badefässer. Und wer will, findet bestimmt auch einen Platz, um das ganze mit einer Gartensauna zu komplettieren. So kann das schwierige Hanggelände am Ende doch zum Traumgarten werden, den nicht jeder hat.
Wer Kinder hat, dem fallen ganz bestimmt noch viele weitere Nutzungsmöglichkeiten ein. Die Rutsche, wie im Bild 8) zu sehen, hat automatisch das richtige Gefälle. Ein Baumhaus ließe sich von zwei Ebenen aus begehen, ein Heckenlabyrinth läd zum Verstecken ein.